Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
Vom Netzwerk:
schien, als sei ein Schleier darüber gezogen worden. Im Gegensatz zu den anderen Bildern waren hier jedoch deutlich weibliche Brüste zu erkennen, eine zumindest, die andere verschwand unter der Hand des Mannes, den Christine für Volker Wilken hielt.
    Sie räusperte sich. »Das ist ganz schön harter Tobak. Ich nehme unter den gegebenen Umständen einfach mal an, dass diese Frau auch auf den anderen Fotos die Person auf dem Tisch ist. Wie es scheint, gehört sie – auch wenn sie das Uniformhemd mit den Dienstklappentunneln hier nicht mehr trägt – zur Besatzung.«
    Oda überlegte. »Aber auch hier ist das Gesicht nicht nur im Dunkeln, sondern bearbeitet. Das heißt, jemand möchte verhindern, dass sie erkannt wird. Entweder hat da jemand wenig Verständnis für Sexorgien, will aber nur die Männer bloßstellen, die Frau hingegen schützen …«
    »… oder es hat sich nicht um einvernehmlichen Sex gehandelt. Ein geradezu klassisches Motiv.«
    »Oh ja«, bestätigte Oda. »Und zwar nicht nur für den Tod von Fabian Baumann.«
    * * *
    Die neue SMS löste Panik in Volker aus. Natürlich hatte er mitbekommen, dass die Kommissarinnen erneut an Bord waren. Ihm war auch klar, dass sie mit ihm reden wollen würden. Trotzdem hatte er geglaubt, alles im Griff zu haben.
    Bis die Handynachricht mit einem Schlag sämtliche Zuversicht vernichtet hatte, die Dinge vernünftig regeln zu können. Dabei war er stets davon ausgegangen, dass sich jede noch so komplizierte Situation gütlich lösen ließ, solange die Beteiligten das wollten.
    Was hier nicht der Fall zu sein schien.
    Nach außen hin völlig ruhig, innerlich jedoch fliegend, verließ er die Fregatte. Keiner stellte ihm eine Frage, gab es doch in der Vorbereitung auf den Einsatz auch außerhalb des Schiffes noch viel zu erledigen. Außerdem hatte die Feierabendzeit bereits begonnen. Volker zwang sich, langsam zu seinem Auto zu gehen, doch am liebsten wäre er gerannt.
    Er stieg ein, drehte den Zündschlüssel, konzentrierte sich darauf, die vorgeschriebenen dreißig Stundenkilometer nicht zu überschreiten. Als er die Schranke passierte und den Stützpunkt verließ, atmete er auf. Nicht mehr lange, und es würde dunkel, das Tageslicht schwand schnell im November. Doch vorher wollte Volker noch etwas erledigen. Er fuhr nach Hause, parkte seinen Wagen in der Saarbrücker Straße, eilte hinauf in seine Wohnung, holte ein neues Grablicht aus dem hohen, schmalen Schrank hinter der Küchentür und eilte wieder hinaus. Rasch lief er über die Straße auf den Friedhof. Entzündete die Kerze, stellte sie auf das Grab seiner Großmutter und setzte sich vor dem Grabstein auf die Fersen. Als er jetzt wie bei jedem seiner Besuche mit ihr sprach, fühlte er, wie sich Ruhe in ihm breitmachte. Er brauchte nicht hetzen. Hier würde ihn so schnell keiner vermuten. Seine Panik wich dem Bewusstsein, richtig zu handeln.
    »Ich wollte das nicht, Oma. Das weißt du. Ich bin da reingerutscht. Habe Fabian gesagt, dass ich da nicht mitmachen will, aber er hat mich nicht gelassen. Auch Malte hat mich ausgelacht, es … es war wie ein Sog, ein Zwang … Mir wird jetzt noch schlecht bei der Erinnerung daran. Und nun bekomme ich Fotos. Und SMS -Nachrichten. Ich werde keine Zukunft mehr bei der Marine haben. Es ist vorbei.« Volker konnte ein kurzes Schluchzen nicht unterdrücken. »Meine Karriere bei der Marine ist bereits Vergangenheit, ich brauch nur die verdammten Fotos anzugucken, die Fabian gemacht hat, dann weiß ich es. Ich habe nur einen einzigen Fehler gemacht. Einen großen Fehler. Und schon ist es aus. Aber ich lasse nicht zu, dass man mich unehrenhaft aus dem Dienst entlässt. Diese Schmach erspare ich meiner Familie. Ich regel das auf meine Weise. Tschüss, Oma.« Wie stets tätschelte er den schwarzen Granitgrabstein, als er aufstand und ging.
    * * *
    »Gut, sprechen wir mit der Arends.« Oda war voller Tatendrang. Der Fall nahm Fahrt auf, das gab ihr jedes Mal einen ganz besonderen Kick.
    »Willst du ihr das Foto zeigen und sie fragen, ob sie die Person auf dem Tisch ist?«, fragte Christine skeptisch. »Ich glaub nicht, dass sie sofort ›Ja, klar, das bin ich‹ schreit. Aus welchem Grund sollte sie das tun?«
    »Stimmt.« Odas Adrenalinspiegel fuhr wieder herunter. Immer reagierte sie so spontan, das hatte sie sich leider in all den Jahren nicht abgewöhnen können. »Wenn Katharina Arends tatsächlich nicht nur die Person auf diesem, sondern auch die auf den anderen Fotos ist,

Weitere Kostenlose Bücher