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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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with one virtue and a thousand crimes.
     
    Die Hauptfigur bildete Lord Gienarvon - düster, bleich, dunkelhaarig, blendendes Aussehen -, den man beim besten Willen nur als barbarisches herzloses Ungeheuer bezeichnen konnte. Dieser Antichrist in Person verführt nicht nur die edle Calantha, die bildschöne, reine und anmutige Heldin des Romans, sondern auch eine ganze Anzahl weiterer Damen und trägt außerdem ein geheimes unsägliches Verbrechen mit sich herum. Calantha jedoch liebt Gienarvon trotz allem, folgt ihm überall hin, tut alles für ihn, bis er ihr gänzlich das Herz bricht und sein wohlverdientes Ende findet. Der Roman wurde von der englischen Gesellschaft - und später auch auf dem Kontinent - begeistert aufgesogen. Byron kommentierte in einem Brief an seinen Verleger die literarischen Neuerscheinungen der jüngsten Zeit:
     
    Ich las die »Christabel« -
    Ein reiner Quell.
    Ich las den »Missionär« -
    Sehr schön auf Ehr.
    Ich probierte »Ilderim« -
    War schlimm.
    Ich las in »Margaret von Anjou« -
    So was kannst du?
    Ich blätterte in Websters »Waterloo« -
    Puh! Puh!
    Ich besah mir Wordsworths milchweiches
    »Rylstone-Reh«
    Oje!
    Ich las auch »Gienarvon« von Caro Lamb -
    Gott verdamm!
     
    Mittlerweile war es Ende August. Besuch aus England kam: die Herren Hobhouse und Davies. Hobhouse brachte einen Brief von Augusta mit, und Byron benutzte Scrope Davies, der bald wieder abreiste, als Rückversicherung gegenüber der Post.
     
    Diodati - Genf, 8ter Sept. 1816
     
    Meine liebste Augusta
    Durch zwei sich bietende Gelegenheiten - habe ich Dir auf privatem Weg Antworten auf Deinen von Mr. M überbrachten Brief gesandt. - S ist auf seinem Rückweg nach England - wird vermutlich vor diesem Brief ankommen. - Er bringt einige Pakete mit Siegeln - Halsbändern - Bällen  ich weiß nicht was sonst noch alles - aus Kristallen - Achaten - und anderen Steinen geschnitten - die alle vom Mont Blanc stammen – von mir an Ort & Stelle erworben & von dort hierher mitgebracht wurden - ausschließlich für Dich, um sie zwischen Dir und den Kindern zu verteilen - einschließlich Deiner Nichte Ada, für die ich einen Ball ausgewählt habe (aus Granit - übrigens einer weichen Substanz - aber der einzigen hier, womit sie rollen & spielen kann - wenn sie alt genug - und mutwillig genug dafür ist - und noch dazu ein kristallenes Halsband - und alles, was Du sonst noch dazu legen willst - die Liebe!
    Der Rest ist für Dich - das Kinderzimmer - aber vor allem für Georgiana - die mir einen sehr netten Brief geschrieben hat.
    - Ich hoffe, Scrope wird alles gut befördern - was er versprach…
    - Nun denn - Lady B ist »lieb zu Dir« gewesen, sagst Du »sehr lieb« - hm - es ist gut, daß sie wenigstens zu einem von uns lieb ist - und ich bin froh, daß sie das Herz & die Einsicht hat, zumindest Deine Freundin zu sein - Du warst immer die ihre. - Ich hörte neulich - daß sie unwohl sei - ich war sehr betroffen - und es tat mir sehr leid - weiß Gott - aber lassen wir das; - Doch H erzählte mir, sie sei nicht krank… - das ist eine Erleichterung.
    - Was mich betrifft, bin ich bei guter Gesundheit - in leidlicher - wenn auch sehr unausgeglichener Stimmung… Ich habe die Absicht, Ende des Monats die Alpen zu überqueren - und - Gott weiß wohin - zu gehen… ich habe noch immer eine Welt vor mir…
    H hat mir all die sonderbaren Geschichten erzählt, die über mich & die meinen im Umlauf sind; - nichts davon ist wahr, - ich war in einiger Gefahr auf dem See- (in der Nähe von Meil-lerie), aber nicht der Rede wert; und was all diese »Mätressen«
    angeht - Gott steh mir bei - ich hatte nur eine. - Nun - schimpf bitte nicht - denn was hätte ich tun sollen? - Ein törichtes Mädchen - das, trotz allem was ich sagte oder tat - mir nachreiste - oder vielmehr voraus - denn ich fand sie hier vor - und ich hatte alle erdenkliche Mühe, sie zur Rückkehr zu bewegen - aber sie fuhr schließlich… Ich war nicht verliebt, noch spüre ich weiter irgendwelche Liebe für sie, - aber ich konnte doch nicht gerade den Stoiker spielen bei einer Frau - die achthundert Meilen überstanden hatte, um mich zu entphilosophieren… - Und jetzt weißt Du alles, was ich von der Sache weiß - sie ist vorbei…
    Annabella, Lady Byron, war mit dem Verlauf der Ereignisse nicht ganz zufrieden. Statt ihr großzügiges Angebot, ihr durch freundschaftliche Gesten einen Deckmantel gegenüber der Gesellschaft zu verschaffen, enthusiastisch

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