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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Sie mit mir zusammen waren - da bin ich ganz sicher –
    Die Erinnerung an diese Nacht ist unerträglich für mich, Gott segne meinen Freund - oder eher den Feind meines Herzens. Gott segne & erhalte Dich diese Nacht & mache selbst Deine Träume gesegnet.
     
    Byron hielt den Brief in der Hand und war überzeugt, daß Caroline Lamb langsam, aber sicher wahnsinnig wurde. Doch ihr Wahnsinn hatte Methode - sie wußte. Sie wußte noch mehr, als er ursprünglich angenommen hatte. Wie zum Teufel kam sie dazu, dieses Zeichen zu verwenden? Es schien, als müsse sich die ganze, elende Affäre mit ihr wiederholen, weil sie ihn nun wahrhaftig erpressen konnte. Miststück!
    Carolines Temperament hatte sich in den Jahren nicht verändert, nur verstärkt. Wieder folgte sie Byron überall hin, Ausritte, Gesellschaften, selbst Schießübungen fanden nicht ohne sie statt. Anfangs versuchte er die Vorzüge zu sehen: Carolines Benehmen zog überall, wo sie auch war, die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich, und bildete so die beste Ablenkung vor jedem anderen Getuschel.
    Aber schon nach zehn Tagen hatte er genug davon. Es war unmöglich. Er haßte Caroline inzwischen, haßte sie inbrünstig und hätte keinen Finger gerührt, um sie aus einem Sumpf zu ziehen, wäre sie hineingefallen. Außerdem - wie lange konnte man bei Carolines Geistesverfassung für ihr Schweigen garantieren? Zur Hölle mit Caroline, wenn sie sich einbildete, ihn erpressen zu können. Er beschloß, dieses abstoßende Zerrbild einer Affäre so zu beenden, daß sie ihn ein für allemal in Ruhe ließ. Er verabredete ein erneutes Treffen in seiner Wohnung.
    Dort küßte er sie zunächst ohne die geringste Leidenschaft.
    Dann sagte er mit trügerischer Sanftheit: »Arme Caro, Sie werden sich wohl nie verändern. Ich nehme an, Sie werden mich lieben, was auch passiert, nicht wahr?« Caroline blickte ihn verwirrt an. »Doch«, flüsterte sie, »ich habe mich verändert.« -
    »Wie schön für Sie, Caro. Ich nämlich auch. Sie wissen ja, ich war immer ein überzeugter Junggeselle. Aber irgend etwas in diesem Jahr hat in mir den Willen geschürt, mich zu verheiraten.« Carolines marmorne Haut wurde aschfahl. Benommen stammelte sie: »Sie… Sie wollen heiraten?«
    »Ja«, versetzte er brutal, »aber bestimmt nicht Sie, selbst wenn Sie frei wären. Sie ekeln mich an, Caro. Und ich bin sicher, Sie verstehen, daß mich die unbezähmbare Leidenschaft zu meiner zukünftigen Ehefrau dazu zwingt, jeden Kontakt mit Ihnen ein für allemal aufzugeben.«
    Es war das Ende. Sie wußte es. Eine Ehe seinerseits entzog ihr jede Grundlage. Vielleicht, wenn sie einen der Briefe mitgenommen hätte… doch der alles überwältigende Haß, der sie erfüllte, hatte sie jede Logik vergessen lassen. Das war das Ende.
    Doch sie würde sich rächen. Irgendwie, irgendwann.
     
    Als Byron von seiner Heirat gesprochen hatte, war das nicht viel mehr als ein Bluff gewesen. Er überredete Augusta, mit ihm und den Kindern (denn ihr Jüngstes konnte sie nicht gut allein lassen, und die anderen zu benachteiligen, wäre, wie sie schrieb, ungerecht) im Juli an die See zu fahren, nach Hastings.
    Hodgson aus Cambridge hatte dort ein Haus für ihn gemietet.
    Es würde wunderbar sein, endlich wieder »meine A« für sich zu haben.
    Aber der Gedanke an eine Heirat ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Lady Melbourne drängte ohnehin darauf, sie meinte, es sei die einzig vernünftige Lösung. Und in der Tat, wenn er heiratete, irgendwen heiratete, würden alle Gerüchte von selbst verstummen. Augusta wäre sicher.
    Andererseits… es war schon schlimm genug, daß sie sich durch eine Ehe gebunden hatte, auch wenn sich ihr Gatte selten genug bei ihr blicken ließ. Bei einer Vermählung seinerseits… doch wie lange würde sich Caroline durch einen Bluff zurückhalten lassen?
     
    Er fühlte sich noch immer hin und her gerissen, als er bei Augusta in Six Mile Bottom eintraf, um mit ihr die gemeinsame Reise vorzubereiten. Augusta hatte sich augenscheinlich von der Geburt erholt. Sie wirkte schlank wie eh und je und köstlich vertraut in seinen Armen. Byron, der sich trotz seiner Sportleidenschaft ständigen Hungerkuren unterziehen mußte, um sein Gewicht (und die vielbeneidete Ephebenfigur) zu erhalten, war voll Bewunderung.
    Er hatte ihr eigentlich eines der Medaillons mitbringen wollen, die ihr damals in St. Paul’s aufgefallen waren. Doch auch eine intensive Suche führte nicht zu dem gewünschten Ergebnis.
    Immerhin

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