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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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starb, mit den beiden essen. Er gehörte zum engen Kreis, wir haben das gleich bei unserem ersten Besuch mitbekommen. Und er hat sich geziert, als wir ihm das erste Foto präsentierten, das mit ziemlicher Sicherheit Malte Kleen in der Rückansicht zeigt. Warum?«
    »Er hat aber doch ausgesagt, dass es Kleen sein könnte.«
    »Natürlich. Das hätten uns aber sicher auch andere an Bord bestätigt. Da war das Risiko, sich unwissend zu geben, viel zu groß.«
    »Du glaubst, dass Wilken die Person auf dem Tisch ist?«
    »Ja. Denn wenn derjenige auf dem Tisch so wie Wilken kurz davorsteht, vom Soldaten auf Zeit zum Berufssoldaten berufen zu werden, könnten die Bilder das vielleicht vereiteln.«
    »Echt?«
    »Ja. Wilken hat einen diesbezüglichen Antrag gestellt, und meines Wissens darf man in Uniform und als Soldat eigentlich überhaupt nichts machen, was die Marine in Verruf bringen kann. Mit solchen Fotos tut man sich da keinen Gefallen.«
    »Du hast recht. Also hältst du Wilken auch für den Absender der Bilder? Warum hast du das denn nicht vorhin gesagt, als wir noch im Stützpunkt waren? Jetzt müssen wir extra noch mal hin.« Sie stand auf und nahm ihre Jacke.
    »Das war da noch so eine undefinierbare Sache, mehr so ein Gefühl, aber durch die Gespräche und das Überlegen auf der Rückfahrt …«
    »Hmm«, brummte Oda, als sie ihr Büro verließen und die Treppe hinunterliefen. »Manchmal bist du ganz schön eigenartig. Aber ist ja nicht so schlimm«, sie tätschelte ihrer Kollegin zumindest verbal die Schulter. »Lass uns mal gucken, wie lang der Wilken durchhält. Und ob er überhaupt was zugibt. Denn ehrlich gesagt kann ich nicht glauben, dass der was mit den beiden Todesfällen zu tun hat.«
    »Guck dir die Fotos an, Oda, die sind der Schlüssel. Wilken muss da mit drinhängen.«
    * * *
    »Warte, warte nur ein Weilchen …« Kennst du das Lied, Volker? Es ist fast ein Jahrhundert alt.
    Doch wo der Originaltext in der Fortsetzung verspricht: »… bald kommt auch das Glück zu dir«, kann, nein, darf ich dir diese Hoffnung nicht machen.
    Es ist kein Glück, das zu dir kommt.
    Ganz bestimmt ist es kein Glück. Denn du wirst gebrandmarkt sein. Wirst nicht länger Teil jener Gemeinschaft sein dürfen, die du so sehr als deine Familie, als deine Zukunft siehst. Du wirst nicht länger bleiben können. Alle Welt wird erfahren, was du getan hast. Wie willst du damit leben? Wirst du es überhaupt können, nachdem du öffentlich an den Pranger gestellt wurdest? Wie fühlt man sich wohl in einer solchen Situation?
    Ich glaube, Ohnmacht ist vorherrschend. Du wirst dich klein und schutzlos fühlen, weil niemand dir die Gelegenheit gibt, deine Sicht der Dinge zu schildern. Du redest gegen Wände.
    Das ist furchtbar. Ich weiß es. Und ich kenne die Wut, die sich dabei in einem aufstaut. Dennoch musst du den Spießrutenlauf ertragen, die Finger, die auf dich zeigen. Du wirst die Gedanken deiner Kameraden förmlich sehen. Wirst sie flüstern hören hinter deinem Rücken. Egal, wer auch immer miteinander redet, du wirst vermuten, sie reden über dich. Wirst du dich umdrehen und ihnen Paroli bieten? Mit welchem Recht würdest du es tun wollen, wo doch das Recht nicht auf deiner Seite ist?
    Das mit dem Bildausschnitt war eine gute Idee, findest du nicht? Herrlich, deine Antwort. »Wer bist du?« Denkst du wirklich, ich würde dir das sagen?
    Gleich schicke ich dir noch eine SMS . Ich hätte viel eher auf die Idee kommen sollen, auf diese Art mit dir zu kommunizieren. Du wirst die Polizei nicht informieren. Bestimmt nicht. Du hast viel zu viel Angst davor, dass die Fotos öffentlich werden. Ich schalte das Gerät auch gleich wieder aus. Nur die Nachricht an dich noch. Dann kann man es nicht aufspüren.
    Für Fabians Handy hab ich mir ein Ladekabel besorgt. Die Polizei hat in den Tagen nach Fabians Tod mehrfach versucht anzurufen. Aber ich bin natürlich nicht drangegangen und hatte es die meiste Zeit über ausgeschaltet. So haben sie keinen Erfolg gehabt.
    Was wirst du machen, Volker, wenn ich weitere Foto-Puzzleteile an die Polizei schicke? Ziehst du dann die Konsequenzen? So wie Malte sie deiner Meinung nach vielleicht gezogen hat?
    * * *
    Er hatte sich doch nicht übergeben müssen. Gott sei Dank. Das wäre mehr als peinlich gewesen. Volker hielt sich an der Reling fest, den Blick aufs Wasser der Nordsee gerichtet, das sich beruhigend unter ihm bewegte und leise gegen das Schiff schlug, das wie eine anspruchsvolle Geliebte

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