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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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der PC hochgefahren war. Endlich konnte er die Karte in die entsprechende Vorrichtung stecken. Ein Fenster öffnete sich. Er klickte auf »Ordner öffnen«.
    Malte blinzelte ungläubig, als er sah, dass sich auf der Karte nur eine einzige Datei befand. Ein Dokument. Keine Videos, keine Fotos. Lediglich ein Dokument. »Für Malte«, hieß es. Und es enthielt nur einen einzigen Satz: »Drei Mal werden wir noch wach …«
    * * *
    Malte muss die Karte inzwischen erhalten haben. Er kann jedem etwas vormachen, mir nicht. Er ist ein Feigling, der sich an den Erfolg von anderen hängt, der sich in deren Ruhm sonnt, der selbst nichts auf die Reihe bekommt.
    Was er wohl gedacht hat, als er die Nachricht sah? Diesen einen, diesen einzigen Satz, der seine Zukunft, seine ach so kurze Zukunft voraussagt. Ob er meine Botschaft verstanden hat? Ich glaube nicht. So wie ich ihn kenne, bekam er nur Angst, alles würde auffliegen. Ich sehe ihn förmlich vor mir, als sein beschränktes Hirn zu denken begann. Natürlich wird er zu keinem Ergebnis gekommen sein, wie auch? Es amüsiert mich, daran zu denken. Auch Fabian hat nicht kapiert, was ihm bevorstand. Auch er war zu sehr von sich selbst überzeugt, um damit zu rechnen, dass jemand an seinem Supermann-Image kratzen, ihn demontieren könnte. Fabian hat erst direkt vor seinem Tod erkannt, dass man mich nicht unterschätzen darf.
    Malte lasse ich noch zwei Tage.
    Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass ich sein Leben in der Hand halte. »Drei Mal werden wir noch wach …« Malte wird auf das Datum des Poststempels geschaut und nachgerechnet haben. Drei Mal, das ist morgen um. Ich bin gespannt. Werde ihn beobachten. Garantiert wird er ängstlich sein, er ist nicht der Obermacho, den er gern herauskehrt. Übermorgen wird seine Überheblichkeit seine Angst besiegen. Er wird alle Befürchtungen über Bord werfen und sich vorkommen wie ein gestärkter Phoenix aus der Asche. Seine Überheblichkeit wird keine Grenzen mehr kennen. Bis er am dritten Tag erkennt, dass er sich geirrt hat. In dem Augenblick, in dem er stirbt.

Donnerstag
    Volker Wilken saß am Schreibtisch auf seiner Kammer, die er sich mit einem Kameraden teilte, als Malte Kleen die Tür öffnete. »Wir müssen reden.«
    »Lass uns in die Messe gehen«, schlug Volker vor, doch Malte lehnte das brüsk ab.
    »Wir bleiben hier.« Er schloss die Tür des kleinen Raumes, an dessen rechter Seite sich eine Art Etagenbett befand. Übereck zur linken Seite hin stand die schmale Schreibtischkonstruktion, und von dort bis zurück zur Tür waren zwei Spinde installiert. Der Abstand zwischen diesen Spinden und dem gegenüberliegenden Etagenbett betrug gerade mal einen guten Meter.
    »Was gibt’s?«, fragte Volker.
    »Das hier war in meiner Post.« Malte zog etwas aus seiner Hosentasche und schmiss es vor Volker auf den Schreibtisch. Der warf nur kurz einen Blick darauf.
    »Eine SIM -Karte?«
    »Das ist eine SD -Karte, du Vollidiot. So eine Karte wie in Fabians Handy.«
    »Ist sie das?« Panisch sah Volker Malte an. Gleich darauf glättete sich sein Blick und wich Erleichterung. »Na Gott sei Dank! Dann können wir uns ja entspannen. Wo hast du sie gefunden?«
    Malte verdrehte die Augen. »Sag mal, bist du so naiv oder tust du nur so? Das ist nicht Fabis Karte. Ich hab’s dir doch grad gesagt: Sie war in meiner Post. Und auf diesem verdammten Ding ist außer einem einzigen Satz nichts drauf: ›Drei Mal werden wir noch wach.‹«
    »Drei Mal werden wir noch wach? Was soll denn der Schwachsinn?« Volker schüttelte den Kopf. »Das stammt doch aus einem Weihnachtslied, oder?«
    »Schlaues Kerlchen. Ja. Weiter heißt es: ›Heißa, dann ist Weihnachtstag‹ oder so.«
    »Ja, und was soll das heißen?«
    »Genau das ist die Frage. Ich hab erst gedacht, da will mich jemand veräppeln. Es ist ja kein Geheimnis, dass Fabi ständig alles mit dem Handy aufgenommen hat und wir drei so manchen Unsinn zusammen angestellt haben. Was also wäre, wenn jemand Fabians Handy in die Finger bekommen hat …« Malte ließ den Satz in der Luft hängen, aber Volker hatte ihn auch so kapiert.
    »Dann könnte er sich alles angesehen haben. Das ist ’ne Drohung, oder?«
    »Möglich wär’s.«
    »Aber Fabi hat es dabeigehabt und damit telefoniert, als wir am Nassauhafen waren. Dann kann doch nur …« Volker stockte.
    »Genau. Wenn man eins und eins zusammenzählt, hat derjenige, den Fabi nach unserem Abendessen getroffen hat, das Handy.«
    »Scheiße. Mensch,

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