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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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bemüht, nicht zu stören, längst verblüht, und das war keine Frage des Alters.
    Ich tauchte zwei Gnocchi tief in die Tomatensauce und führte sie an die Lippen. Es schmeckte nach vollreifen Früchten und dem grünen Ton des Basilikums.
    »Sie verstehen es zu genießen«, sagte Droch, und ich bemerkte, dass er seinen Teller schon leer gegessen hatte.
    Ich lächelte. »Ich verstehe es, gutes Essen zu genießen.«
    Die Sonne war unterdessen am Horizont verschwunden, die Kühle des vorbeifließenden Wassers wurde spürbar.
    »Soll ich Ihnen eine Jacke bringen?«, fragte Droch. Ich schüttelte den Kopf. Droch holte ein Windlicht, stellte es auf den Tisch und zündete es an. »Wegen der Romantik«, spöttelte er.
    »Wir wollten über den Fall reden«, sagte ich und bedauerte sofort, dass ich aus lauter Feigheit an der seltsamen Stimmung gekratzt hatte.
    »Ja«, sagte Droch in freundlichem, aber sachlichem Ton. »Ihr Essen kann einen ganz schön ablenken. Also was haben wir: Wir haben alle Computerdateien gestohlen – widersprechen Sie mir nicht, die sind gestohlen. Und wir haben nichts Verdächtiges entdeckt. Das mit den Sternchen hat sich aufgeklärt. Mitarbeiter von Orsolics haben Sie überfallen, dafür dürfte es sogar Beweise geben. Wir wissen aber nicht, ob Orsolics davon gewusst hat. Schmidt wollte mit Ihnen reden, wir wissen aber nicht, worüber. Bellini-Klein war ein Hochstapler und wurde immer wieder gefeuert. Nach seinem Ausflug in den Wahlkampf stürzte er aus dem Fenster. Zwei Gläser ohne Fingerabdrücke sind das einzige Indiz dafür, dass er nicht freiwillig gesprungen sein könnte. Aber er könnte die Gläser auch mit einem Handschuh angefasst oder mit einem Geschirrtuch poliert oder sonst etwas Seltsames getan haben. Selbstmörder machen oft seltsame Dinge.«
    Ich schüttelte den Kopf. »So bringt das nichts. Wir müssen alle Fakten aufschreiben und dann versuchen, Theorien zu bilden. Und die dann überprüfen. Aber zuerst gibt es Pappardelle.« Droch legte die Hände auf seine Oberschenkel, sah mich an, legte die Hände auf die Räder des Rollstuhls und drehte sich zur Donau. Sie floss dunkelgrau an uns vorbei.
    Ich nahm in der Küche noch einen Schluck von dem übriggebliebenen Frizzante. Ich wusste, das sollte ich nicht tun. Ich war da, um mit Droch zu Abend zu essen und über den Fall zu reden. Er wollte mit mir zusammenarbeiten. Das war mehr, als ich mir vor zwei Wochen noch hätte vorstellen können. Ich schnitt eine Schalotte fein, gab Olivenöl in die Pfanne, briet die Zwiebel ganz kurz an, gab das feingeschnittene, aber nicht faschierte Kaninchenfleisch dazu und rührte energisch um. Ich zerriss vier Salbeiblätter und warf sie dazu. Anschließend etwas Salz und Pfeffer. Nur drei, vier Minuten, dann kam die Sauce vom Herd. Ich seihte die Nudeln ab, band die Sauce mit etwas Obers und schüttete sie über die Nudeln. Ein Geruch von Salbei und zartem, saftigem weißem Fleisch stieg auf. Der samtige Duft italienischer Hügel. Ich warf einen Blick ins Backrohr. Die Wachteln waren bereits etwas gebräunt. Ich übergoss sie mit ihrem eigenen Fett und der Butter, die ich in die Form getan hatte, und schloss das Backrohr wieder.
    Mittlerweile war es fast finster geworden. Der helle Schein am Horizont kam von den Lichtern der Großstadt.
    Ich füllte zwei Teller mit den Pappardelle und trug sie hinaus. Die dicke Kerze am Tisch flackerte. Ich schenkte Wein nach und beobachtete Droch, wie er zuerst roch, dann einige Nudeln sorgsam um seine Gabel wickelte und sie langsam zum Mund führte. Als er schluckte, lächelte er fast nicht merkbar. »Warum essen Sie nicht?«
    Ich sagte: »Es ist schön, Ihnen zuzusehen.« Dann begann auch ich zu essen.
    »Sie sind eine großartige Köchin, nein, mehr … Sie sind eine Künstlerin.«
    »Übertreiben Sie nicht, Sie sind hier der Star«, erwiderte ich etwas laut.
    »Wer ist hier ein Star?«, fragte Droch im gleichen Ton.
    »Na Sie. Ein Starkommentator, vor dem sich alle Politiker fürchten. Held seit ewigen Zeiten, über den die tollsten Geschichten kursieren.«
    »Tolle Geschichten? Erzählen Sie.« Er war amüsiert.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte wohl schon zu viel getrunken.
    »Erzählen Sie schon. Ich würde gerne einmal von meinen Heldentaten hören, vielleicht hätte ich dann mehr …« Er brach ab.
    Ich sah ihm in die Augen. Der Mond tauchte hinter den Büschen auf. Noch lange nicht voll, aber klar. »Kriegsberichterstatter, andere herausgeholt, selbst

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