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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Lächeln wurde etwas dünner. Ich kannte das. Er wies mir einen Randtisch zu, glücklicherweise nicht neben den Toiletten, sondern neben der Garderobe. Eine große Palme verdeckte fast die gesamte Aussicht. »Hier sind Sie ungestört«, meinte der Ober. Wer sagte, dass ich ungestört sein wollte? Aber eigentlich wollte ich das wirklich. Genießen und die Gedanken kommen lassen. Ganz ohne Druck.
    Ich bestellte und stieg wieder in der Achtung des Obers. Als ich die Seezungenröllchen gegessen hatte, war mir noch immer keine zündende Idee gekommen, nur welche für neue Rezepte. Zum Beispiel für Seezungenröllchen. Ich hätte sie allerdings nicht mit Spargel, sondern mit einer frischen Kräutermischung gefüllt. Obwohl …
    Der Ober schenkte mir nach. Ein heimischer Weißburgunder, jung und leicht. Gute italienische und französische Weißweine hatten horrende Preise. Droch hatte in der Südsteiermark Wein eingekauft. Vielleicht könnten wir einmal …
    Vier Männer betraten das Lokal. Sie wurden an einen schönen Tisch geführt, bessere Gäste. Ich zuckte zusammen. Auch das noch. Einer von ihnen war mein Chefredakteur. Den wollte ich nun wirklich nicht treffen. In dieser Ecke würde man mich kaum entdecken. Mir kamen auch die anderen Männer bekannt vor. Richtig, der eine war der Boss von Mega-Kauf. Ausgerechnet. Wegen Mega-Kauf war ich zum Wahlkampf versetzt worden. Das war Jahrhunderte her. Mit Mega-Kauf hatte alles angefangen. Mein Chefredakteur kannte ihn also persönlich, den großen Boss. Daher seine Überreaktion. Der andere schien ein Mitarbeiter von Mega-Kauf zu sein. Und der vierte? Ich kramte in meinem Gedächtnis. Vogls Gedächtnis müsste man haben, der erkannte alle wieder. Der Ober brachte mir das Hauptgericht. Rosa gebratenes Lamm mit Rosmarinkartoffeln und Paradeissouffle. »Köstlich«, sagte ich. »Für Sie nur das Beste«, meinte der Ober und schenkte nach. Das Beste – das war es. Der vierte war der Finanzchef der Beste-Bank. Ich betrachtete ihn eindringlicher. Die Beste-Bank, die keinerlei Wahlkampfspende gegeben hatte. Aber vielleicht einen Koffer voller Geld? Die vier Männer unterhielten sich gut. Es war kein Geschäftsessen, jedenfalls keines im engeren Sinn.
    Ich aß unkonzentriert wie selten. Die Männer hatten mich nicht gesehen. Der Finanzchef der Beste-Bank nahm einige Unterlagen aus seinem Aktenkoffer. Also doch ein Geschäftsessen? Der Aktenkoffer … Er schien dunkelrot zu sein. Und der Finanzchef hatte an zwei Schlössern herumgefingert. Es gab viele weinrote Aktenkoffer mit Nummernschlössern. Jeder Wichtigtuer hatte mindestens zwei davon. Unmöglich zu sehen, ob Buchstaben eingraviert waren. Ich konnte nicht am Tisch vorbeigehen. Zu gefährlich. Der Finanzdirektor war keinesfalls der, der zu Orsolics gekommen war. Vesna und ich hatten den Mann ja gesehen. Er war groß gewesen, an die ein Meter neunzig. Der Finanzdirektor war maximal so groß wie ich. Aber er musste Bescheid wissen. Ich war ihnen einmal entkommen. Ich konnte nicht vorbeigehen und einfach so tun, als ob ich überrascht wäre, meinen Chefredakteur zu treffen. Ich sah noch einmal hin. Lächerlich. Das waren vier angesehene Männer. Vielleicht nicht meine Kragenweite, aber deswegen noch lange keine Killer. Morde hatten solche wie die nicht nötig. Mord passiert in jedem Milieu. Sie würden morden lassen. Danke. Und was hatte mein Chefredakteur damit zu tun?
    Ich brauchte Schlaf, vielleicht eine Schlafkur. Ich tickte nicht mehr richtig. Aber ich musste wissen, ob am Koffer Initialen waren. Vielleicht sollte ich morgen den Chefredakteur fragen. Mit welcher Begründung?
    Der Ober könnte mir helfen, warum nicht? Als er das nächste Mal vorbeikam, hielt ich ihn auf. »Ich hätte eine große Bitte. Ich bin schon etwas kurzsichtig und weiß nicht, ob der Mann da drüben nicht ein lieber Freund von mir ist. Es wäre mir peinlich, wenn ich hingehe, und er ist es dann gar nicht.«
    Der Ober hatte sich freundlich zu mir heruntergebeugt und nickte.
    »Neben ihm steht sein Aktenkoffer. Auf dem Aktenkoffer sind Initialen eingeprägt. Könnten Sie nachschauen, wenn Sie dort das nächste Mal nachschenken?«
    »Natürlich«, flüsterte der Ober. Wahrscheinlich hielt er mich für überspannt, kein Problem. Diskret schenkte er der Männerrunde nach. Dann kam er zu mir an den Tisch zurück. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er einen Blick auf den Koffer geworfen hatte. »L. D. – sind das die Initialen Ihres Freundes?«
    Ich machte ein

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