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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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enttäuschtes Gesicht. »Nein, leider nicht. Er hat die Initialen O. A., sind Sie sicher?« Der Ober zog die Augenbrauen hoch. Er war sich sicher. »Trotzdem herzlichen Dank«, mein Lächeln würde ihm nicht so lieb sein wie ein anständiges Trinkgeld. Er würde es bekommen.
    L. D. Es war der richtige Aktenkoffer. Das Geld war von der Beste-Bank. Schwarzgeld. Von einem Boten überbracht. Bellini-Klein konnte das herausgefunden haben, und Schmidt ebenso. Vielleicht Erpressung. Bellini-Klein wollte bleiben. Schmidt wollte vielleicht auch bleiben. Was jetzt? Polizei? Behaupten, meine Putzfrau habe den Koffer schon einmal gesehen, und zwar voller Geld in der Wahlkampfzentrale?
    Jetzt war kein Geld drinnen. Der Finanzchef hatte Unterlagen herausgeholt, kein Geld. Ein Foto. Ich sollte ein Foto machen. Fein, mit Blitzlicht. Alle lächeln, bitte. Samt dem Chefredakteur. Es musste doch etwas geben, was ich tun konnte. Gut, ich hatte einen Zeugen. Den Ober. Und meine Aussage würde auch zählen. Wenn es stimmte, dass das Geld letzte Nacht von einem Boten der Beste-Bank in die Wahlkampfzentrale gebracht worden war, würde es nicht mehr oder nicht mehr lange dort sein. Man hatte auf uns geschossen. Man wusste, dass wir der Sache auf der Spur waren. Wie viel wussten sie? Verdammt. Das Geld würde weggebracht werden. Wahrscheinlich war es schon weg. Ich erinnerte mich, dass Orsolics und Chloe Fischer in ihren Zimmern alte Safes stehen hatten. Wahrscheinlich noch aus der Zeit, als die Räume der Privatbank gehört hatten. Sie konnten das Geld in einen Safe gelegt haben. Hausdurchsuchung? Wo waren die Geldscheine mit den Kreuzen? Vesna hatte den fünften gekennzeichneten Schein bei sich.
    Kein Mensch würde auf meinen Verdacht hin eine Hausdurchsuchung anordnen. Eine Hausdurchsuchung in Vogls Wahlkampfzentrale würde nicht geheim bleiben, die politischen Folgen waren unabsehbar.
    Ich musste noch einmal zur Wahlkampfzentrale. Nicht um hineinzugehen, sondern um zu beobachten, ob jemand mit einem Koffer oder einer Tasche herauskam. Orsolics konnte absperren, das Geld mitnehmen und in ein Schließfach legen. Oder verbrennen. Oder was auch immer. Zwei, die von dem Schwarzgeld erfahren haben konnten, waren tot.
    Ich winkte dem Ober. »Ich habe etwas ganz Wichtiges vergessen. Entschuldigen Sie mich bitte beim Küchenchef. Ich kann die Nachspeise nicht mehr essen. Setzen Sie sie mir auf die Rechnung. Ich habe es eilig. Und rufen Sie mir bitte ein Taxi.« Der Ober musterte mich misstrauisch, aber das tat nichts zur Sache. Ich zahlte mit Kreditkarte und gab ihm gute 15 Prozent Trinkgeld. Auch schon egal. Der Ober verglich meine Unterschrift eingehend mit der auf der Karte. Ich konnte es ihm nicht verdenken.
    Ich benutzte den Seitenausgang. Wie gut, dass ich mich in solchen Lokalen auskannte.
    Das Taxi wartete schon. Noch einmal rief ich bei Vesna an. Vesna versprach, die Zwillinge einer Nachbarin anzuvertrauen und zu kommen. Droch war diesmal selbst am Apparat. Ich redete leise. Der Taxifahrer sollte besser nichts hören. »Das Schwarzgeld ist von der Beste-Bank. Frag mich nicht … Sie werden es wegbringen, wenn sie es nicht schon längst getan haben. Ich fahre jetzt zur Wahlkampfzentrale und stelle mich in dieselbe Einfahrt wie gestern. Nur zum Beobachten. Vesna kommt auch. Wenn du deinen Polizeimann …« Droch hatte aufgelegt. Ich ließ das Taxi vor einer beliebten Bar halten und sah mich um. Niemand war mir gefolgt. Noch war in der Innenstadt einiges los. Die Kärntnerstraße war belebt, die Geschäfte waren hell erleuchtet. Ich bog in eine Seitengasse. Hier war es schon merklich ruhiger. Ein Messer in den Bauch … Niemand würde es merken. In der nächsten Gasse würde es noch ruhiger sein. Und dann war ich am Ziel. Die Einfahrt. Ich drückte mich in dieselbe Ecke wie einen Abend zuvor. Warum konnte ich nicht einmal Glück haben? Vielleicht war das Geld gestern nicht mehr weggeschafft worden. Es durfte nicht sein, dass meine Schmerzen und die ganze Angst für nichts und wieder nichts gewesen waren. Also weiter. Ich steckte schon zu tief drinnen. Ich konnte nicht mehr aufgeben. Es durfte nicht sein, dass es Menschen gab, die ungestraft tun durften, was immer sie wollten. Womöglich Menschen, deren perfekte Fassade alle täuschte. Alles für die Bürgerinnen und Bürger und so weiter. So versuchte ich mir Mut zuzusprechen. Ich zitterte und wartete. Droch rollte wie am Abend zuvor lautlos um die Ecke.
    »Hau sofort ab«, sagte er zu

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