Waffenschwestern
der Schock beide Gesichter ausdruckslos, aber 496
dann wandten sie sich ab und gingen rasch. So war es besser.
Vielleicht fand Waltraude jetzt eine Möglichkeit, diese Militärs davon zu überzeugen, dass der Schlüssel für die Befreiung von Menschen aus einer feindseligen gesellschaftlichen Umgebung in besserem Nachdenken lag, nicht in besseren Geschützen.
*
»Ich liebe dich wahnsinnig«, sagte Barin, kaum dass sie zur Tür hinaus waren.
»Ich dich auch«, sagte Esmay und blinzelte, um den Blick von Tränen freizubekommen. Dann kicherte sie. »War sie nicht schrecklich?«
»Ja … oh Esmay, wir sollten uns nie, nie wieder streiten !«
»Meine Kusine Luci sagt, Verliebte könnten ruhig streiten und es dann wieder vergessen.«
»Und welche Erfahrungen…?«
»Mehr als ich habe. Sie nannte mich eine Idiotin.«
»Vielleicht hat sie Recht«, sagte Barin und riskierte es nach einem kurzen Blick den Flur hinauf und hinab, eng an sie heranzutreten und an ihren Haaren zu schnuppern. »Aber du bist meine Idiotin.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Liebste Idiotin. Lieutenant, Sir.« Ihm war danach zumute, den Flur entlangzutanzen oder auf den Händen zu laufen oder etwas ähnlich Albernes zu tun. »Oh, nebenbei: Lieutenant Ferradi hat Arrest in ihrem Quartier und erwartet eine Anklage.«
»Was!?«
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»Ich kann dir nicht alles erklären – ich meine, ich sollte es lieber nicht tun, zumindest nicht hier draußen. Aber das war auch der Grund, weshalb ich dir aus dem Weg gehen musste, als du zurückgekommen warst. Ich sollte so tun, als ließe ich mich auf Casea ein.«
»Ich denke, sie hat Lügen über mich verbreitet«, sagte
Esmay.
»Sie hat noch mehr getan – sie hat versucht, belastendes Material in deine alten Personal-und Rechtsdateien einzufügen.
Aber darüber sollten wir jetzt wirklich nicht diskutieren.«
»Prima. Dann diskutieren wir über…«
»Uns«, sagte Barin. »Vielleicht bei etwas Essbarem?«
*
»Also - da unser Agent jetzt bestätigt hat, dass Sera Meager dort ist, und da er weiß, wo sie steckt, kommen wir zu den
Einzelheiten.« Der Sprecher, ein Commander mit den
Schulterstücken des HQ-Stabes, rief eine Karte auf. »Es kommt durchaus vor, dass Männer heimlich über die hintere
Grundstücksmauer des Kinderhorts klettern und einen kurzen Blick auf eine Frau werfen, auf die sie besonders scharf sind.
Unser Agent kann sich Sera Meager schnappen, sie in sein Bodenfahrzeug stecken und in zwanzig Minuten aus der Stadt sein.«
Für Marta klang das nach einem albernen Plan, aber sie hatte den Versuch aufgegeben, die anderen davon zu überzeugen, dass sie mit Brun kooperieren mussten und sie nicht wie ein 498
verlegtes Gepäckstück behandeln durften. Sie warf einen Blick durch den Raum auf Professor Meyerson, die wie üblich mit einem Stapel aus Büchern, Papieren und Datenwürfeln
erschienen war. Meyerson hatte Fußnoten und Literaturhinweise parat, um ihren Standpunkt zu untermauern – der dem Martas ähnelte –, aber auch das hatte nicht funktioniert.
»Was, wenn sie sich widersetzt?«, fragte ein weiblicher Commander auf der anderen Seite des Raums. »Woher soll sie wissen, dass dieser Mann unser Agent ist?«
»Er kann es ihr sagen«, meinte der erste Commander.
Das soll sie einfach glauben, dachte sich Marta, und das nach fast zwei Jahren Gefangenschaft? Vielleicht funktionierte es; andererseits war auch möglich, dass Brun, wie sie nun mal war, den Burschen zu Boden schlug und sich selbst das Fahrzeug schnappte. Und wo stand dann dieser Planungsausschuss? Brun würde keine Ahnung haben, wohin sie sich wenden sollte, und auf dieser Seite würde niemand wissen, was passiert war.
»Der Agent hat uns mitgeteilt, dass er sie mit genügend Geld in einem kleinen Atmosphärenshuttle vom Planeten bringen kann. Er bringt sie aus der Stadt, liefert ihr eine Verkleidung und schickt sie dann zu dieser anderen Person. Unser
gegenwärtiger Plan sieht vor, mit einem SAR ins System
einzudringen – wo es durch Mikrosprünge ganz schön dicht an den Planeten herankommen kann – und Sera Meager
aufzusammeln, während sich der Rest der Einsatzgruppe in einiger Entfernung für den Fall bereithält, dass es
Schwierigkeiten gibt.«
Jemand anderes stellte die Frage nach der Systemverteidigung, die auch Marta auf der Zunge lag, und sie hörte sich 499
die Antwort ohne rechte Konzentration an, während sie sich gleichzeitig fragte, wie es Brun wohl derzeit erging. Auf jeden Fall
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