Waffenschwestern
Shuttle wieder, das jetzt mit hoher Geschwindigkeit eine selbstmörderische Sturzbahn
hinunter zum Planeten beschrieb.
»Auf diese Weise verbrennen sie schon beim ersten Anflug«, sagte Koutsoudas. »Was zum Teufel denkt sich das Mädchen eigentlich? Hat sie die Kontrolle über die Maschine verloren?«
»Vielleicht hat sie nicht mehr genug Treibstoff für einen geordneten Landeanflug«, meinte jemand anderes. »Vielleicht verbrennt sie lieber, als…«
»Sie ist nicht mehr an Bord«, warf Esmay ein. Sie spürte ihr Herz klopfen; sie wusste ohne jeden Zweifel, was Brun getan hatte.
»Was, Sie denken, das Ding fliegt sich selbst? Sie waren es doch, die gesagt hat, dass dort nicht genug Raumanzüge an Bord sind; sie können also nicht in den Weltraum ausgestiegen sein.«
»Es sei denn, sie haben etwas gefunden, wo es Raumanzüge gab oder einen Luftvorrat«, sagte Esmay. »Falls das so ist…
kann ich mir gut vorstellen, dass Brun das Shuttle als Köder losschickt.«
»Die einzige aktive Raumstation – das einzige Objekt mit Luft und Raumanzügen hier oben – ist die Hauptstation, wo die Elias Madero angedockt liegt«, sagte Koutsoudas. »Ich kann dafür garantieren, dass das Shuttle dort nicht angedockt hat –
wenn man überhaupt mal außer Acht lässt, dass man sie dort gleich gefangen genommen hätte, weil die Station bemannt ist.«
»Ah – oh!«
Sie drehten sich um. Die Milizschiffe hatten nicht erst abgewartet, ob das Shuttle wohl in der Atmosphäre verglühte.
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Aus sicheren Positionen außerhalb der Gefahrenzone heraus hatten sie der Maschine Raketen nachgeschickt, und das
ersterbende Glühen auf dem Bildschirm zeigte, dass sie sie getroffen hatten.
»Nun«, meinte Kommandant Solis, »das war es also. Mal
abgesehen von Lieutenant Suizas unwahrscheinlicher Idee, dass irgendwo im Orbit zwei Raumanzüge treiben, sind sie tot.
Niemand überlebt einen direkten Treffer gegen ein Shuttle.«
Esmay war derweil schon damit beschäftigt, Koutsoudas'
Scannerdaten vom Orbitalmüll zu sichten. »Ich habe hier etwas
– und es deckt sich mit dem Ursprung der letzten Schubphase des Shuttles.«
»Es ist ein Wrack«, sagte Koutsoudas nach einem kurzen
Blick darauf. »Im Kern steckt ein alter Reaktor, aber der Rest hat Umgebungstemperatur.«
»Es ist groß genug«, wandte Esmay ein. »Der Shuttlekurs nimmt hier seinen Anfang…«
Koutsoudas seufzte und zog eine vergrößerte Version der Miniskizze im Katalog hervor. »Sehen Sie mal – das Objekt ist groß, aber ein Wrack. Sogar von hier aus kann man sehen, dass ganze Abschnitte davon zum Vakuum offen stehen…«
Esmay blinzelte. Zum Vakuum offen, ja, aber … sie erinnerte sich an die Herstellungsanlage für Spezial-Stoffe auf der Koskiusko, die ebenfalls offen gestanden hatten. »Handelt es sich womöglich um eine Vakuumfabrik?«
»So etwas haben die Leute hier nicht«, sagte Kommandant Solis. »Sie kaufen oder stehlen, was sie an weltraumgefertigten Produkten benötigen.«
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»Heute tun sie das«, entgegnete Esmay. »Aber hat der
Guernesi-Botschafter nicht erwähnt, dass es früher hier eine solche Anlage gab – ehe die Miliz den Planeten übernahm?«
»Das maßgebliche Wort hier lautet Wrack, Lieutenant. Selbst falls Brun und ihre Gefährtin es bis dorthin geschafft haben, wird es ihnen nichts nützen. Keine Luft, keine Lebensmittel, keine wirksamen Schilde, keine Waffen.«
»Womöglich haben sie dort Raumanzüge vorgefunden, Sir.
Selbst wenn die Miliz das Objekt geplündert hat, haben sie vielleicht nicht alles mitgenommen. Ich denke, dass Brun dort ist, und ich denke, wir sollten sie herausholen.«
»Ich denke, Sie versuchen Ihre Karriere zu retten, Lieutenant, und zwar auf Kosten von Menschenleben.« Solis musterte sie finster.
Schweigen senkte sich über die Brücke; Esmay hörte jeden Atemzug jeder Person hier. Dann hörte sie sich selbst reden.
»Sir, der Kommandant hat das Recht, sich jede beliebige Meinung von mir zu bilden. Aber diese Frau – diese Frauen –
haben nur eine Chance zu überleben, und sie besteht darin, dass jemand auf unserer Seite mit Luft und Schutz zu ihnen
vordringt, ehe ihnen entweder die Luft ausgeht oder sich die bösen Buben ausrechnen, dass das Shuttle nur ein
Ablenkungsmanöver war. Falls der Kommandant mir
ränkeschmiedende Großmannssucht unterstellt, dann haben wir noch andere Leute an Bord, die den Rettungseinsatz ausführen können. Aber er muss ausgeführt werden.«
Solis betrachtete sie
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