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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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schwere Aktentasche. Sie war so voll, dass sie sich nicht mehr schließen ließ. Schmidts Gang hatte etwas Gehetztes, was bei diesem glänzenden Anzug und seiner Körperfülle absurd wirkte.
    Mein Fotograf schoss viele Fotos vielbeschäftigter junger Menschen. Ich versuchte unterdessen, mehr über Vogls Tochter herauszubekommen. Sie war geschieden. Ihr Mann war schuld. Sie war in Karenz. Sie lebte bei ihrem Vater. Sie sprang bei Repräsentationsaufgaben ein. Sie trug dekorative Kostüme. Man sprach von einem innigen Vater-Tochter-Verhältnis. »Mörder!«, hatte sie gerufen, und ihr Liebhaber war tot. In Vogls Villa waren Leibwächter. Und die Tochter würde nicht mit mir reden wollen. Zumindest nicht ohne Pressesekretär, ohne Orsolics oder Fischer. Ich hatte mich in den letzten Tagen nicht gerade beliebt gemacht. Und: Sie hatte allen Grund, von mir nicht über gewisse Lebensumstände befragt werden zu wollen. Wie kam ich bloß an die Frau heran?
    Fitnessklub? Vergiss es. Dort würde ich auffallen. Irgendwelche Damenkränzchen? Ich kannte keine Damen, die zu Damenkränzchen luden. Zumindest nicht privat. Freundinnen, die klatschten? Ich hatte Vogls Tochter nie bei irgendwelchen Society-Events gesehen. Zumindest nicht bei der Art von Society-Events, die ich für das »Magazin« beschrieb. Vesnas Putzfrauen-Connections? Vielleicht kannte sie eine Putzfrau einer Freundin, die … Viel zu kompliziert. Was machte die Tochter des Präsidentschaftskandidaten und Exministers den ganzen Tag? Immerhin war es ihr gelungen, unbemerkt Bellini-Klein zu besuchen.
    Ich könnte sie beim Spazierengehen mit ihrem Vorzeigekind überraschen. Hinter einer Parkbank hervorspringen oder so. Peinlich.
    Eine Stunde später hatte ich mein Auto vor einem Einkaufszentrum in der Nähe der Vogl-Villa geparkt. Selbstverständlich handelte es sich um ein Einkaufszentrum für ein gehobenes Publikum. Mein Parkplatz war strategisch gut gewählt. Ich hatte den Eingang im Blickfeld. Natürlich war es nicht sicher, ob die Tochter selbst einkaufen gehen würde. Aber ich ging davon aus, dass sie irgend etwas tun musste, um sich abzulenken. Warum also nicht einkaufen? Bis Geschäftsschluss waren es noch drei Stunden. Ich saß im Auto, ein leichter Nieselregen erschwerte mir die Sicht. Total eintönig, immer auf die Eingangstüre des Einkaufszentrums zu starren. Ohne den Blick abzuwenden, suchte ich nach etwas zu essen. Möglich, dass im Handschuhfach noch Schokoriegel waren. Ich tastete danach und griff in eine braune Masse. Der Mist war geschmolzen – auch das noch. Mit einem Taschentuch versuchte ich meine rechte Hand wieder sauberzubekommen und machte mir dadurch auch die linke schmutzig. Na toll. Und was, wenn sie gar nicht auftauchte? Und was, wenn ich Glück hatte?
    Ich drehte das Radio an. Ein Doktor erklärte etwas über eingeschlafene Füße und darüber, welche Krankheiten sich dahinter verbergen konnten. Zum Beispiel ein Gehirntumor. Ich spürte, wie mein linkes Bein langsam zu kribbeln begann. Ich wechselte den Sender. Ein Moderator kreischte irgendetwas über ein affengeiles Spiel, das ich entweder nicht verstand oder schon halb verpasst hatte. Im nächsten Programm sang Pat Boone »April Love«. Ich sang mit. Ich gähnte und versuchte mich zu strecken. Eine idiotische Idee. Wahrscheinlich hatte die Tochter eine Haushälterin, die einkaufen ging. Unmöglich, dass erst eine Stunde vergangen war. Ich würde jetzt selbst etwas einkaufen und danach entscheiden, ob ich weiterwarten wollte. Ich hatte schon meine Hand am Türgriff, als ich das Auto bemerkte. Der schwarze Golf fuhr direkt an mir vorbei. Am Steuer saß ein breitschultriger Mann, auf dem Nebensitz die Vogl-Tochter. Abwarten, ob der Bodyguard ihr auch den Einkaufswagen schieben würde. Das Kind hatte sie jedenfalls nicht mit. Dafür gab es sicher ein Kindermädchen.
    Sie stieg aus, nahm einen großen Einkaufskorb von der Rückbank des Autos und ging alleine auf das Einkaufszentrum zu. Ich war so nahe, dass ich die rot-weiß-roten Karos des Innenfutters ihres Einkaufskorbes sehen konnte. Der Leibwächter starrte ihr nach und begann dann in der Nase zu bohren. Hektisch durchwühlte ich die Sachen, die am Boden meines Wagens lagen. Irgendwann musste ich da Ordnung schaffen. Zwischen Wurstsemmelpapier, Plastiksäcken und benutzten Taschentüchern fand ich meinen alten Schlapphut. Es regnete noch immer leicht. Ich zog mir die lila Kopfbedeckung tief in die Stirn und hastete zum

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