Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden
herabsetzender, entwürdigender und anklagender Weise über ihren Mann und die Männer spricht, kann sich dem nicht entziehen. Es beginnt, solche Sätze für wahr zu halten. Und was soll der kleine Junge mit solchen Gedanken machen, wenn er weiß, dass auch er einmal ein Mann sein wird? Er kann sich sagen, »Ich will mal ganz anders werden als Papa«, so wie auch die Tochter oft denkt: »So wie meine Mutter will ich nie werden!« Frage ich diese Männer und Frauen dreißig Jahre später, ob ihr Wunsch Wirklichkeit wurde, müssen viele feststellen, dass sie eine Menge der Eigenschaften, die sie damals vehement ablehnten, heute an sich selbst entdecken können. Und sie erhalten die Bestätigung nicht selten von ihren Partnern, die sagen: »Du bist genau wie dein Vater/deine Mutter!« Je schmerzhafter diese Botschaft vom Empfänger aufgenommen wird, desto eher können Sie davon ausgehen, dass die Aussage stimmt. Unbewusst übernehmen wir genau die Eigenschaften von Mutter und Vater, die wir vehement verurteilten, denn: »Was du hasst, zu dem wirst du!«
Schwache und leidende Mütter und Väter
Viele Kinder erleben ihren Vater, ihre Mutter oder gleich beide als schwach und oft leidend. Sie leiden entweder unter Krankheit, Depressionen, Jähzornanfällen, Süchten, Misserfolg, der Dominanz und Unterdrückung des Partners oder unter ihren eigenen noch lebenden Eltern. Dieses Schwachsein geht an keinem Kind spurlos vorbei und hat für die Befindlichkeit und die Partnerwahl des späteren Erwachsenen oft große Folgen. Denn das Kind kann sich vom Leiden eines Elternteils nicht abgrenzen und sagen: »Mutter/
Vater, das Leiden gehört zu dir, damit habe ich nichts zu tun.« Schon das Kind im Mutterleib nimmt mit feinsten Antennen wahr, ob einer der beiden Elternteile mit irgendetwas belastet ist, und reagiert darauf. Das kleine Kind fühlt seine Existenz instinktiv gefährdet und sagt sich in einer Art Größenwahn: »Ich muss Papa/Mama helfen.«
Genauso wenig kann sich das Kind von Emotionen wie Trauer, Depression oder Angst abgrenzen. Es übernimmt diese Emotionen von einem Elternteil und trägt sie für ihn – ähnlich wie Haustiere Krankheiten von Menschen übernehmen können, an denen sie manchmal sogar sterben. So weit kommt es bei Kindern seltener. Dennoch sagt das Kind innerlich: »Papa/Mama, ich stehe neben dir und trage dein Schicksal mit dir. Ich helfe dir bzw. ich will dich retten.« Das tut das Kind instinktiv und versucht damit, einen Ausgleich zu schaffen, damit sein Lebensraum, das System Familie, weniger gefährdet ist.
Aus diesen Kindern werden im Erwachsenenalter reihenweise Männer und Frauen, die sich wiederum leidende oder schwache Partner suchen, um die sie sich kümmern können oder die sie retten wollen. Die Welt der Paare ist voll von den bereits erwähnten Kümmerer-Männern und auch von sich für den Partner aufopfernden Kümmerer-Frauen. Wenn Sie einen schwachen oder leidenden Partner haben, fragen Sie sich bitte, ob Vater und/oder Mutter ebenfalls schwach oder leidend waren.
Frauenretter und Männerretterinnen tun dies gänzlich unbewusst, aber die Verstrickungen mit Vater/Mutter sind unübersehbar. Wenn Sie hieran etwas ändern und sich aus diesen Verstrickungen und Mustern befreien wollen, lege ich Ihnen die bereits erwähnten Mutter- und Vatermeditationen sehr ans Herz. Hierin geben wir den Eltern all die Energien – Wünsche, Erwartungen, Forderungen, Glaubenssätze,
Ge- und Verbote und Leidensenergien – zurück, die nicht ursprünglich zu uns gehörten, sondern von ihnen übernommen wurden, und lösen frühkindliche Schwüre und Gelöbnisse. Wenn Sie selbst zum Beispiel depressiv sind oder voller Wut, fragen Sie sich liebevoll, ob das auch auf einen Elternteil zutraf.
Die Mutter – die größte Tür in die Freiheit
Unsere Mutter der Kindheit können wir als die mit Abstand größte Tür in unsere Freiheit bezeichnen. Denn mit keinem Menschen ist so viel Verstrickung möglich wie mit ihr. Schon nach neun Monaten in ihrem Bauch sind wir intimster Kenner ihrer Befindlichkeit, ihrer Gedanken, Gefühle, Wünsche, Sorgen und Nöte. Und in den ersten zehn Lebensjahren sind wir in der Regel mit keinem anderen Menschen so oft zusammen und von ihm abhängig wie mit/von der Mutter. Im Vergleich zu ihr ist der Vater fast eine – wenn auch wichtige – Randfigur.
Da wir als Kind psychisch und physisch abhängig sind, im Normalfall von unserer Mutter, ist es nicht übertrieben zu sagen:
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