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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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mich dazu. Einmal Aufstehen und einmal Niedersetzen weniger. Wie kam ich zu seiner Telefonnummer? Ich hatte die Wahl: Entweder über die Auskunft, wahrscheinlich musste ich da ewig warten, mir dann die Nummer merken und wählen. Ich konnte mir Telefonnummern kaum merken, auch wenn mir niemand eins über den Schädel gegeben hatte. Oder ich holte das Telefonbuch, in dem auch Privatnummern von Redakteuren eingetragen waren, aus meiner Tasche. Zu blöd, wegen der Tasche wollte ich ja Droch anrufen. Ich schüttelte den Kopf. Das Ohr reagierte darauf mit einem beunruhigenden Klingeln.
    Ich stand auf, holte mir Papier und Bleistift und rief den Portier des »Magazins« an. Ich versuchte, möglichst normal zu klingen. Aber was war schon daran normal, wenn eine Mitarbeiterin gegen halb zwei Drochs Telefonnummer haben wollte? Der Portier kannte mich. Er war natürlich erstaunt. Ich bat ihn, »das Redaktionsgeheimnis für sich zu behalten«, und beschloss, ihm morgen – oder übermorgen? – eine Flasche Wein mitzubringen.
    Droch legte sofort wieder auf. Ich probierte es noch einmal. Nun war seine Frau dran. Verschlafen sagte sie: »Er möchte nicht gestört werden, von niemandem. Es war ein langer Tag.«
    Ich schrie: »Legen Sie nicht auf!«
    Offenbar war Drochs Frau Befehle gewöhnt.
    »Ich bin überfallen worden. Ich brauche jemanden, der nach meiner Handtasche sucht. Und auch wenn es ihm nicht gefällt, es könnte mit der Bellini-Klein-Sache zusammenhängen.« Ich hörte die beiden tuscheln.
    »Droch.«
    Nach einer halben Stunde hörte ich Drochs Wagen vorfahren. Ich musste am Tisch eingenickt sein. Ich stand vorsichtig auf und ging zum Fenster. Mir war schwindlig. Droch mühte sich gerade in den Rollstuhl. Warum hatte ich auch ihn … Ich wusste die Antwort. Ich konnte ihn zwar nicht ausstehen, aber er war verlässlich. Und er konnte nicht zu mir herauf. Und er war ein Zyniker. Und das alles war in diesem Fall gar nicht so schlecht. Droch meldete sich per Handy. Ja, es liege hier eine große schwarze Damentasche. Nein, nicht in der Einfahrt, sondern beim Stiegenaufgang.
    »Können Sie sie aufheben?«
    »Ich bin zwar ein Krüppel, aber eine Tasche kann ich noch aufheben.«
    »Fehlt was?«
    »Soll ich etwa in Ihrer Tasche herumsuchen? Das mache ich nicht einmal bei meiner Frau.«
    »Ich muss wissen, ob etwas fehlt.« Ich hörte ihn seufzen und das Geräusch des Zipps.
    Gemeinsam gingen wir den Inhalt durch. Nichts fehlte. Nicht die Geldbörse, nicht die Ausweise und Kreditkarten, nicht die Blocks, nicht der schöne Kugelschreiber, nicht die billigen Kugelschreiber, weder die paar alten Zeitungsausschnitte über Vogl noch die Taschentücher und die Pfefferminzbonbons, die ich mir am Kiosk gekauft hatte. Vielleicht ein Feuerzeug, aber ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob es in der Tasche gewesen war. Ich rauchte nicht, hatte aber normalerweise ein altes Plastikfeuerzeug eingesteckt, auf dem »Feuer und Flamme« stand. Ein Relikt aus alten verliebten Tagen. Ich hatte das Feuerzeug schon öfter verlegt und dann wiedergefunden. Mit ausdrucksloser Stimme sagte Droch: »Feuerzeug – nein, nicht da.«
    Vor dem Haus hielt ein Auto. Und mit einem Mal wurde mir heiß. Ich vergaß auf meine Blessuren, sprang auf, zuckte vor Schmerz zusammen und hinkte zum Fenster. Mein Brustkorb war eine einzige Wunde. Droch würde sich nicht helfen können. Wie hatte ich ihn … Aber es war nur ein Taxi. Eine Frau, die ich aus der Entfernung nicht erkennen konnte, stieg aus. Sie verschwand im Hauseingang.
    »Für einen Handtaschenräuber bin ich zu langsam«, hörte ich Droch sagen. Die Frau reagierte offenbar nicht darauf. Mir tat alles weh, ich war deprimiert. Droch gehörte an seinen PC, in seine abgehobene Welt der Politik. Er gehörte nicht um zwei Uhr früh in fremde Hauseingänge.
    »Leute reagieren so. Ich bin’s gewohnt«, sagte Droch ganz beiläufig, und das trug nicht dazu bei, meine Stimmung zu heben. Wir vereinbarten, dass Droch meine Handtasche mitnehmen würde. Morgen würden wir weiterreden. »In der Redaktion«, sagte ich so, als ob ich mir was beweisen wollte. »Danke.«
    »Revanche«, erwiderte Droch und unterbrach die Verbindung. Ein wenig später sah ich, wie er sich wieder mühsam in sein Auto hievte. Vielleicht war er doch nicht so übel.
    Ich schlief tief. Kein Albtraum plagte mich, keine heraufdämmernden Einzelheiten des Überfalls quälten mich. Als ich aufwachte, waren die Schmerzen nicht ärger, sondern besser

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