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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Einkaufszentrum.
    Ich entdeckte sie im Supermarkt in der Abteilung für Frischfleisch. Sie griff unsicher nach einer großen Packung Rindfleisch und ließ sie wieder fallen. Die Kühltruhe war sehr lang, sie konnte also noch viel Fleisch ansehen und wieder fallen lassen. Ich trat hinter sie, griff mir ein totes Huhn, hielt es ihr vor die Nase und sagte: »Abgestürzt.«
    Sie zuckte zusammen. Erst im zweiten Augenblick erkannte sie mich. »Lassen Sie mich in Ruhe!«, zischte sie und ging mit raschen Schritten Richtung Toilettenartikel. Ich hinter ihr her.
    »Wollen Sie Aufsehen erregen? Ihr Bild ist auf der Titelseite.«
    Das war nicht fein, aber wirkungsvoll. Die Tochter blieb stehen.
    »Was wollen Sie?«
    »Sie waren die Geliebte von Bellini-Klein.«
    »Nein.«
    »Ich weiß es vom Nachbarn. Der sieht alles.«
    »Wir haben uns bloß getroffen.«
    »Ach.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe. Wenn Sie das schreiben, deckt Sie mein Vater mit Klagen ein.«
    »Ihr Vater, den Sie als Mörder bezeichnet haben?«
    Jetzt waren ihre Augen ganz leer. Der Mund klappte etwas nach unten.
    »Ich habe es gehört. Mörder. Erzählen Sie.«
    »Ich werde kein Wort sagen. Und ich habe nie ›Mörder‹ gesagt.«
    »Mein Fotograf hat es auch gehört.«
    »Sie werden mich nicht fertigmachen. Sie sind von den anderen, mein Vater hat es gleich gesagt. Sie wollen uns vernichten. Aber so einfach geht das nicht.«
    »Ich will nur wissen, was passiert ist.«
    »Was kümmert Sie schon Daniel?«
    Das klang ziemlich verzweifelt.
    Ich zuckte die Schultern. »Ich weiß, dass sich sonst niemand mehr um seinen Tod kümmern wird.«
    Unvermittelt begann Vogls Tochter zu weinen. Es machte sie nicht schöner. Ich sah mich genervt um. Aufsehen zu erregen war das Letzte, was ich jetzt wollte.
    »Ich kann Ihnen nicht trauen«, schluchzte sie.
    Ich gab ihr ein Taschentuch. »Und Chloe Fischer schon? Und Orsolics auch?« Ich vermied es, ihren Vater zu erwähnen. »Sie können mir alles erzählen und es nachher abstreiten. Man wird Ihnen glauben.«
    Sie sah mich an und putzte sich die Nase. »Draußen wartet ein Leibwächter.«
    »Dann stellen wir uns zur Babynahrung und reden.«
    »Es gibt beim Ausgang ein kleines Café.«
    Sie schob ihren Einkaufswagen, in dem sich neben ihrem rot-weißrot gefütterten Korb erst ein Bündel Bananen befand, neben mir her. Ich schwieg. Besser nichts sagen, was sie ihre Entscheidung überdenken ließ.
    Wir setzten uns an einen Plastiktisch, und ich holte zwei Verlängerte und bekam dazu Plastiklöffel. Vogls Tochter gab Milch und Zucker in ihren Kaffee und rührte lange um. Ich ließ den dünnen Kaffee, wie er war. Er roch nach altem Abwaschwasser. Aber deswegen war ich nicht da.
    Wir schwiegen uns eine Weile an. Sie nahm einen Schluck. »Ich weiß nicht, warum ich Ihnen das erzähle«, sagte sie, bevor sie loslegte. »Ich habe Daniel bei einem Empfang kennengelernt. Er hat einige Gäste miteinander bekannt gemacht. Mein Vater hat mit allen möglichen Menschen geredet, und Daniel hat als Einziger bemerkt, dass ich wie ein Möbelstück hinter ihm stand. Er war so charmant. Er hat mir so viel erzählt, und er hat so viel über mich und über den Wahlkampf gewusst. Ich fühle mich oft wie ein Ausstellungsstück, verstehen Sie? Ich weiß so wenig und werde einfach für das und jenes eingeteilt. Und das ist es. Ich habe zu lächeln und Konversation zu betreiben. Und immer gut angezogen zu sein. Und mein Kind hat immer zu funktionieren, wenn es mit dabei ist. Er hat mir vieles erzählt, was mir mein Vater nie gesagt hat. Er hat auch keine Zeit dafür. Wie wichtig ich für die Strategie des Wahlkampfes bin, was ich als Person repräsentiere. Er hat mir Komplimente gemacht. Er war wirklich charmant und aufmerksam. Ich war endlich kein Möbel mehr. Und so habe ich ihn ab und zu etwas gefragt, und ab und zu hat er mich angerufen. Und er hat mich auf dem Laufenden gehalten. Daniel hat es im Leben nicht leicht gehabt. Ich habe ihm zugehört, und er hat mir zugehört. Und so hat sich alles entwickelt.«
    Ich sah sie fragend an und hatte Angst, ihren Redefluss durch eine dumme Bemerkung zum Versiegen zu bringen.
    »Ich habe mit niemandem darüber reden können. Er hat mich geliebt, wirklich. Aber wir haben es niemandem sagen können. Also habe ich mich am Abend ab und zu losgeeist und bin zu ihm gefahren. Manchmal bin ich früher weg von einer Party, einmal bin ich sogar durch die Garage an den Bodyguards vorbei entwischt, weil ich es nicht mehr

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