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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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angekommen sei. Eine glaubhafte Quelle berichtet, er sei einmal vor einem Fernsehinterview so betrunken gewesen, dass er das Wasser nicht mehr halten konnte. Ein hilfreicher Begleiter habe ihm daraufhin geholfen, die Hose zu wechseln. Dabei habe ihm Strauß einen Tritt in den Hintern verpasst. Schlimm war seine Aggressivität, die Prof. Hans Maier beschreibt: »Wehe, wenn plötzlich Emotionen, Wutausbrüche seine Intelligenz überschwemmten. Dann konnte sich der Mann … in ein zuckendes Bündel von Wut und Aggressivität verwandeln.«
    Das Götzenbild
    Ein Götze ist ein falscher Gott. Wenn Stoiber, Seehofer und gewisse andere Mitstreiter Strauß zum anbetungswürdigen Gottvater der CSU erhoben haben, so ist das eine verwerfliche Ikonografie.
    Das Volk hat ein Recht auf die Wahrheit. Es darf nicht getäuscht werden, schon gar nicht von Leuten, die ein staatliches Amt innehaben.
    Der pompös inszenierte Leichenzug durch München im Oktober 1988 , der die Menschen ehrfürchtig erschauern ließ vor der erhabenen Größe des dahingegangenen Staatsmanns Strauß , war in Wahrheit ein makabres Schauspiel: Durch die Verklärung wurde darüber hinweggetäuscht, dass der übelste Politiker der deutschen Nachkriegszeit zu Grabe geleitet wurde. Einbalsamiert, um der Nachwelt wie ein Pharao noch über mehrere tausend Jahre erhalten zu bleiben.
    Und welche honorigen Persönlichkeiten hat man nicht inzwischen mit dem 1996 kreierten »Franz-Josef-Strauß-Preis« ausgezeichnet? Unter den bisherigen Preisträgern finden sich der frühere amerikanische Präsident George Bush sen., der ehemalige amerikanische Außenminister Henry Kissinger, Roman Herzog, Helmut Kohl und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow. Bei seinem Besuch in Israel im September 2012 kündigte Horst Seehofer Staatspräsident Schimon Peres an, er werde ihn demnächst mit dem Preis auszeichnen. Da darf natürlich nicht aufkommen, wer Strauß wirklich war.
    Die Sicht des F. J. Strauß auf seine Mitmenschen
    Wie viele Menschen haben Strauß nicht über Jahrzehnte erlebt, im Fernsehen und Radio, in der Presse, auf Veranstaltungen. Sie haben sich ein Urteil über ihn gebildet, teils negativ, teils positiv. Aber wie hat er sie umgekehrt gesehen? Nach alldem, was inzwischen zutage getreten ist, kann es wohl nur eine Antwort geben: Er hielt sich selbst für begnadet schlau, alle anderen aber für schwachsinnig – dazu geschaffen, von ihm ausgenutzt zu werden, ausnahmslos alle!
    In der Passauer Nibelungenhalle fanden sich an jedem Aschermittwoch die treuesten Anhänger von Strauß ein, um ihn zu sehen, zu hören und ihm zuzujubeln. Wie es hieß, traf Strauß jedes Mal mit erheblicher Verspätung ein. Seine Anhänger glaubten, Strauß sei eben ein viel beschäftigter Staatsmann.
    Doch die Verspätung war dem Vernehmen nach von Strauß einkalkuliert. Ein hoher Beamter, langjähriges CSU -Mitglied, bestätigte dies. Einer aus der damaligen Umgebung von Strauß berichtete, er habe ihn einmal darauf aufmerksam gemacht, dass er eine Stunde früher aufbrechen müsse, wenn er rechtzeitig in Passau sein wolle. Darauf Strauß: »Die sollen warten. Die sollen erst einmal eine Maß Bier in sich hineinlaufen lassen!«
    Wenn dann endlich der sehnlichst erwartete hohe Herr unter den Klängen des Bayerischen Defiliermarschs, jovial winkend, mit Gefolge seinen Einzug hielt, ahnten seine Anhänger nicht, was er in Wirklichkeit von ihnen hielt.
    Strauß war ein Mann von überragender Intelligenz und enormer Eloquenz. Er erkannte sicher sehr früh, dass er deshalb Macht über Mitmenschen ausüben konnte. Im politischen Raum kommt es darauf an, die Mehrheit von Versammlungen und Gremien auf seine Seite zu ziehen. Er sah, dass er meist Sieger blieb, seine Gegner mussten sich fügen, insbesondere in dem begrenzten und daher beherrschbaren Territorium Bayern und innerhalb der dort etablierten Partei. Das Bewusstsein absoluter Überlegenheit, das Gefühl, der Recke Siegfried zu sein, verleitete ihn sehr bald dazu, Hemmungen abzustreifen und sich alles zu nehmen, dessen er habhaft werden konnte: politische Ämter, Geld, Frauen.
    Für die meisten Menschen war es ein absolutes Rätsel, dass er alle seine Skandale überlebte. Gerade deswegen aber bewunderten ihn viele paradoxerweise; er wurde schließlich zum Monument. Doch der Grund seiner unerschütterlichen Standfestigkeit waren nicht seine Fähigkeiten, seine Intelligenz. Es war seine politische Schlüsselstellung als CSU

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