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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aufhörte. Auch Jack und Wireman schüttelten Pam und den Mädchen die Hand.
    »Nach all unseren Telefonaten freue ich mich, Sie persönlich kennenzulernen«, sagte Wireman zu Pam.
    »Danke, gleichfalls«, sagte Pam und musterte ihn prüfend. Ihr gefiel anscheinend, was sie sah, denn sie lächelte - ihr echtes Lächeln, das ihr ganzes Gesicht aufleuchten ließ. »Wir haben’s geschafft, nicht wahr? Er hat es uns nicht einfach gemacht, aber wir haben’s geschafft.«
    »Kunst ist nie einfach, junge Frau«, sagte Elizabeth.
    Pam blickte auf sie hinab, lächelte weiter ihr echtes Lächeln, in das ich mich damals verliebt hatte. »Wissen Sie, wie lange es her ist, dass jemand mich ›junge Frau‹ genannt hat?«
    »Ah, aber in meinen Augen sind Sie jung und schön«, sagte Elizabeth … war dies die Frau, die noch vor einer Woche kaum mehr als ein Talgklumpen gewesen war, der murmelnd und sabbernd im Rollstuhl hockte? Heute erschien das kaum glaublich. Obwohl sie sichtlich erschöpft war, erschien es unglaublich. »Aber nicht so jung und schön wie Ihre Töchter. Mädchen, euer Vater ist - nach allem, was ich höre - ein großes Talent.«
    »Wir sind sehr stolz auf ihn«, sagte Melinda, die mit ihrer Halskette spielte.
    Elizabeth lächelte ihr zu, dann wandte sie sich an mich. »Ich möchte die Bilder sehen und mir selbst ein Urteil bilden. Wie wär’s mit einer Führung, Edgar?«
    »Oh, sehr gern.« Das entsprach der Wahrheit, aber ich war auch verdammt nervös. Ein Teil meines Ich fürchtete sich davor, ihre Meinung zu hören. Dieser Teil hatte Angst, sie könnte den Kopf schütteln und ihr Urteil mit der Direktheit abgeben, zu der ihr Alter sie berechtigte: Gefällig … farbig … gewiss auch voller Energie … aber vielleicht doch belanglos. In letzter Konsequenz.
    Wireman wollte wieder die Rollstuhlgriffe umfassen, aber sie schüttelte den Kopf. »Nein, Edgar soll mich schieben, Wireman. Er soll mich herumfahren .« Sie zog die erst halb gerauchte Zigarette aus der Spitze, was ihre arthritischen Finger erstaunlich geschickt schafften, und drückte sie in der kleinen Blechdose aus. »Und die junge Dame hat recht - ich denke, wir haben alle genug von diesem Gestank .«
    Melinda besaß den Anstand, zu erröten. Elizabeth hielt die Blechdose Rosenblatt hin, der sie mit einem Lächeln und einem Nicken entgegennahm. Seither habe ich mich oft gefragt - ich weiß, dass das morbid ist, aber ich hab’s trotzdem getan -, ob sie mehr davon geraucht hätte, wenn sie gewusst hätte, dass dies ihre letzte Zigarette sein würde.
     
     
     
     
     
     
    VI Selbst Leute, die noch nie von John Eastlakes Tochter gehört hatten, begriffen, dass jetzt eine Persönlichkeit unter uns war, und die Flut, die sich nach Mary Ires übermütigem Ausruf in Richtung Empfangsbereich gewälzt hatte, kehrte ihre Richtung um, als ich den Rollstuhl in die geräumige Nische schob, in der die meisten Bilder aus dem Zyklus Sonnenuntergang mit... hingen. Wireman und Pam gingen links von mir; Ilse und Jack begleiteten mich zu meiner Rechten, und Ilse versetzte dem Griff auf dieser Seite ab und zu einen hilfreichen kleinen Stoß, um sicherzustellen, dass der Rollstuhl auf Kurs blieb. Melinda und Ric folgten uns, Kamen, Tom Riley und Bozie waren hinter ihnen. Hinter diesem Trio schienen sich sämtliche Anwesenden eingereiht zu haben.
    Ich war mir nicht sicher, ob die Lücke zwischen der provisorischen Bar und der Mauer für den Rollstuhl ausreichen würde, aber sie war knapp breit genug. Ich machte mich daran, ihn durch diesen schmalen Gang zu schieben, und war dankbar, dass wir so unser Gefolge hinter uns lassen konnten, als Elizabeth plötzlich »Stopp!« rief.
    Ich hielt sofort an. »Elizabeth, alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Nur einen Augenblick, Schätzchen... pst!«
    Sie saß da und betrachtete die Bilder an den Wänden. Nach einer Weile seufzte sie tief und fragte: »Wireman, haben Sie ein Kleenex für mich?«
    Er hatte ein Taschentuch, das er entfaltete und ihr gab.
    »Kommen Sie nach vorn, Edgar«, sagte sie. »Kommen Sie hierher, damit ich Sie sehen kann.«
    Ich schaffte es, mich zwischen Rollstuhl und Bar durchzuquetschen, wobei der Barkeeper den Tisch stützte, damit er auf keinen Fall umkippte.
    »Können Sie sich hinknien, damit unsere Gesichter auf gleicher Höhe sind?«
    Das konnte ich. Meine Großen Strandwanderungen machten sich jetzt bezahlt. Sie hielt ihre Zigarettenspitze - irgendwie töricht und zugleich großartig - in einer Hand,

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