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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Vaters Lord Carlisle. Charlotte besaß nicht den Mut, sich zu widersetzen. »Es sieht so aus«, sagte Byron zu Augusta, »als sei Miss Milbanke die Glückliche - oder der Pechvogel. Ich werde ihr schreiben.«
     
    Newstead Abbey, 9ter Septr. 1814
     
    Meine liebe Miss Milbanke,
    Sie waren in Ihrem letzten Brief so freundlich zu sagen, ich möge »bald« wieder schreiben - Sie fügten aber nicht hinzu oft - ich muß mich deshalb dafür entschuldigen, daß ich schon wieder Ihre Zeit in Anspruch nehme - um nichts von Ihrer Geduld zu sagen. - Es gibt etwas, das ich Ihnen sagen möchte - und da ich Sie für einige - vielleicht auch für lange Zeit nicht sehen werde - will ich mich bemühen, es sogleich zu sagen. - Vor einigen Wochen stellten Sie mir eine Frage - die ich beantwortete.
    Nun habe ich Ihnen eine vorzulegen - auf die, falls sie ungehörig ist - ich nicht hinzufügen muß, daß Ihre Ablehnung, sie zu beantworten, hinreichender Tadel sein wird. Es ist dies.
    Sind die »Einwände« - auf die Sie anspielten - unüberwindlicher Natur? - oder gibt es eine Art oder Änderung des Verhaltens, die sie möglicherweise beseitigen könnten? - Ich bin mir wohl bewußt, daß jede solche Änderung in der Theorie leichter ist als in der Praxis - aber gleichzeitig gibt es wenige Dinge, die ich nicht versuchen würde, um Ihre gute Meinung zu erringen - auf alle Fälle würde ich gerne das Ärgste wissen - doch möchte ich auch nicht, daß Sie etwas versprechen oder sich verpflichten - sondern nur von einer Möglichkeit erfahren, die Ihnen gleichwohl nicht weniger Handlungsfreiheit ließe. - Als ich Sie gebunden glaubte - hatte ich auf nichts zu drängen - wie ich freilich auch jetzt wenig habe - außer, daß ich von Ihnen selbst gehört habe, daß Sie in Ihren Gefühlen niemandem verpflichtet sind - und meine Aufdringlichkeit daher vielleicht nicht ganz so egoistisch erscheinen mag als erfolglos. - Es ist nicht ohne Zögern, daß ich mich in dieser Angelegenheit nochmals an Sie wende - und doch bin ich nicht sehr konsequent - denn um Sie damit zu verschonen, hatte ich am Ende beschlossen, lieber ein abwesender Freund zu bleiben, als ein lästiger Gast zu werden - und wenn ich Anstoß errege, so ist es besser auf die Entfernung, - Mit allen meinen übrigen Gefühlen sind Sie bereits vertraut - wenn ich sie nicht wiederhole, geschieht es, um Ihren Unwillen zu vermeiden - oder zumindest nicht zu vergrößern. –
    stets Ihr Ihnen aufrichtigst ergebener
     
    B.
     
     
    Kein echter Heiratsantrag, fand Augusta, eher der Versuch zu erfahren, wie ein Antrag wohl aufgenommen würde. Immerhin war es ein definitiver Schritt. Sie fragte: »Bist du dir ganz sicher - ich meine, über sie? Denk daran, wie ernst es für euch beide ist.« Ohne ein weiteres Wort machte er sich daran, den Brief in seinem Schreibfach zu verschließen. Augusta verwünschte ihre eigene Inkonsequenz. Wenn sie ihm jetzt ausre-dete, diesen Antrag abzuschicken, würde er es nie tun. »Auf der anderen Seite ist es ein sehr hübscher Brief«, sagte sie langsam,
    »und es wäre schade, wenn er nicht abgesandt werden würde.«
    »Dann wird er verschickt werden«, erwiderte Byron, zog das Blatt Papier wieder hervor und suchte nach einem Kuvert.
    Ich habe Ihren zweiten Brief und bin fast zu aufgeregt, um zu schreiben - aber Sie werden verstehen. Es wäre absurd, irgend etwas zu unterdrücken. Ich bin und fühle mich längst verpflichtet, Ihr Glück zum obersten Ziel meines Lebens zu machen.
    Wenn ich Sie glücklich machen kann, habe ich keine weiteren Bedenken. Ich werde Ihnen vertrauen und Sie als alles ansehen, zu dem ich aufsehen - alles, das ich lieben kann. Die Furcht, Ihren Erwartungen nicht zu entsprechen, ist die einzige, die ich jetzt fühle. Überzeugen Sie mich - das ist alles, was ich wünsche - daß meine Zuneigung alles ersetzen wird, was meinem Charakter noch fehlt, um zu Ihrem Glück beizutragen. Dies ist ein Augenblick der Freude, den ich nicht mehr zu erfahren glauben konnte. Ich wagte nicht, es für möglich zu halten, und ich habe unter Schmerzen einen Entschluß aufrecht erhalten, der sich in der Tat auf die Annahme gründete, daß Sie ihn nicht umgestoßen wünschten - daß seine Aufgabe nicht zu Ihrem Besten wäre. In Wirklichkeit hat es nie eine Veränderung in meinen Gefühlen gegeben Mehr davon werde ich später sagen.
    Ich schrieb mit der letzten Post - mit welch anderen Empfindungen. Lassen Sie mich dankbar für die sein, die ich nun

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