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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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eigentlich?«
    »Ich weiß, wo wir hin müssen.«
    »Wer …«
    »Er hat mir jedenfalls gesagt, wo Schmidt gefunden wurde. Und ich habe ihm versprochen, einen kurzen Blick auf ihn zu werfen und nichts darüber zu schreiben. Gar nichts. Keine Fotografen, keine Kollegen. Hintergrundinformation, nicht mehr.«
    Droch hielt in einer verlassenen Seitenstraße. Einige Bars waren noch beleuchtet, aber keine sah einladend aus. Das viele Rot wirkte traurig und ohne Versprechen auf Lust oder Laster. Last, das schon eher. Die ewige Last langer Nächte. Den Eindruck machte auch die alte Hure, die an der Ecke stand. Hätte sie an einem Pullover gestrickt, hätte mich das nicht gewundert.
    Droch wuchtete sich in seinen Rollstuhl und fluchte. Straßenkante. Ich katapultierte ihn auf den Gehsteig. So schnell, dass ich kaum mitkonnte, rollte er voran. Links um eine Ecke, dann in eine Gasse an einem kleinen Park. Droch hielt an.
    Zehn Meter von uns entfernt beugten sich einige Männer über etwas am Boden. Es war ein unscheinbarer Tatort. Zwei Streifenwagen, ein weißer Peugeot, keine Blaulichter, lediglich ein kurzes Absperrungsband, und auch das wäre nicht nötig gewesen. Es gab keine Schaulustigen. In dieser Gegend wollte man lieber nicht wissen, was passiert war. Und man wollte schon gar nicht darüber erzählen. Kein einziger Pressefotograf hatte von der Sache Wind bekommen. So etwas war selten. »Sie bleiben hier«, befahl Droch. Ich holte Luft, um zu widersprechen.
    Einer der Männer ging zu einem Streifenwagen, und nun war im Licht einer Straßenlaterne der Mensch am Boden deutlich zu sehen. Droch fuhr, von niemandem gehindert, hin. Zwei junge Typen in billigen Lederjacken machten ihm Platz. Schmidt lag auf dem Rücken, die Beine wie im Schlaf angezogen. Der Kopf war nach hinten geneigt, der Mund stand offen. Da kaum Passanten zu erwarten waren, hatte man ihn nicht zugedeckt. Über seiner Brust blinkte es. Ein Messer? Droch war bei der Leiche angelangt und starrte sie an.
    »Wer sind Sie? Gehen Sie weiter«, herrschte ihn ein Polizist in Uniform an. Droch sah zu ihm auf und knurrte: »Schwer möglich.« Dann rollte er wieder zu mir.
    »Ein Messer in der Brust«, sagte er. »Es ist ganz aus Edelstahl, auch der Griff. Schmidts rechte Hand liegt auf seiner Brust, nur einige Zentimeter vom Messergriff entfernt. Als ob er noch versucht hätte, sich das Messer herauszuziehen. Nur wenig Blut.«
    »Sie hätten nicht …«
    »Ein Mann im Rollstuhl fällt nicht auf. So jemanden will niemand sehen.«
    Wir gingen in die nächste Bar, und wie nicht anders zu erwarten, wussten dort bereits alle von dem Mord. Droch und ich waren ein eigenartiges Paar. Aber hier war man wohl allerhand gewöhnt. Jedenfalls versuchte man, Droch ein Mädchen auf den Schoß zu setzen. Die junge Frau war unerwartet schüchtern und kam ihm gar nicht grob, als er sie fortschickte. Manchmal hatte seine körperliche Einschränkung eben auch Vorteile. Ich grinste.
    Wir saßen an einem erstaunlich sauberen Tisch. »Seien Sie still«, sagte Droch und rief den Ober. Ja, der Mann war bei ihnen bekannt gewesen. Ein Deutscher, wahrscheinlich ein Vertreter. Na, weil er sehr lange nicht gekommen sei und dann wieder eine Zeit lang täglich. Und überhaupt. Ja, für Mädchen hätte er etwas übrig gehabt, aber jetzt müsse er weitermachen, er sei nicht da, um zu plaudern. Droch bestellte zwei Mädchen zum Tisch und bezahlte ihnen absurd teure Drinks. Ich hielt den Mund. Was hätte ich auch sagen sollen? Die Mädchen saßen manierlich auf zwei Sesseln neben ihm. Sie wussten nicht so recht, was von ihnen erwartet wurde. Die eine, wahrscheinlich eine Thailänderin, konnte kaum Deutsch. Die andere war aus Ungarn und wusste von nichts.
    Ein größerer Geldschein und unendlich viel Geduld brachten den Kellner dazu, uns zu erzählen, dass der Deutsche im Stoß-Lokal gewesen war. Nachdem er es verlassen hatte, war es dann passiert.
    »Hat er gewonnen oder verloren?«
    Der Kellner zuckte die Schultern.
    »Dann eben nicht, Geld gibt es keines mehr.«
    »Er hat verloren. Aber es gab keinen Streit.«
    »Kommt hier auch nie vor«, sagte Droch.
    Der Kellner fragte gar nicht, warum er das alles wissen wolle. Dass er nicht von der Polizei war, sah er. Und sonst wurde geliefert, wenn dafür bezahlt wurde. Falls es nicht zu gefährlich war. Offenkundig war es das nicht. Ich ging auf die Toilette. Hier konnte mich Droch nicht kontrollieren. Vielleicht brachte uns ein Gespräch unter Mädchen

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