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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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Gesicht in den Händen.
    Lutz ging zum Schrank, nahm ein frisches Handtuch heraus, hob Utes Gesicht an, wischte ihr das Blut damit ab und wickelte es vorsichtig um ihre verletzte Hand. Dann strich er seiner Frau über den Kopf. »Du musst das lassen«, sagte er und setzte sich auf die andere Seite des Tisches, ohne sich um die Sauerei auf dem Fußboden zu kümmern. Das konnte er später noch machen. »Hör auf den Arzt. Nimm die Beruhigungstabletten. Jedenfalls jetzt. In ein paar Wochen kannst du sie wieder absetzen. Aber lass das Trinken. Das tut dir nicht gut.«
    »Das tut mir nicht gut? Das tut mir nicht gut?«, kreischte Ute. »Natürlich tut es mir nicht gut! Aber es hilft mir. Es hilft, Fabis Tod zu überstehen, und es hilft, meine Angst auszublenden.« Bei den letzten Worten war Ute leiser geworden.
    »Deine Angst?« Lutz verstand nicht, wovon seine Frau sprach. Sie musste wirklich verdammt viel getrunken haben. Die Weinvorräte, die sie einmal im Jahr bei dem kleinen Winzer an der Mosel orderten, auf dessen Weingut sie vor zehn Jahren während einer Radtour von Luxemburg nach Cochem zwei Tage Rast gemacht hatten, waren seit Fabians Tod drastisch geschrumpft.
    »Meine Angst.« Der Ton, den Ute nun anschlug, erinnerte Lutz unwillkürlich an die böse Königin im Märchen Schneewittchen. »Meine Angst«, wiederholte sie mit schwerer Zunge. »Glaubst du denn, ich krieg nicht mit, was hier abgeht? Glaubst du, ich merk nicht, wie du schwanzwedelnd hinter Nora herkriechst? Ich hör doch, wenn du in deinem Büro sitzt und mit ihr sprichst. Ich hab auf deinem Handy gesehen, wie oft du sie angerufen hast. Meinst du, ich bin blöd? Meinst du, ich hätte nicht gesehen, wie es dir gefallen hat, wenn Fabi und Nora sich stritten? Wie gern du dann Noras Kavalier warst und sie nach Hause begleitet hast, stets unter dem Deckmantel väterlicher Fürsorge?«
    Wieder kippte Utes Stimmung. Sie stand auf und umrundete den Tisch mit unsicheren Schritten. Dann ließ sie sich vor ihm auf die Knie fallen. »Ja, ich hab ganz furchtbare Angst, Lutz. Davor, dass du mich jetzt wegen Nora verlässt.«
    * * *
    Der Spaziergang mit Nora hatte Volker aufgewühlt. Sie hatte die gleichen Überlegungen wie er selbst angestellt. Er, Fabian und Malte waren eine Art Dreiergespann gewesen. Fabian und Malte waren tot. War das wirklich ein Zufall? Oder steckte jemand dahinter?
    Er musste endlich Fabians Handy oder zumindest den Chip finden.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag stand er vor dem Eingang des Appartementhauses in der Bismarckstraße. Jetzt kam niemand heraus. Das war ihm aber auch ganz recht, denn im Zuge der Dunkelheit würde man ihn argwöhnischer betrachten. Volker studierte die Leiste mit den Namensschildern. Da. Schuler. Diesen Namen hatte er schon mal gehört. Hatte Malte nicht gesagt, die würden seine Post aus dem Briefkasten holen, wenn sie auf See waren? Hoffnungsvoll drückte er den Klingelknopf. Wo ein Briefkastenschlüssel war, war garantiert auch ein Wohnungsschlüssel. Jetzt mussten die nur noch zu Hause sein.
    Er hatte Glück. Nach kurzem Warten ertönte über die Gegensprechanlage die übliche Frage: »Ja bitte?«
    Kurz überlegte er, sich unter falschem Namen zu melden, sagte dann jedoch: »Volker Wilken, ich bin ein Freund von Malte Kleen. Würden Sie mich bitte reinlassen?«
    Ein falscher Name könnte für mehr Aufmerksamkeit sorgen, als ihm lieb war, beziehungsweise die Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Immerhin konnte man ihn auf Mannschaftsfotos identifizieren.
    »Ja. Natürlich. Kommen Sie in den dritten Stock.« Schon ertönte der Summer, und Volker trat ein.
    Eine Viertelstunde später saß er noch immer eingesunken auf einer sicherlich zwanzig Jahre alten Couch mit grauenhaftem Stoffdesign. Mit den Worten »Das ist ja so furchtbar« hatte Frau Schuler ihn hereingebeten und ihm überhaupt keine Chance gelassen, direkt nach dem Schlüssel zu fragen. Seitdem war schon zweimal eine Katze um seine Füße gestrichen, eine weitere hatte er auf seinem Schoß gehabt. Es war schon immer so gewesen, dass jede Katze, in deren Dunstkreis er sich befand, intuitiv wusste, dass er allergisch auf sie reagierte. Allein aus diesem Grund, das jedenfalls vermutete Volker, kamen die Katzen zu ihm. Selbst wenn sich außer ihm noch zwanzig andere Leute im Raum befanden. Gegen sein starkes Niesen und die beginnende Rötung seines Gesichts konnte er nichts tun, doch Frau Schuler war wenigstens aufmerksam.
    »Reagieren Sie allergisch auf

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