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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Er dachte an Carolines Temperament, an ihren Schwur, sich zu rächen; ihre Affäre war nun schon fast zwei Jahre her, aber Caroline vergaß nichts und verzieh nichts. Schon bei Augustas kurzem Neujahrsaufenthalt in London hatte sie das Gerücht verbreitet, Augusta habe ihren Mann verlassen - damals hatte Caroline keinen weiteren Grund gehabt als Byrons offensichtliche Zuneigung zu seiner Schwester. Sie wollte ihm durch sie weh tun.
    Dann kam eine Epistel von der Prinzessin der Parallelogramme:
    »Ich wurde wegen dieser Korrespondenz herausgefordert. Die Briefe wurden in beide Richtungen, das weiß ich, ein- oder zweimal beobachtet.« Annabella war Lady Melbournes Nichte und damit Carolines angeheiratete Cousine. Es konnte nur Caroline sein, die ein Interesse daran hatte, Briefe von Annabella an Byron und umgekehrt zu »beobachten« - wer sonst würde sich wegen dieser Korrespondenz die Mühe machen, wer sonst als eine Frau, die jede weibliche Person, die mit ihm im Kontakt stand, als Rivalin betrachtete? Und wenn Caroline eine Möglichkeit fand, Annabellas Briefe einzusehen, dann kam sie wahrscheinlich auch an Lady Melbournes Schreiben.
    Er mußte sie irgendwie zum Schweigen bringen oder zumindest herausfinden, wieviel sie tatsächlich wußte. Und da er Caroline kannte, wußte er, daß es dafür nur eine Möglichkeit gab. Aber bevor er dazu kam, diese Idee in die Tat umzusetzen, erhielt er Besuch aus Six Mile Bottom. George Leigh - außerhalb der Rennsaison, man bedenke! - brachte ihm die Nachricht, Augusta sei mit einer Tochter niedergekommen. »Wenn Sie zur Taufe kämen, Byron, würden wir uns sehr darüber freuen«, schloß Leigh höflich.
     
    »Wie geht es Augusta?« fragte Byron angespannt und bemühte sich, so ruhig und gelassen wie möglich zu wirken. Sein Schwager zuckte die Achseln. »Wie soll es ihr schon gehen - etwas erschöpft natürlich, aber Augusta macht das nichts; sie verkraftet eine Geburt sehr gut, wissen Sie, wie eine Katze.«
    Der Colonel seufzte »Obwohl ich wünschte, sie wäre nicht ganz so fruchtbar wie eine Katze. Aber da kann man nichts machen, nicht wahr? Für Sie ist das selbstverständlich anders. Sie haben einen Titel zu vererben, da wollen Sie wahrscheinlich Kinder.«
    Byron kämpfte mit der Versuchung, George Leigh durch einen gezielten Upper Cut mit dem Fußboden nähere Bekanntschaft schließen zu lassen. Da stand er, immer noch blond und gutaussehend, und lächelte unbedarft. »Cousin George«, sagte Byron schließlich eisig, »mir scheint, für die Kinder sind Sie genauso verantwortlich wie Augusta.« Das Lächeln von Colonel Leigh wurde breit. »Aber Byron, Sie wissen doch, wie das ist - man will ein paar nette Stunden, mehr nicht, und schon hat man ein Kind am Hals. Dazu braucht man noch nicht einmal verheiratet zu sein, nicht wahr, alter Junge? Obwohl ich«, beeilte er sich hinzuzufügen, »natürlich gerne mit Augusta verheiratet bin. Sie ist doch ein liebes, reizendes Frauchen, und wie sie mit dem Gut umgeht - also das finde ich wirklich bewundernswert. Ich würde mich zu Tode langweilen. Mögen Sie eigentlich Pferderennen, Cousin Byron?«
    Byron begleitete Colonel Leigh nach Six Mile Bottom zurück.
    Er fand Augusta die ganze Zeit von allen möglichen Verwandten belagert - die Gattinnen ihrer älteren Brüder, einige Howards, und nicht zu vergessen, die Kinder - und konnte wieder nur in Symbolen mit ihr sprechen. »Du siehst gut aus, Gus, wie ein Stern.« Sie verzog das Gesicht. »Eher wie eine Sternschnuppe ›oh, welch ein Fall war dies‹! Aber ich trage, mein Kreuz.« Das Baby war rot und häßlich wie alle Neugeborenen, schrie die ganze Zeit und schien gesund und vollkommen normal zu sein.
    Byron fühlte keine übergroße väterliche Zuneigung - er hatte sich inzwischen eingeredet, daß es George Leighs Kind war -, aber er ertappte sich dabei, daß er anfing, Augustas Sprößlinge gern zu haben. Die älteste, Georgiana, war eigentlich ein netter Kerl, klug und vernünftig, kein lästiges kleines Ungeheuer. Er wußte nicht, was er von der kleinen Augusta halten sollte, doch der nunmehr zweijährige Henry, der ständig versuchte seiner Schwester die Süßigkeiten wegzunehmen, mit denen die Nanny sie bestochen hatte, gefiel ihm auch irgendwie. Der Junge hatte leuchtendrote Haare und war von einer Art liebenswerter Häßlichkeit, die ihn an Hobhouse erinnerte, obwohl es natürlich lächerlich war, Hobby mit einem Kleinkind zu vergleichen.
    Byron erklärte sich sogar zu

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