Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden
von Krieg zwischen zwei Egos oder zwei Köpfen. Hier findet keine Begegnung zwischen Liebenden, zwischen den Herzen statt. Wenn nur einer von beiden darauf verzichtet, Recht zu haben, kann das Gespräch fruchtbar werden. Zum Krieg braucht es immer zwei, zum Frieden nur einen.
Bevor wir ein Gespräch beginnen oder anfangen, uns verbal beim anderen zu erleichtern und ihm unsere Gedanken, Sorgen, Beschwerden buchstäblich vor die Füße zu werfen, ist es sinnvoll, innezuhalten und sich zu fragen:
»Will ich jetzt ein Gespräch führen, oder will ich einfach etwas loswerden? Ist der andere überhaupt bereit oder in der Lage, sich jetzt auf mich zu konzentrieren oder etwas von mir aufzunehmen, oder will er lieber schweigen oder seine Ruhe haben? Was erwarte ich vom anderen, bevor ich anfange zu sprechen: Zustimmung, Mitleid, Aufmerksamkeit, Lob oder einfach, dass er still hält, wenn ich mich verbal entleere?« Nicht wenige Menschen leiden unter »Logorrhö« – Sprechdurchfall. Sie lassen alles ungefiltert durch, was bei ihnen hochkommt, und zwar ohne Rücksicht darauf, was der andere mit diesem Energiesalat anfangen soll – das Gegenüber als Abfallkübel unserer Wortergüsse.
Natürlich gibt es in einer Beziehung einiges zu besprechen, was die Beziehung bzw. das Verständnis zwischen beiden Partnern fördert. Hierzu gehört unter anderem, dass jeder so deutlich wie möglich formuliert, was er sich vom anderen wünscht – ohne dies jedoch zu erwarten oder gar zu verlangen. Ebenso müssen beide im Gespräch herausfinden, auf welcher Grundlage sie eine Beziehung führen wollen, das heißt, sie müssen sagen, wozu jeder bereit ist. Hierzu gehören Fragen wie:
Wie verbindlich ist unsere Beziehung für mich?
Was möchte ich mit dir zusammen machen?
Was möchte ich lieber allein oder mit anderen Menschen machen?
Will ich nur mit dir Sex haben oder auch mit anderen Partnern?
Wie viel Zeit und Energie möchte ich für meine Kinder aus erster Ehe, für meine Arbeit, mein Hobby etc. haben?
Verbindlichkeiten – ich nenne es nicht »Verpflichtungen« – wollen gemeinsam formuliert werden. Gemeinsam (auch schriftlich) formulierte Verbindlichkeiten sind wie das Steuer eines Bootes, das der Beziehung eine Richtung gibt. Werden Verbindlichkeiten nicht zu Beginn der Beziehung formuliert und nach einem längeren Zeitabschnitt neu überprüft, werden sie schnell zum Dauerthema und führen zu den besagten endlosen Diskussionen und zu dem Gefühl des »Schwimmens« in einer Beziehung.
Zu den fruchtbarsten Dingen im Gespräch zwischen zwei Partnern gehört es, dass einer den Mut aufbringt, etwas Wesentliches von sich mitzuteilen, etwas von seinen Gefühlen, seinen Gedanken und inneren Erfahrungen, und zwar ohne den anderen anzugreifen oder etwas von ihm zu fordern. Eine wesentliche Quelle für Intimität und Nähe, für das Wachstum von Vertrauen und Liebe ist der Mut zur Verletzlichkeit. Wenn beispielsweise einer der beiden Partner beginnt, von seinen Ängsten, seinen Schwächen, seinen Schuld- und Schamgefühlen, seinen Träumen und Sehnsüchten zu sprechen, ohne deren Beseitigung bzw. Erfüllung vom anderen zu erwarten, dann kann dies für eine Beziehung zum Wachstumsimpuls werden – je nachdem wie der Zuhörende es aufgreift. P’taah hat einmal gesagt: »Der Punkt deiner Verletzlichkeit ist der Punkt deiner größten Macht.« Das bedeutet: Wenn wir den Mut haben, uns so zu zeigen, wie wir wirklich sind, ohne Angst zu haben, was der andere daraus macht, sind wir frei. Was soll uns dann noch passieren?
Zur hilfreichen Kommunikation von Paaren hat Paul Ferrini in seinem Buch Zusammen wachsen ein paar gute Vorschläge gemacht, die ich hier mit meinen verbinde. Er sagt, das Wesentliche an der Kommunikation sei das Zuhören. »Zuerst höre deinen eigenen Gedanken und Gefühlen zu
und begreife, dass es deine eigenen sind.« Das bedeutet: Übernehmen Sie die Verantwortung für alle Gedanken und Gefühle, die Sie in sich aufspüren, und sagen Sie sich: »Das habe ich selbst in mir erschaffen.« Bevor wir nicht die Verantwortung für diese unsere Gedanken- und Gefühlsenergien (inklusive unserer Wut, unserer Angst, unserer Verletztheit etc.) übernommen haben, bringt es nur Destruktives, darüber zu sprechen. Es kommt dann meist als Angriff oder Vorwurf aus unserem Mund. Erst wenn Sie Ihre eigenen Gedanken und Gefühle annehmen können, teilen Sie dem anderen aufrichtig mit, was Sie denken und fühlen, und zwar ohne ihn oder sie
Weitere Kostenlose Bücher