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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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anerkenne.
     
    In aufrichtiger Zuneigung die Ihre
     
    A.I.M.

1814-1816
     
    »Vollkommen war sie, doch Vollkommenheit
    Will unsrer schlechten Welt nur schlecht behagen
    Wo Adam erst das Küssen lernte, seit
    Die Fluren Edens ihm verschlossen lagen,
    Wo alles Unschuld war und Seligkeit
    (Wie hat er seine Zeit nur totgeschlagen?)«
    Don Juan
     
    Byrons Gesicht wurde schneeweiß. Augusta erschrak. »Was hast du?« Er fing sich wieder und lächelte schwach. »Es regnet nicht, es schüttet. Sie hat akzeptiert.«
    »Schade«, sagte Hobhouse, »da wird nichts aus unserer Italienreise.«
    Hobhouse war auf dem Weg zu entfernten Verwandten in Newstead Abbey vorbeigekommen, hatte dort von dem Heiratsantrag gehört und im Fall einer Ablehnung eine Tour durch die italienischen Städte vorgeschlagen. »Solange es nicht Griechenland ist - da läßt du wieder jede Scherbe mitgehen, die du in die Hände bekommst « Das war Byrons eher gleichgültige Reaktion gewesen. Hobhouse hatte sich höflich an Augusta gewandt.
    »Sie wissen wahrscheinlich, Mrs. Leigh, daß Byron eine etwas merkwürdige Einstellung zur Archäologie…«
    »Räuberei, Hobby, Räuberei. Ihr englischen Archäologen nehmt die Griechen, Ägypter und Gott weiß wen aus wie Weihnachtsgänse.«
    Doch nun dachte keiner mehr an freundschaftliche Neckerei.
    Annabella hatte akzeptiert. Sie schwiegen alle drei, seltsam hilflos und ungewiß, was man in einer solchen Situation sagen konnte. Dann schrie eines der Kinder, Augusta sprang auf, und Hobhouse fiel ein, daß er eigentlich gratulieren sollte. Er entledigte sich dieser undankbaren Aufgabe und fügte hinzu: »Ich nehme an, du gehst jetzt nach Seaham.«
    »Nein«, erwiderte Byron und klang immer noch erschüttert, »erst nach London, Spooney schießt dort einen Bock nach dem anderen.« Er faltete Annabellas Brief gedankenverloren zusammen und sagte mit gerunzelter Stirn: »Aber wir verlassen Newstead, Augusta und ich.«
    Sie verbrachten ihren letzten Tag bewußt nicht allein, sondern in Gesellschaft der Kinder.
    Georgiana war als einzige alt genug, um zu begreifen, daß sie Newstead verlassen und nach Six Mile Bottom zurückkehren würden. Es tat ihr leid. Die alte Abtei barg in sich ebenso viele Abenteuer wie Hastings - auch wenn sich wider Erwarten kein Geist gezeigt hatte -, aber andererseits würde es auch schön sein, nach fast drei Monaten nach Hause zurückzukehren, nach Six Mile Bottom. Sie machten einen letzten Ausflug in den Park. Sie paßte ihre Schritte aufmerksam denen ihres Onkels an (mittlerweile hatte sie begriffen, daß er weder sehr schnell gehen konnte noch wollte) und wünschte, er hätte ihr das Reiten ebenso beigebracht wie das Schwimmen. Er nahm sie zwar zuweilen mit auf sein Pferd, aber das war nicht ganz dasselbe.
    Augusta hatte ein Picknick vorbereitet und Georgiana einen Teil des Proviants zu tragen gegeben, worauf diese sehr stolz war. Endlich fanden sie eine Lichtung, die sie für geeignet hielten. Byron beobachtete Augustas schnelle, geschickte Hände, die Brot austeilten und Äpfel schälten (die Kleinsten erhielten Milchbrei, mit Ausnahme von Mignonne, der sie ohne weitere Umstände die Brust gab). Er dachte daran, wie sie Karten gemischt hatte. Verdammt, der Juwelier von St. Paul’s war mit den Medaillons immer noch nicht fertig, und er wollte sie ihr eigentlich als Abschiedsgeschenk geben.
    Er wurde von Henry abgelenkt, der sich mit aller Gewalt bemühte, seinem Onkel den linken Schuh auszuziehen. Byron nahm den kleinen Irrwisch auf und warf ihn hoch in die Luft, so daß Henry vor Vergnügen kreischte und die Nanny vor Angst aufschrie. Doch das Essen schien die Kinder müde gemacht zu haben; selbst Henry rollte sich nach einiger Zeit einfach zusammen und schlief ein, den Daumen im Mund, nachdem ihn Augusta einige Male vorher sanft, aber energisch hinausgezogen hatte.
    Georgiana schlief nicht wirklich; sie döste nur vor sich hin und hörte die Stimmen von Mamée und Byron, die sich leise unterhielten. Sie begleiteten ihren Halbschlummer mit einer wispernden, unverständlichen Melodie. Als es plötzlich still wurde, blinzelte sie ein paarmal und öffnete schläfrig die Augen. Die beiden Flüsterer standen vor einer Ulme, die ihren Schatten über die Reste des Picknicks warf, und ritzten mit dem Obstmesser irgend etwas ein.
    Später, kurz bevor sie aufbrachen, lief Georgiana zu dem Baum hin und versuchte unter Aufbietung ihrer gesamten Kenntnisse die Inschrift, aus der noch Harz quoll,

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