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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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er auch nicht, denn das Appartement war mehr als spärlich eingerichtet. Dass er überhaupt über eine kleine Küche verfügte, war dem Vermieter zu verdanken, der eine Küchenzeile mit Mikrowelle und kleinem Kühlschrank eingebaut hatte. Auch das Badezimmer war vorzeigbar. Den Wohnraum, den er selbst hatte einrichten müssen, konnte man nur als zusammengestückeltes Chaos bezeichnen. Seine Wäsche stapelte sich in einem Billig-Regal, auf dem Fußboden stand ein großer Fernseher. Ein kleiner Tisch mit drei Stühlen und das Bett mit dem Kopfende an der Wand vervollständigten das Mobiliar. Ärmlich, traurig, scheißegal.
    Eigentlich hatte er auch seine Skatkumpels nicht hier haben wollen, aber Fabian hatte darauf bestanden. »Wenn wir wirklich Freunde sind, weiß man, wie die anderen wohnen«, hatte er gesagt, und Malte hatte unbehaglich geantwortet, er wolle die Wohnung nicht zum Repräsentieren nutzen, sie sei lediglich ein Übergang. Er wisse genau, wie die Räumlichkeiten aussehen sollten, in denen er später residieren würde. Fabian hatte das mit einem beiläufigen Winken abgetan. So hatten sie reihum bei jedem von ihnen gespielt. Und es waren nette Abende geworden.
    Malte nahm die Plastiktüte mit den Einkäufen aus dem Kofferraum und lief auf die Tür aus dunklem Holz zu, durch die die Mieter das Haus auch von der Rückseite betreten konnten. Er schloss auf, ging durch den Fahrradkeller ins Treppenhaus, öffnete den zu seinem Appartement gehörenden Briefkasten, fischte Post und Werbung heraus und lief in den vierten Stock hinauf. Es roch nach frisch gebratenen Frikadellen und Rotkohl. Darauf hätte er auch mal wieder Appetit. Er selbst kochte zwar nicht, ihm reichten Mikrowellenfertiggerichte, doch seine Mutter konnte das ganz prima. Nur mit Soßen stand sie auf Kriegsfuß, aber Malte aß Frikadellen auch gern mit Senf und mischte Kartoffeln und Rotkohl durcheinander. Während er den Gang zu seiner Wohnungstür hinunterlief, nahm er sich vor, am kommenden Wochenende nach Hause zu fahren. Seine Mutter würde sich bestimmt freuen und gern für ihn kochen. Ja, das war eine gute Idee. Er sperrte seine Wohnungstür auf, warf die Post auf den kleinen Esstisch und holte aus der Plastiktüte eine Packung Chips und eine lauwarme Flasche Bier. Dann ließ er sich auf einen Stuhl plumpsen.
    Gemessen an den engen Verhältnissen an Bord, war diese Wohnung das Paradies. Nebenan hörte er das Radio seiner betagten Nachbarin dudeln, aber im Vergleich zu den Geräuschen auf der »Jever« entsprach das Radioquieken einem leisen Streicheln seiner Gehörknöchelchen.
    Die Flasche war nach wenigen Zügen leer. Malte entschloss sich, die Post bei einem zweiten Bier durchzugehen, zuvor jedoch eine Ladung Wäsche anzustellen. Eine eigene Waschmaschine war das Einzige, worauf er bei seinem Einzug Wert gelegt hatte. Allein der Gedanke, seine Sachen außerhalb der Einsätze in einem öffentlichen Salon oder gar einer allen Mietern zugänglichen Waschküche waschen zu müssen, war ihm zuwider.
    Die Waschmaschine im Badezimmer begann zu arbeiten, er öffnete das zweite Bierchen und sah beiläufig durch, was er aus dem Briefkasten geholt hatte. Viel Post bekam er ohnehin nicht, heutzutage lief die persönliche Kontaktpflege fast ausschließlich über E-Mail, Facebook und WhatsApp. Normalerweise bestand seine Briefpost aus Infobriefen von irgendwelchen Firmen, bei denen er mal etwas bestellt hatte, oder aus Rechnungen von seinem Telefonanbieter.
    Umso verblüffter war Malte, dass sich zwischen den Postwurfsendungen ein Umschlag befand, der zwar an ihn adressiert war, aber keinen Absender trug. Der Brief war mit einem maschinell erstellen Aufkleber beschriftet, die Briefmarke vorgestern abgestempelt. Er drehte das Kuvert um. Tatsächlich: Kein Absender. Er trank noch einen Schluck, dann riss er den Umschlag auf.
    Eine kleine Plastikkarte mit Metallchip purzelte auf den Tisch. Eine SD -Karte. Malte schluckte. Seine Hände wurden feucht. Was hatte das zu bedeuten? Er warf einen Blick in den Umschlag. Nichts weiter. Kein Hinweis, kein Zettel. Was, verdammt noch mal, sollte das? War das die Karte aus Fabians Handy? Wer hatte ihm die geschickt? Es musste jemand sein, der über alles Bescheid wusste. Weil er sich die auf Fabians Handy gespeicherten Fotos angesehen hatte. Und es gab nur einen Menschen, der dazu Gelegenheit gehabt hatte.
    Bei diesem Gedanken packte ihn Angst.
    Zitternd griff er nach seinem Notebook. Es dauerte einige Minuten, bis

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