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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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saßen ausgelassene Italiener. Touristen. In einer anderen Nische zwei Frauen. Sie redeten ernst und voller Emotionen aufeinander ein.
    Ich überlegte kurz, wie ich Wolfgang A. Vogl, den Menschen, anlegen würde. Er war mir nie menschlich vorgekommen, außer unter der Lampe vor seinem Haus nach unserem Abschied, als er sich davor gefürchtet hatte hineinzugehen. Der Streit in der Früh. Orsolics war dabeigewesen, vor ihm hatte man offenbar keine Hemmungen. Oder lagen die Nerven schon so blank? Tagsüber war davon nichts zu merken gewesen. Aber das war es wohl nicht, worüber ich schreiben sollte. Kein Gift, daran hielt ich mich besser. Und schließlich war das alles auch gar nicht so wichtig. Menschen stritten eben, und wenn ein Kandidat noch eine Zeit lang vor seiner Eingangstüre stehenblieb, war das nicht gerade ein politischer Skandal.
    Ich bemerkte, dass die zwei Frauen wiederholt zu mir herübersahen. Wahrscheinlich debattierten sie darüber, was eine Frau um diese Zeit allein in einer Bar tat, dachte ich müde, aber amüsiert. Die beiden waren noch recht jung und wirkten eher bieder. Warum waren sie nicht daheim bei ihren Kindern und Männern? Oder waren sie ein Liebespaar? Kaum. Vielleicht waren sie Studentinnen oder Rechtsanwaltsanwärterinnen. Vielleicht hatten sie Aussicht auf einen Job, in dem sie so lange vorwärtsstreben konnten, bis sie einen jungen Mann fanden, ihn heirateten und einige Kinder bekamen. Wurde ich zynisch? Der Neid der Besitzlosen? Ich lebte ein friedliches Leben – mit meiner Katze, einigen Freundinnen und doch immer wieder, wenn auch immer seltener, mit dem einen oder anderen Mann, der einen Versuch wert war. Nichts auf Dauer, aber … Es war mein Leben, und an der Leere im Magen war mit Sicherheit der Whiskey schuld, der mich noch hungriger gemacht hatte. Tapas waren keine mehr da, die lustlose Barfrau stellte mir Chips und Nüsse hin und noch einen Whiskey. Warum nicht?
    Und wieder streifte mich ein Blick der beiden Frauen. Keine Sorge, drei Whiskeys machen mich noch nicht betrunken. Ich werde nach diesem ganz brav heimgehen und mindestens neun Stunden schlafen.
    Eine der beiden stand auf und kam auf mich zu. »Mira Valensky?«, fragte sie. Ich nickte. Ich habe im Gegensatz zum Kandidaten kein gutes Personengedächtnis. Keine Ahnung, wer diese Frau war. Sie bat mich zu ihrem Tisch. Ich nahm meinen Whiskey und konnte mich nur schwer entscheiden, ob ich die Chips oder die Nüsse mitnehmen sollte. Die Nüsse machten das Rennen, und ich setzte mich. Die zweite Frau kam mir irgendwie bekannt vor.
    »Wir haben uns heute Nachmittag kurz gesehen«, sagte sie, »im Wahlbüro.« Tatsächlich. Das war die Blauäugige, die sich mit Chloe Fischer ein Zischduell geliefert hatte. Die Frau, die mich an den Tisch geholt hatte, fragte: »Können wir vertraulich mit Ihnen reden?«
    Ich nickte. Mein Interesse war zumindest teilweise geweckt.
    »Sicher?«
    »Sicher. Sie werden sich wohl auf mein Wort verlassen müssen.«
    »Es ist nichts Besonderes«, begann die Blauäugige, »sie haben mich heute mehr oder weniger hinausgeworfen.«
    Ich schwieg.
    »Ich bin Politologin, gerade fertig mit dem Studium. Und ich habe alles freiwillig und unbezahlt gemacht. Aus Engagement.«
    »Was?«, sagte ich und hielt dann wieder den Mund.
    »Ich war bereit, alles zu tun. Telefondienst zu machen, obwohl ich Akademikerin bin, und auch Botendienste, selbst zur Post bin ich gegangen. Aber man hat mir von Anfang an versichert, dass meine Fähigkeiten gebraucht würden und dass ich Konzepte entwickeln sollte. Und das habe ich getan.«
    »Und?«, fragte ich.
    »Sie waren doch im Zimmer, als Vogl einen von Chloe Fischers Lieblingen zum Projektleiter bestimmt hat. So geht das nämlich: Einige machen die Arbeit, andere gehen mit den Ergebnissen zu Chloe Fischer und sind dann voll mit dabei.«
    Ich nickte. So war das eben. Die Welt war schlecht, und ich wollte eigentlich heimgehen. Intrigen, wo gab es die nicht? »Und Orsolics?«, fragte ich.
    Die Blauäugige kicherte: »Orsolics ist ein ganz Schlauer. Er lässt die Fischer arbeiten und tut alles, um als eigentlicher Vater aller Ideen dazustehen. Fischer geht über Leichen. Wer ihr nicht passt, muss gehen. Selbst Daniel Bellini-Klein ist seit zwei Tagen nicht mehr erschienen. Sie streitet es ab, aber den haben sie und Orsolics auf dem Gewissen.«
    Ich nickte wieder. Mehr wurde von mir offenbar ohnehin nicht erwartet.
    »Daniel ist so etwas wie der Wahlkampfkoordinator. Er ist die

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