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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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jedenfalls nicht ursprünglich. Sie nähte ungeschickt, hatte keine wirkliche Ahnung, wie man Stoff formte, damit er der menschlichen Gestalt passte. Wenn die Männer Kleidungsstücke brachten, die repariert werden sollten, konnte Brun sehen, dass man sie ursprünglich mit großer Geschicklichkeit angefertigt hatte … von Hand genäht, wie die teuersten »folkloristischen« Importe, wobei die Stiche ganz leichte Unregelmäßigkeiten aufwiesen. Sicherlich hätte sich ein Mädchen dieses Volkes in diesem Alter darauf verstanden, es richtig zu machen. Brun sah das Mädchen an, deren braune Haare wie ein Vorhang über beide Gesichtshälften hingen. Brun 200
    kannte nicht mal ihren Namen … die Männer nannten sie immer Girlie und die Kleinen Baby.
    Wenn das Mädchen nicht zu denen gehörte, woher stammte
    sie dann? Bislang gab es keine Hinweise … der Pullover konnte von überall her stammen, gehörte zu Millionen, wie sie in Mittelpreisläden auf jedem Raumhafen verkauft wurden.
    Raumhafen? Hatte man sie von einer Raumstation entführt?
    Oder einem Schiff? Nach Haut-und Haarfarbe zu urteilen, nach ihrem Gesicht, konnte sie von irgendeinem von hundert
    Planeten stammen, von irgendeinem von Tausenden Schiffen.
    Und doch war sie sie selbst, ein Individuum, genau wie Brun.
    Sie hatte eine Vergangenheit; sie hatte auf eine Zukunft gehofft.
    Normal … und sehr real. Brun ertappte sich dabei, wie sie sich eine Familie vorstellte, zu der das Mädchen gehörte, ein Zuhause … und sich fragte, ob die Kleinen ihre Schwestern waren oder nur weitere entführte Kinder. Wie ertrug das Mädchen nur diese Lage?
    Erneut brach Brun in Tränen aus; sie umklammerte den
    anschwellenden Bauch. Das Mädchen warf ihr einen kurzen, vorsichtigen Blick zu. Dann streckte sie zum ersten Mal die Hand aus und tätschelte Bruns Hand. Das reichte. Brun weinte noch heftiger und wiegte sich vor und zurück.
     
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Kapitel acht
    Nachdem die Shrike den Frachter auf Kurs gebracht hatte, legte sie einige Tage später sachte wie eine Spinne, die auf einem Baum landete, am Dockring von Overhold an – der größeren der beiden Orbitalstationen, die Bezaire versorgten. Esmay leitete unter Solis' wachsamem Blick die Andocksequenz; sie tat es zum ersten Mal. Alles lief glatt; Solis nickte, als die Statuslampen auf Grün sprangen, und wandte sich dann an den Stationsmeister. »RSS Shrike hat angedockt; Erlaubnis, die Luken zu öffnen?«
    »Erlaubnis gewährt. Alle Personen, die von Bord gehen,
    müssen ihre ID am Sicherheitsschalter gegenüber der
    Andockbucht nachweisen.«
    »Verstanden, Stationsmeister. Wir rechnen mit einem kurzen Aufenthalt ohne Freigang. Mein Quartermaster kommt auf die Station, um unsere Vorräte zu ergänzen.«
    »Verstanden, Shrike. In Ihrem Fach wartet ein Hardcopy-Paket.«
    »Danke, Sir.« Solis schnitt eine Grimasse, als er den Monitor ausschaltete. »Idiotischer Zivilist… spricht das über
    Stationskom offen aus, wo es jeder mit einem halbwegs
    brauchbaren Datensauger mithören kann!« Er wandte sich
    Esmay zu. »Lieutenant, Sie haben die Brücke, während ich auf der Station bin und unsere Post hole. Ich rechne damit, weniger als eine Stunde von Bord zu sein. Falls ich mich verspäte, rufe ich Sie an.«
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    »Sir.« Esmay schaltete den internen Kom ein. »Sicherheitseskorte für den Kommandanten zur Zugangsluke –
    ruckzuck!«
    »Und … ich denke, wir führen auch eine Scannerübung
    durch. Niemand hat Overhold mehr überprüft, seit Hearne hier vorbeigekommen ist, und es besteht kein Grund, ihren Daten zu trauen. Sie können das arrangieren, solange ich unterwegs bin.«
    Nichts zeigte sich im Scanner, bis Solis zurückkehrte, aber er schickte Esmay los, um weitere Routineaufgaben
    wahrzunehmen. Eine halbe Schicht später kam Chief Arbuthnot verärgert von der Station zurück und sprach mit dem Koch, während sich Esmay gerade in der Küche aufhielt und die Abflussrohre kontrollierte.
    »Sie haben keine arpetanische Marmelade vorrätig, und wir brauchen sie doch für das Geburtstagsessen des
    Kommandanten! Ich bekomme sie sonst immer hier; sie ist von besserer Qualität als die, die man aus den Vorräten im HQ
    kriegt. Sie sagen, sie rechnen erst mit der Ware, wenn das Boros-Schiff auf seiner Rundfahrt hier anlegt. Du weißt ja, wie gern der Kommandant die arpetanische Marmelade isst,
    besonders die grüne, die mit Ingwer gewürzt ist.«
    »Komisch. Sollte das Schiff nicht längst hier sein?« Der Koch blickte auf einen

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