Waffenschwestern
Kontrollzentrum zurück. »Das Licht brennt auf ganzer Länge dieses Korridors. Ich konnte allerdings nicht in alle Kabinen sehen. Wo ich nachsehen konnte, waren einige dunkel und andere nicht. Du musst einen Hauptschalter erwischt haben.«
Brun nickte und deutete auf die Steuertafel für die
Beleuchtung. Sie zeigte an, dass die Lampen auf der ganzen Station Strom erhielten; außerdem war angegeben, welche Lampen ausgeschaltet waren und welche nicht funktionierten, obwohl sie eingeschaltet waren. Brun deutete auf weitere Steuertafeln; Hazel beugte sich näher heran. Brun hatte die Energieanzeigen für den internen Reaktor gefunden – der fast erschöpft war und weniger als 40 Prozent seiner früheren Leistung erbrachte – und für die Solarkollektoren, die ebenfalls unter Nennwert blieben. Wenn sie an die Schäden dachte, die sie von außen gesehen hatte, glaubte sie das gern. Trotzdem, die Station war als Standort für Forschung und Produktion
konstruiert worden; selbst die jetzt noch verfügbare Energie reichte mühelos, um überall an Bord die Lebenserhaltung wieder in Gang zu bringen, falls sie nur den Luftvorrat fanden.
Den Vorrat für den Stationskern hatte Brun schon gefunden –
die Abwärme des Reaktors hatte schon all diese Jahre lang die Pflanzenbasis des Umweltsystems genährt, und die sich langsam akkumulierende Luft war unter Druck gespeichert worden. Aber sollte Brun jetzt die Atmosphäre aufbauen? Das würde es überflüssig machen, Tanks mitzuschleppen, und damit die Lebensdauer der Tanks strecken, aber gleichzeitig beweisen, dass jemand an Bord war – denn eine Atmosphäre war von
außen leicht zu entdecken. Falls außerdem feindliche Kräfte die 573
Station hochjagten, dann kostete es Brun und Hazel das Leben, wenn sie keine Raumanzüge trugen.
Brun dachte immer noch darüber nach, als Hazel ihr einen Handcomputer mit Stimmausgabe brachte … Brun lächelte und nahm ihn. Er verfügte über Standardstecker, also schloss ihn Brun an die äußere Helmfunkbuchse an und drückte auf einige der voreingestellten Tasten. Sie konnte zwischen drei Sprachen und zwanzig vorprogrammierten Meldungen wählen. »Alles
korrekt«, sagte eine blecherne Männerstimme mit starkem Akzent. Brun sah Hazel an und legte den Kopf schief.
»Ich habe nichts gehört«, sagte Hazel. »Vielleicht musst du erst die Sendetaste im Helm drücken, damit andere Raumanzüge dich empfangen.«
Wie lästig! Brun fummelte am Computer herum und drückte die Helmsendetaste mit dem Kinn, als sie die voreingestellte Mitteilung aktivierte. »Alles korrekt.«
»Jetzt hab ich's gehört!«, rief Hazel. »Vielleicht finden wir noch ein Gerät, das mehr kann.«
»Alles korrekt«, drückte Brun erneut. Dann bediente sie nacheinander jede Taste, um sich davon zu überzeugen, welche Mitteilungen darunter gespeichert waren, und sie wiederholte den Vorgang, um zu üben, wie sie »Hilfe!« und »Gefahr!« und
»Arbeitsmeldung!« sagen konnte. Eine der Tasten übermittelte kein Stimmsignal, sondern ein elektronisches Piepen, das nach Bruns Überzeugung wahrscheinlich eine Art ID-Code für den Zentralcomputer war. Diese Taste bediente sie nur einmal.
Neben den vorprogrammierten Mitteilungen verfügte der
Handcomputer noch über Eingabemöglichkeiten für weitere 574
Daten. Brun probierte es mit »Funktioniert das?«, aber Hazel schüttelte den Kopf.
*
Der Experte wartete darauf, dass dem Autorisierungssignal Anweisungen folgten. »Funktioniert das?« wurde keinem seiner Protokolle gerecht, aber seine Sprachverarbeitung zeigte sich der Aufgabe gewachsen, diese Worte zu interpretieren. Sie mussten bedeuten: »Hat das Expertensystem diese
Autorisierung empfangen, und versteht es Tastatureingaben?«
»Zu Ihren Diensten«, übermittelte er auf den korrekten
Frequenzen. Beide Menschen erstarrten auf diese typische Art, die Menschen zeigten, wenn sie mit neuartigen oder
unerwarteten Daten konfrontiert wurden.
»Was war das?«, fragte die Person, die den Autorisie-rungscode nicht übermittelt hatte. Der Experte wartete darauf, dass die andere Person sie beruhigte, während er einen
kompletten Satz Messwerte aus dem Raumanzug abspeicherte, die auf Ermüdungsgifte und leichte Unterkühlung hinweisen; gleichzeitig analysierte er das Stimmmuster und folgerte daraus, dass es sich bei der Sprecherin um eine pubertierende weibliche Person handeln musste, mit Gaesh als Muttersprache und dem Akzent, der eher zu den hiesigen Kauffahrern aus
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