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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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die Leute. Und das können Sie ja.«
    »Danke«, sagte ich giftig.
    »Für das Politische bin ich zuständig«, stellte Droch klar.
    Kaffeeservice, Holztäfelungen, glückliche Wahlkampffamilie. Friede um jeden Preis, ehrliche Politik. Sie sollten bekommen, was sie wollten.
    Droch sah mir in die Augen: »Bleiben Sie dran.«
    »Am Menschlichen?«
    »Am sogenannten Menschlichen.«
    Ich hatte noch Zeit bis zur Abgabe meiner Reportage. Kein Grund, mich zu hetzen. Vielleicht würde mir noch etwas Brauchbares einfallen. Ich kam früh heim und setzte mich auf meinen kleinen Balkon. Er war dafür ausschlaggebend gewesen, dass ich diese Wohnung hoch über der Stadt in dem altehrwürdigen Haus ohne Lift genommen hatte. Hier bekam ich das Ausmaß an Frischluft, das ich brauchte. Wenn ich in meiner gut gesicherten Hängematte lag, hatte ich den Eindruck, über den Dächern zu schweben. Ich kam mir dann erstaunlich mutig vor. Ich wollte mich mit einigen italienischen Köstlichkeiten verwöhnen. Alici vielleicht, mit viel Zitronensaft und Petersilie. Ich liebe diese eingelegten Sardellen. Danach unter Umständen Salvia ripiene. In meinem Salbeitopf waren einige beachtlich große Blätter, die sich wunderbar eignen würden. Als Fülle wieder Sardellen, aber diesmal die kräftigen, geräucherten. Und etwas Parmesan darüber. Und dann Pasta. Linguine mit Olivenöl, Knoblauch und viel Peperoncino. Und dann …
    Ich sah auf, als mir Gismo auf den Schoß sprang, sofort zu schnurren begann und genussvoll die Krallen in meinen Oberschenkel bohrte. Ich zuckte zusammen. »Krallen rein!« Gismo schnurrte weiter, ohne sich um meine Wünsche zu kümmern. Ich legte die Katze auf den Rücken und kraulte sie am Bauch. Vesna Krajner hatte mir heute auf einem Zettel eine Nachricht hinterlassen: »Das Biest hat Olivenglas zerbrochen. Oliven fehlen.« Das Biest war Gismo. Vesna konnte sich mit meiner Katze nicht so recht anfreunden. Sie konnte nicht vergessen, wie sich Gismo fauchend im Vorzimmer aufgebaut hatte, als sie zum ersten Mal in die Wohnung gekommen und ich nicht dagewesen war. Vesna, die mutige Vesna, hatte sich nicht getraut, die Wohnung zu betreten. Mittlerweile tolerierte Gismo Vesna. Das war ja schon etwas. An der Sache mit dem Olivenglas war ich selbst schuld. Ich durfte keine Oliven herumstehen lassen.
    Ich setzte Gismo auf den Boden. Sie sah mich vorwurfsvoll an und raste dann in die Küche. Ich hackte für sie einige Hühnerrücken, und sie strich um meine Beine. Eigentlich wäre es ganz schön, zu einem Essen mehr Gesellschaft als Gismo zu haben, dachte ich träge. Aber die meisten meiner Lieblingsfreundinnen und -freunde waren noch auf Urlaub. Wien war Ende August noch ziemlich leer. An sich angenehm.
    Eine Stunde später stand ich in einem viel zu heißen Wohnzimmer eingekeilt zwischen Menschen, die ich kaum oder gar nicht kannte. Es war ein Fest einer alten Freundin, die gerne intellektuelle Menschen um sich scharte – oder solche, die sie dafür hielt. Sie hatte auch ihre netten Seiten. Ihre Einladung zum Jour fixe, wie sie das alle zwei Monate stattfindende Ereignis nannte, hatte ich wie immer sofort weggeworfen.
    Es war ein Fehler gewesen, sie gerade an diesem Tag anzurufen und zu fragen, ob sie auf Alici und Pasta vorbeikommen wollte. Aber was soll’s? Ich würde bald wieder gehen, mein italienisches Festmahl morgen genießen und mit Gismos Gesellschaft glücklich sein. Auf dem Fest wurden bloß chinesisch angehauchte Happen gereicht. Es war auch ein echter Dissident aus China zu Gast. Ich beobachtete, wie er alle Aufforderungen, sich doch zu bedienen, lächelnd zurückwies. Ich tat dasselbe. Pseudochinesische Küche war meine Sache nicht.
    Auch die Terrasse war gerammelt voll. Ich fragte mich, welche Belastungen sie wohl aushielt, und schwitzte lieber in der Wohnung, als Teil einer Katastrophe zu werden.
    Eine Freundin meiner Freundin schleppte den Dissidenten an. In einem sehr österreichischen Englisch legte sie mir dringend ans Herz, mit ihm ein Interview zu machen. Der Dissident lächelte stumm und geduldig. Ich ließ mich in die Küche abdrängen. Dort fand ich dann doch noch etwas Erträgliches zu essen. Ich blieb neben einem Tablett mit Shrimps in Backteig stehen und begann an dem Abend etwas Vergnügen zu finden.
    Ein Mann ganz in Schwarz drängte sich durch die Türe zu mir. »Sie leben allein?«, fragte er.
    Nicht zu fassen. »Wer hat Ihnen diesen Tip gegeben?«
    »Ich habe geraten, vielleicht war es auch

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