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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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der ununterbrochen Wagner gehört, Bier getrunken und nach unserer ersten Liebesnacht gesagt hatte: »Jetzt habe ich dich wohl für alle anderen verdorben, Baby.« Er hatte nicht. Ich war vorzeitig mit einem verdorbenen Magen abgereist.
    Ich hackte Gismo einen großen Teller voller Hühnerrücken. Sie fraß schnurrend. Ich schlüpfte in bequeme Jeans, schnitt mir gegen den ersten Hunger ein dickes Stück Salami ab, legte einige Oliven auf den Teller, setzte mich vor den Fernseher und kam gerade rechtzeitig zu den Hauptnachrichten.
    Die Aktienkurse spielten Jo-Jo. Das war mir ziemlich egal, ich besaß keine Aktien, und um Menschen, die Aktien besaßen, war ich nicht besorgt. In Russland gab es eine Krise, die Parteien stritten über Familienpolitik, eine Schauspielerin war 80 geworden, und in den USA ermittelte wieder einmal jemand wegen einer Sexaffäre eines politischen Gegners. Unsere Politiker schienen mir im Vergleich dazu reichlich lustlos. Entweder hatten sie mehr zu tun oder einen anderen Zugang zur Macht. Ersetzte Macht Sex? Machte Macht geil? Machtstreben als Ersatz bei Impotenz? Eine nette Idee. Darüber sollte ich schreiben. Kein Gift, hatte ich dem Chefredakteur versprochen. Okay.
    Das Wetter würde regnerisch und trüb bleiben. Ich stand auf und ging in die Küche. Groß aufzukochen hatte ich keine Lust. Gismo begleitete mich erwartungsvoll. Sie war eben mit ihrer Riesenportion Huhn fertig geworden und schleckte sich das Maul. »Du wirst fett«, sagte ich zu ihr. Sie sah mich verständnislos an. Ich nahm Garnelen aus dem Gefrierschrank. Dann schnitt ich drei Knoblauchzehen feinblättrig, zerhackte einen scharfen getrockneten Peperoncino und schwitzte beides in gutem Olivenöl an. Nun die gefrorenen Garnelen dazu. Vogls Tochter tat mir immer mehr leid. Ihr Liebhaber tot, und ihr Vater derjenige, der alles vertuschte und bloß an den Wahlkampf dachte. Lebendig gemacht hätte es Bellini-Klein allerdings auch nicht, wenn die Ermittlungen weitergegangen wären. Warum hatte er sterben müssen? Vielleicht würde mir dieser Medienguru etwas darüber erzählen können. Allerdings schien es ihm um etwas anderes zu gehen. Vielleicht ein Mediengag. Vielleicht war er auf mich angesetzt, um mich in die Irre zu führen. Seltsame Leute, mit denen ich nun zu tun hatte. Ich würde vorsichtig sein. Unsympathisch war der fette Deutsche jedenfalls.
    Ich schnitt zwei dicke Scheiben Weißbrot ab, röstete sie in einer zweiten Pfanne mit einem Hauch Olivenöl und legte sie über die Garnelen. Seufzend öffnete ich eine Flasche trocken-fruchtigen Rheinriesling aus dem Weinviertel und trug alles zu meinem Fernsehplatz. Ich schob einen Hocker unter meine Füße und begann zu essen. In irgendeinem kalten und weit entfernten Meer schwammen Wale. Ich kannte niemanden, der Wale nicht mochte, und ich sah ihnen eine Stunde lang zu. Ihr Leben schien wenige Varianten zu kennen. Meine Blessuren erinnerten mich daran, dass ein ruhiges Leben Vorteile hatte. Abendessen vor dem Fernseher. Die Garnelen waren knackig, die Knoblauch-Peperoncino-Mischung gab ihnen Temperament. Gismo legte sich auf meinen Bauch. Sie mochte keinen Knoblauch, so waren mir die Garnelen sicher.
    Irgendwann muss ich eingeschlafen sein. Ich erwachte von der Signation der Spätnachrichten. Anscheinend war ich auf das politische Zeug schon konditioniert. Höchste Zeit, dass der Wahlkampf vorbeiging. Wieder Berichte über turbulente Börsenkurse, Sex und amerikanische Politiker und über einen heimischen Streit in Sachen Landwirtschaft. Dann flimmerte es über den Bildschirm: ein Foto von Georg Schmidt, wieder in einem seidenglänzenden Anzug, neben Vogl. »Georg Schmidt, einer der renommiertesten Politikberater im deutschsprachigen Raum, ist, wie soeben gemeldet wurde, heute Abend tot aufgefunden worden. Er hatte unter anderem bei Präsidentschaftskandidat Wolfgang Vogl unter Vertrag gestanden. Er coachte auch den letzten Präsidenten sowie zahlreiche Spitzenpolitiker im europäischen Raum. Seine Methode des …«
    In dieser Sekunde schrillte das Telefon. Es war Droch.
    Eine Viertelstunde später saß ich in Drochs Auto. »Wenn Sie schon mitkommen müssen: Sie bleiben im Auto, das sage ich Ihnen.« Nette Begrüßung.
    »Alleine? Ohne Ihren Schutz?«
    »Hören Sie schon auf.«
    »Ich werde verdammt noch einmal dabei sein.«
    »Der Prater ist nichts für Sie.«
    »Weil ich noch nie eine Hure gesehen habe? Weil ich in Ohnmacht fallen könnte? Wie gut kennen Sie den Prater

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