Wahre Helden
guten Stil verdient. Du bist nie zu einem, du weißt schon, großen Unheilsfürsten geworden, aber einst steht fest, Fred: Du bist eindeutig falsch.«
»Uns gefällt jemand, der bei seinen Sturmkatapulten bleibt«, meinte der Junge Willie.
Der Finstere Fred senkte den Blick und scharrte mit den Füßen, hin und her gerissen zwischen Stolz und Erleichterung.
»Es freut mich, dass ihr es so seht«, brummte er verlegen. »Ihr wisst schon, wenn's allein nach mir ginge, würde ich so etwas nicht tun, aber ich muss an meinen Ruf denken...«
»Wir verstehen dich«, betonte Cohen. »Uns geht's genauso. Wenn wir ein großes haariges Etwas auf uns zulaufen sehen, so halten wir uns nicht mit der Frage auf, ob es sich um eine vom Aussterben bedrohte Spezies handelt. Nein, wir hacken dem Biest den Kopf ab, und damit hat es sich. So verhalten sich echte Helden. Und du... Du nutzt die erste Gelegenheit, jemanden zu verraten, weil das in der Natur eines Schurken liegt.«
Die übrigen Angehörigen der Horde murmelten zustimmend. Auf eine seltsame Art gehörte auch das zum Kodex.
»Du lässt ihn davonkommen?«,, fragte der Bänkelsänger.
»Natürlich. Du hast nicht aufgepasst, Junge. Der Unheilsfürst entkommt immer. Aber du solltest in dem Lied betonen, dass er uns verraten hat. Macht bestimmt einen guten Eindruck.«
»Und, äh, könntest du vielleicht erwähnen, dass ich auf heimtückische Weise versucht habe, euch die Kehle durchzuschneiden?«, fragte der Finstere Fred zaghaft.
»Kein Problem«, erwiderte Cohen großzügig und wies den Barden an: »Du solltest hervorheben, dass er wie ein böser Tiger gekämpft hat.«
Der Finstere Fred wischte sich eine Träne aus dem Auge.
»Danke, Jungs«, brachte er hervor. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Dies könnte mir sehr helfen.«
»Bitte sorg dafür, dass der Barde mit heiler Haut heimkehrt, in Ordnung?«, erwiderte Cohen.
»Selbstverständlich«, bestätigte der Finstere Fred.
»Äh... ich kehre nicht zurück«, sagte der Bänkelsänger.
Das überraschte alle. Und es überraschte auch den Bänkelsänger selbst. Er sah plötzlich zwei Straßen vor sich. Die eine führte zurück zu einem Leben mit Liedern über Liebe und Blumen.
Die andere konnte überallhin führen. Irgendetwas an diesen Alten ließ die erste Möglichkeit gar nicht erst in Frage kommen. Er suchte vergeblich nach einer Erklärung - es war einfach so.
»Du musst zurück...«, sagte Cohen.
»Nein, ich möchte sehen, wie es endet«, erwiderte der Bänkelsänger. »Ich muss verrückt sein, aber ich möchte es wirklich.«
»Erfinde den Rest einfach«, schlug Vena vor.
»Nein.« Der Bänkelsänger schüttelte den Kopf. »Nein, unmöglich. Ich glaube nicht, dass diese Sache auf eine Weise endet, die ich erfinden könnte. Das halte ich für ausgeschlossen, wenn ich Herrn Cohen mit dem Fischkopf und Herrn Willie als Gott der neuerlichen Übelkeit sehe. Nein, ich möchte mitkommen. Herr Fürchterlich kann hier auf mich warten. Und mir droht bestimmt keine Gefahr. Was auch immer geschieht. Wenn die Götter merken, dass sie von einem Mann mit einer Tomate auf dem Kopf angegriffen werden und von einem anderen, der als Muse des Fluchens verkleidet ist... dann möchten sie ganz bestimmt, dass die Welt erfährt, was als Nächstes geschah...«
L eonard war noch immer bewusstlos. Rincewind betupfte seine Stirn mit einem feuchten Schwamm.
»Ich habe ihn natürlich beobachtet«., sagte Karotte und sah zu den Hebeln, die sich langsam bewegten. »Aber er hat diesen Apparat gebaut, und deshalb war es ganz einfach für ihn. Äh, das solltest du besser nicht anfassen...«
Der Bibliothekar warf einen flüchtigen Blick auf die Pedale, schob Karotte mit einer Hand fort und nahm mit der anderen Leonards Pilotenbrille vom Haken. Dann wölbte er die Füße um die Pedale und drückte den Hebel von Prinz Harans Ruderpinne zurück. Tief unter seinem Sitz pochte es.
Während um ihn herum alles zu zittern begann, ließ der Bibliothekar die Fingerknöchel knacken, wackelte kurz mit den Fingern und griff dann nach den beiden größten Hebeln.
Karotte und Rincewind sprangen zu ihren Plätzen.
D as Tor von Würdentracht schwang langsam aufganz von allein. Die Graue Horde trat ein, blieb dicht beisammen und sah sich misstrauisch um.
»Vielleicht solltest du diese Stelle in der Saga etwas ausschmücken«, flüsterte Cohen dem Bänkelsänger zu. »Dies habe ich nicht erwartet.«
»Herr?«, fragte der
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