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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Puppen und fing mit ihnen das Tanzspiel an, das sie sich ausgedacht hatte.
*
    Jedes Wort, das Brun zu Esmay gesagt hatte, schien wie mit Säure in ihre Haut eingeätzt. Nur eine Frage der Übung, hatte 197
    sie gesagt. Stelle dir einfach Kolben und Zylinder vor, hatte sie gesagt. Kein Problem…
    In der Stille ihrer Gedanken entschuldigte sie sich ein ums andere Mal, schrie Worte hervor, die sie nicht mehr laut aussprechen konnte. Wie hatte sie sich nur so irren können? So dumm sein können? So arrogant? Wie hatte sie nur glauben können, das Universum wäre für sie persönlich zurechtgemacht worden?
    Ihr Körper tat weh, war wund und empfindlich vom
    Augenblick des Erwachens bis zum Wiedereinschlafen.
    Sie alle hatten sie benutzt, immer wieder, tagelang … wie viele Tage lang, das wusste sie nicht. Wenigstens einen Monatszyklus hindurch, denn sie hatte schwer geblutet. In dieser Zeit fassten sie sie nicht an, wollten nicht mal die Kabine betreten. Nicht, bis sie wieder »rein« war … und dann begann alles von neuem.
    Als ihre Brüste anschwollen und wund auf die Berührung
    reagierten, zuckte sie vor einem der Männer zurück. Er hielt inne. »Schlampe!«, sagte er warnend. Dann stieß er ihre Brüste an und wich zurück. Brun lag schlaff da; ihr war alles egal. Falls es zurzeit nicht wehtat, reichte das. Ein weiterer Mann trat ein
    … der eine, wie sie erkannte, der eine Art Arzt war. Er betastete ihre Brüste, maß ihre Temperatur und entnahm eine Blutprobe.
    Ein paar Minuten später grinste er.
    »Du bist schwanger. Gut.«
    Gut? Dass sie das Kind eines dieser abscheulichen Monster trug? Er schien ihre Gefühle aus dem Gesicht ablesen zu können.
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    »Du wirst nicht in der Lage sein, etwas Unnatürliches zu tun.
    Falls du es versuchst, wirst du allein eingesperrt. Kapiert?«
    Sie funkelte ihn an, und er ohrfeigte sie. »Du bist nur schwanger, nicht verletzt. Du wirst angemessen antworten, wenn ich dir eine Frage stelle, kapiert?« Widerwillig nickte sie.
    »Zieh dich jetzt an.«
    Unter seinen Augen fummelte sie sich wieder in das hässliche Röhrenkleid hinein, das das Mädchen für sie angefertigt hatte, und band die Schnüre zu, die es hielten. Sie legte sich das Stück Tuch, das die Arme bedeckte, um die Schultern. Sie hatten noch keine Möglichkeit gefunden, Ärmel in das Kleid einzuarbeiten.
    »Komm mit«, sagte er zu ihr und führte sie zu der Kabine zurück, wo das Mädchen und die Kleinen warteten. Das
    Mädchen blickte sie an und wandte sich ab. Brun wusste nicht recht, wie alt das Mädchen war; sie schien sehr jung, vielleicht elf oder zwölf, aber falls sie ein Implantat aufwies, das die Pubertät verzögerte, konnte sie bis zu achtzehn Jahre alt sein.
    Hätten sie nur miteinander reden können – auch nur Briefe austauschen können … Aber in der Kabine waren keine
    Schreibutensilien zu finden, und das Mädchen weigerte sich zu reden und wandte immer den Blick ab, wenn Brun mit den
    Lippen Worte für sie bildete.
     
    Ein Tag folgte auf den Nächsten, alle unerträglich in ihrer Gleichförmigkeit. Brun verfolgte mit, wie das junge Mädchen die Kleinen stillzuhalten und mit ihnen zu spielen versuchte, wie sie sie fütterte und die Kabine sauber hielt. Sie war immer sanft zu den jüngeren Mädchen, immer fleißig um sie besorgt. Das Mädchen akzeptierte Bruns Hilfe, schien sich aber vor ihr zu 199
    fürchten. Wenn sie ihr das Essen hinhielt, das man ihr befohlen hatte, Brun zu verabreichen, hielt sie den Blick immer gesenkt oder zur Seite gewandt.
    Brun hatte keine Möglichkeit, die Zeit zu messen, außer am Wachstum ihres Leibesumfangs. Als sie die erste vage
    Bewegung in sich spürte, die sie nicht mehr ignorieren konnte, brach sie in Tränen aus. Nach einer Weile spürte sie, wie ihr jemand sachte den Kopf tätschelte, blickte durch den
    Tränenschleier und erkannte eines der Kleinkinder – das Mädchen namens Stassi. Das Kind legte den Kopf an ihren.
    »Nicht weinen«, sagte es ganz leise. »Nicht weinen.« »Stassi, nein!« Das war das ältere Mädchen, und sie zog das Kind weg.
    Brun fühlte sich auf eine neue Art und Weise verletzt. Glaubte das Mädchen vielleicht, sie würde dem Kind wehtun? Durfte sie niemanden haben, der ihr Trost schenkte? Sie bemühte sich, das Schluchzen zurückzuhalten, schaffte es aber nicht.
     
    Um sich von sich selbst abzulenken, versuchte sie mehr auf die anderen zu achten, besonders das ältere Mädchen. Sie konnte nicht zu den Piraten gehören –

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