Waffenschwestern
ertönte. »Verbinden Sie mich mit der internen Sicherheit…«
493
»Admiral Serrano wird jetzt freie Hand mit der Einsatzgruppe haben«, bemerkte Escovar auf dem Rückweg zur Gyrfalcon.
»Warum, Sir?«
»Weil Hornan nicht das Risiko dessen eingehen wird, was Sie vielleicht sagen, falls er den Versuch unternimmt. Spielen Sie nicht den Dummen, Ensign – Sie wissen so gut wie ich, dass er in irgendeiner Weise in die Sache verwickelt sein muss. Zum einen ist Ferradi nicht clever genug, um ohne seine Hilfe an seine Codes zu kommen. Und Pell konnte ihr nicht helfen – ihm fielen nicht mal mehr die eigenen Codes ein, geschweige denn die des Admirals. Falls es jetzt dieser Zivilistin – Lady Marta Wieauchimmer – gelingt, Lord Thornbuckle an die Leine zu nehmen, schaffen wir es vielleicht endlich, diesen Rettungseinsatz in Gang zu bringen.«
»Sir.«
»Das war vielleicht ein Durcheinander«, fuhr Escovar fort und machte jetzt längere Schritte. »Es wäre auch im günstigsten Fall nicht einfach gewesen, aber Thornbuckle war mehr ein Hemmschuh als eine Hilfe, und auch Hornan hat immer wieder Hindernisse aufgebaut - und ich hätte nie gedacht, dass wir auch die übrigen Probleme loswerden, falls wir Ferradi überführen.«
Zum Beispiel die Frage, was mit Esmay Suiza zu tun war.
Barin wartete darauf, dass der Kommandant ihn entließ, suchte dann die erste öffentliche Komnische auf, die er fand, und schlug Esmays Komcode nach. Sie hatte jetzt einen, wie er erfreut feststellte.
Ihre Stimme antwortete knapp und professionell.
494
»Lieutenant – hier ist Ensign Serrano. Ich …« Wie drückte er das am besten aus? »Ich würde gern … Ich muss — mit Ihnen reden.«
Eine lange Pause, in der er spürte, wie ihm erst heiß wurde, dann kalt und dann erneut heiß.
»Im Büro oder … Ich meine …« Ihr Ton war weicher
geworden, und sie klang jetzt fast so zögernd wie er.
»Egal wo. Sie müssen etwas erfahren, und außerdem…«
Außerdem liebe ich dich wahnsinnig war nichts, was er über eine öffentliche Verbindung sagen konnte.
»Wie wäre es mit der Bibliothek des Stützpunkts? In zehn Minuten? Fünfzehn?«
»Fünfzehn; ich befinde mich direkt neben der Gyrfalcon.«
Er schaffte es trotzdem in zehn, und erst, als er beinahe zwei Commander überrannte, die vor ihm spazieren gingen, wurde ihm klar, welches Tempo er angeschlagen hatte. Geduld! Ruhe!
Er blieb vor der Tür zur Bibliothek stehen und konnte Esmay nicht sehen, in beiden Richtungen nicht. Er duckte sich hindurch, und – da war sie.
»Lieutenant…«
»Ensign.« Aber ihre Augen leuchteten; ihr ganzes Wesen
leuchtete. Und da glaubten manche Leute doch tatsächlich, er könnte sich zu Casea Ferradi hingezogen fühlen!
»Es tut mir so Leid …«, sagte er und stellte fest, dass sich seine Worte mit ihren verhedderten. Es waren die gleichen Worte. Schweigend sah er sie an, und sie sah ihn an.
495
*
Waltraude Meyerson hatte den lahmen Versuch des jungen
weiblichen Offiziers verfolgt, ein Interesse am Online-Katalog vorzutäuschen. Eindeutig wartete die Frau auf jemanden; Waltraude hatte mehr als einmal miterlebt, wie ein Student herumhing und auf einen anderen wartete; so etwas konnte sie nicht übersehen. Und klar doch, wenige Minuten später traf ein junger männlicher Offizier ein. Sie redeten miteinander; sie brachen ab; sie wurden rot und stammelten. Das war alles ganz normal, aber es lenkte auch sehr ab, wenn Waltraude gerade versuchte, Professor Lemons Daten mit ihren eigenen in
Zusammenhang zu bringen und dem makellos organisierten
Bericht zugrunde zu legen, den sie in wenigen Stunden vorlegen würde.
Der Bibliothekar war natürlich nirgendwo zu sehen, wie
immer zu dieser Tageszeit. Das machte Waltraude normalerweise nichts aus, da sie seine Hilfe nicht brauchte, um durch die eigenen und Professor Lemons Datenbanken zu navigieren, aber der Mann war eigentlich dafür verantwortlich, hier für Ordnung zu sorgen. Ohne seine Anweisungen und sich selbst überlassen, würden diese beiden stundenlang süße Bedeutungslosigkeiten murmeln … Waltraude kannte diesen Typ. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und räusperte sich. Die beiden blickten sie mit dem für junge Liebe so typischen schuldbewussten Ausdruck an.
»Wir sind hier in einer Bibliothek, nicht an einem Ort für Stelldicheins«, sagte sie in bestimmtem Ton. »Seien Sie bitte so freundlich, Ihrer Leidenschaft anderswo zu frönen.« Für einen Moment machte
Weitere Kostenlose Bücher