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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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andere, »schauen wir, wo Orsolics bleibt.« Sie gingen durch das Hauptquartier und verschwanden im Gang zu den hinteren Räumen. Wann würden sie wiederkommen? Hatte ich Zeit zu verschwinden? Wenn, dann schnell. Ich erhob mich mit pochendem Herzen. Die beiden jungen Frauen am anderen Ende des Großraumbüros starrten noch immer auf den Bildschirm eines PCs und sprachen aufeinander ein. Leise nahm ich meine Tasche und ging. Glücklicherweise trug ich Schuhe mit Gummisohlen. Die beiden drehten sich nicht nach mir um, und die Schläger blieben verschwunden. Als die Telefonistin mir »Auf Wiedersehen« zurief, zuckte ich zusammen.
    Vesna hatte ihren Geleitschutz vor zwei Tagen eingestellt. Ich wollte sie jetzt auch nicht anrufen. Die beiden Typen hatten mich nicht bemerkt, sie mussten mit Orsolics zu einer Party. Es drohte mir also keine akute Gefahr. Irgendwo hatte ich die beiden schon einmal gesehen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann und wo. Nicht im Wahlkampfbüro, das sicher nicht. Ich bog rasch um die nächste Ecke und hätte beinahe aufgeschrien. Aus einem Hauseingang kamen Orsolics und seine beiden Schläger. Sie drehten mir den Rücken zu, stiegen in einen dunklen BMW und fuhren davon. Ich schlich näher. Es gab also noch einen anderen Eingang zum Wahlbüro. Die Haustür war nicht gekennzeichnet, weder mit einem Wahlkampflogo noch mit einem entsprechenden Namensschild. Es waren nur Schilder von Rechtsanwälten, Ingenieur- und Inkassobüros angebracht.
    Ich rüttelte an der Tür. Sie war verschlossen, und ich konnte gerade noch zurückspringen, als sie von innen aufging. Die Schreibkraft. »Spionieren Sie hier?«, fragte sie.
    »Ich habe gerade Orsolics mit zwei Männern herauskommen sehen und dachte …«
    »Der Eingang ist nur für Befugte.«
    »Alles klar. Wer waren denn die zwei Männer?«
    »Orsolics’ Burschen, so heißen sie zumindest überall. Sie erledigen alles für ihn.«
    Das hatte ich zu spüren bekommen.
    »Politiker?«, fragte ich.
    Die Schreibkraft lachte. »Wenn alle, die in einer Parteizentrale arbeiten, Politiker sind, dann sind die beiden ebenso Politiker wie ich.«
    »Aber was machen sie dann?«
    »Offiziell sind sie in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit angestellt, aber wie gesagt … Wahrscheinlich sollte ich Ihnen das gar nicht erzählen.«
    »Das interessiert mich nur so, nicht fürs ›Magazin‹. Haben Sie Lust, mit mir auf einen Kaffee zu gehen?«
    Die Schreibkraft sah mich unentschlossen an. »Ich möchte meinen Job behalten.«
    »Mir geht es nur um ein paar Zusammenhänge, Sie werden mit keinem Wort erwähnt.«
    »Warum nicht? Es sind schon alle fort, nur ich hab’ wieder einmal unbezahlte Überstunden schieben müssen. In meinem Alter kann man es sich eben nicht mehr aussuchen.«
    Wir setzten uns ins Kaffeehaus ums Eck. Um diese Zeit wurde hier deutlich mehr Wein als Kaffee getrunken, und im Hintergrund spielte ein Pianist etwas von Chopin – nicht gut, aber stimmungsvoll. Die Schreibkraft bestellte einen gespritzten Rotwein, ich ein Viertel Riesling.
    Über die beiden Schläger wusste die Schreibkraft nicht viel mehr, als sie mir schon gesagt hatte. Der eine war ein Arbeitersohn aus Favoriten, der andere der Sohn eines Abgeordneten. Wie sie zu Orsolics gekommen waren, war ihr nicht klar. Jedenfalls waren sie seit rund zwei Jahren ständig in seinem Windschatten. Die anderen Parteiangestellten spotteten ein wenig über die jungen Männer, aber ihr direkter Draht zu Orsolics verschaffte ihnen auf der anderen Seite auch Respekt.
    Über ihre Tätigkeit im Wahlkampf sei wirklich nicht mehr zu erzählen, als sie schon im Interview geschildert habe. Sie erledige eben die Schreibarbeiten. Allerdings: Was ihre Kollegin anging, treffe meine Vermutung zu. Sie arbeite kostenlos, in der Hoffnung, danach leichter einen Job zu finden. »Nach einem Jahr ohne Arbeit halten dich alle für faul und blöd«, stellte die Schreibkraft fest. »So gesehen ist es vielleicht wirklich eine Chance.«
    Ob sie das Dossier über Schmidt getippt habe? Ja, das auch. Sie habe ihn nie leiden können. Das solle man zwar nicht über einen Toten sagen, aber so sei es nun einmal. Er habe überall herumspioniert.
    »Ab wann haben Sie an dem Dossier geschrieben?«
    Die Schreibkraft dachte nach. »Genau kann ich es nicht mehr sagen, aber rund zwei Wochen vor Schmidts Tod kam Chloe Fischer zu mir und brachte mir eine besprochene Kassette von einem Diktiergerät. Und einige Tage später bekam ich noch etwas. Und

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