Wahre Helden
Schnee.
»Hervorragend!«, kommentierte Karotte. »Wie ein Spaziergang im Park!«
»Du meinst, gleich schlägt uns jemand nieder, um unsere Taschen zu leeren und uns gemein in die Rippen zu treten?«, fragte Rincewind. »Könnte durchaus passieren. Ist dir aufgefallen, dass wir direkt auf die Stadt zuhalten?«
Sie blickten nach vorn. Das Tor von Würdentracht kam schnell näher. Der Milan sauste über eine Schneewehe, stieg auf und segelte dahin.
»Dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um in Panik zu geraten«, sagte Rincewind.
Der Milan fiel einmal mehr in den Schnee, prallte ab und flog durch das Tor der Götter.
Besser gesagt: Er flog halb durch das Tor der Götter.
D ie Sieben gewinnt also«, sagte Cohen. »Wenn der Würfel liegen bleibt und sieben Punkte zeigt, habe ich gewonnen, stimmt's?«
»Ja, natürlich«, bestätigte Schicksal.
»Klingt nach einer Chance von eins zu einer Million«, sagte Cohen.
Er warf den Würfel hoch in die Luft, und dieser wurde langsamer, als er aufstieg, drehte sich wie träge und verursachte ein leises Zischen, wie von Windmühlenflügeln.
Er erreichte den höchsten Punkt der Flugbahn und begann zu fallen.
Cohen beobachtete den Würfel und wirkte zunächst wie erstarrt. Dann zog er plötzlich das Schwert und schwang es in einem komplexen Bogen. Es knisterte, und mitten in der Luft blitzte es grün...
Zwei Hälften eines elfenbeinweißen Würfels fielen auf den Tisch. Eine zeigte eine Sechs, die andere eine Eins. Einige Götter lachten leise, zum großen Erstaunen des Bänkelsängers.
»Ich schätze, ich habe gewonnen«, sagte Cohen. Er hielt noch immer das Schwert in der Hand.
»Tatsächlich?«, erwiderte Schicksal. »Hast du nie die Redensart >Das Schicksal kann man nicht betrügen< gehört?«
Der Irre Polterer richtete sich in seinem Rollstuhl auf.
»Wer uns betrügt, bekommt eine Abreibung, Kumpel!«, heulte er.
Die Angehörigen der Grauen Horde reagierten sofort und zogen ihre Waffen.
»Kein Kampf!«, rief der Blinde Io. »An diesem Ort darf nicht gekämpft werden! Dafür haben wir die Welt!«
»Ich habe weder gemogelt noch jemanden betrogen«, sagte Cohen. »Zeig mir die Regeln, gegen die ich verstoßen haben soll! Nun, Herr Schicksal? Wollen wir es noch einmal versuchen? Wie wär's, wenn wir den Einsatz erhöhen?«
»Du muft fugeben, daff ef ein guter Wurf war«, sagte Offler.
»Was?«, brachte Schicksal hervor. »Wollt ihr etwa zulassen, dass uns diese ... Leute trotzen?«
»Sie trotzen dir, mein Lieber. Ich denke, sie haben gewonnen. Er hat das Schicksal überlistet.
Und wenn man das Schicksal überlistet hat... Nirgends steht geschrieben, dass die Meinung des Schicksals danach irgendeine Rolle spielt.«
Die Lady trat anmutig durch die Menge. Die Götter wichen beiseite, um Platz für sie zu schaffen.
Sie erkannten eine entstehende Legende, wenn sie eine sahen.
»Und wer bist du?«, fragte Cohen. Sein Gesicht war noch immer rot vor Zorn.
»Ich?« Die Lady breitete die Hände aus. Auf jeder Handfläche lag ein Würfel, und in beiden Fällen zeigte ein einzelner Punkt nach oben. Eine schnelle Drehung der Handgelenke warf die beiden Würfel einander entgegen. Sie wurden länger, verschmolzen miteinander und verwandelten sich in eine zischende Schlange, die dann...verschwand.
»Ich bin die Chance von eins zu einer Million«, sagte die Lady.
»Wirklich?«, entgegnete Cohen weniger beeindruckt, als es nach Meinung des Bänkelsängers der Fall sein sollte. »Und wo sind all die anderen Chancen?«
»Die bin ich ebenfalls.«
Cohen schniefte. »Dann bist du keine Lady.«
»Äh, vielleicht solltest du besser...«, begann der Bänkelsänger.
»Ach, das hätte ich eigentlich nicht sagen dürfen?«, fragte Cohen.
»Wäre >Oh, herzlichen Dank, Verehrteste< besser? Es heißt, das Glück sei mit den Tapferen, aber ich sage: Ich habe zu oft gesehen, wie tapfere Männer in den Kampf gezogen und nicht zurückgekehrt sind. Was für ein verdammter Unsinn! Ich... Was ist los mit dir?«
Der Bänkelsänger blickte zu einem Gott am Rand der Menge.
»Das bist du, nicht wahr?«, entfuhr es ihm. »Du bist Nuggan.«
Der kleine Gott wich einen Schritt zurück und machte den Fehler, sich würdevoll zu geben.
»Schweig, Sterblicher!«
»Du dreimal verfluchter ... fünfzehn Jahre! Fünfzehnjahre hat es gedauert, bis ich es wagte, Knoblauch zu probieren! Und bei uns auf dem Land waren die Priester immer früh auf den Beinen, um auf alle Pilze in unserer Nähe zu
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