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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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das Blut floss, bildete eine Lache. Und dann, kurz bevor der Vorhang fiel, hörte es auf zu fließen, gerann.
    Kurzum, so schwer verletzte Cops sah man nie wieder, wenn man sie nicht im Ruhestand besuchte, aufgedunsen, halb besoffen, auf Antidepressiva, Schlaftabletten, Aufwachpillen, oft fingen sie an zu kiffen, hatten diesen benommenen Blick, die Frau war ständig sauer, schrie sie an, schrie irgendwen
am Telefon an, das dicke Hündchen saß auf dem Sessel und furzte.
    Nach elf Wochen trat Dove seinen Dienst wieder an.
    »Ich will, dass Sie Manton und Ulyatt in die Mangel nehmen, diese beschissene Marscay-Bande«, sagte Villani. »Sämtliche Details, sonst garantieren wir Medienberichte über nicht vorhandene Sicherheit im Millionärshochhaus, vor Angst schlotternde Bewohner. All so was.«
    »Darf ich diese Drohung aussprechen?«, fragte Dove.
    »Welche Drohung?« Villani fiel der Anruf ein, der ihn bei Bob erreicht hatte. »Wie heißt die Securityfirma?«
    »Stilicho.«
    »Die von Max Hendrys Sohn geleitet wird?«
    »Ja, Hugh«, sagte Dove. »Hatte ich zu erwähnen vergessen. Blackwatch gehört die Hälfte.«
    »Was will Blackwatch mit noch einer Securityfirma?«
    »Stilicho hat israelische Technik gekauft und bringt jetzt alles zusammen – sicherer Zugang, die Identitätsüberprüfung, Irisscanner, Fingerabdrücke, Gesichtserkennung, verdächtiges Verhalten, Körpersprache, sämtliche Kameras im Kasino. Wir reden hier von Hunderten von Einspeisungen. Kameras, Identitätschecks, Türkontakte, Chipkartenlesegeräte, diverse elektronische Geräte. Es heißt, das sei eine Premiere. Stilicho versucht sogar, Zugriff auf die Verbrecherdatenbank zu bekommen, Fotos und Phantombilder, Fingerabdrücke, Strafregister, einfach alles.«
    »Warum?«
    »Nun, Präventivschlag. Dein Gesicht ist in der Datenbank, du tauchst irgendwo auf, wo Stilicho für die Sicherheit zuständig ist, dann brauchst du nur durch eine Tür zu kommen, einen Lift zu betreten, einen Flur entlangzugehen, schon erfasst dich eine Kamera. Die Technik erkennt dich, irgendwo leuchtet ein rotes Lämpchen auf, du wirst angehalten, verfolgt, blockiert, was auch immer. Erschossen.«

    »Woher wissen Sie das?«
    »Hab mit Leuten geredet, Chef.«
    Villani nickte, er hatte die Anspielung bemerkt, gab sich aber nicht amüsiert. »Interessant. Die Polizei überflüssig machen. Ich kann verstehen, warum das System nicht funktioniert, aber dieses Geschwätz von wegen Ausfall sämtlicher Kameras, nein, das akzeptiere ich nicht. Sorgen Sie dafür, dass diese Nachricht auch den sauberen Mr. Hugh Hendry erreicht. «
    »Hab’s versucht, Chef. Wiederholt.«
    Angela an der Tür. »Ihr Kumpel. Von früher. Er sagt, es sei dringend.«
    Dove ging, Villani nahm den Anruf entgegen. Anschließend dachte er über Colbys Rat nach. Mit Oakleigh konnte man nicht punkten. Man watete einfach nur in einen Sumpf hinein. Was war schon dabei, wenn irgendeine andere Abteilung die Morde übernahm, sie hatten auch so genug Tote. Er ließ Birkerts kommen.
    »Ich neige zu der Auffassung, dass Oakleigh an Crucible gehen sollte«, sagte Villani. »Wir sollten bei Frauen bleiben, die ihre Babys ertränken, bei Männern, die ihre Frauen erstechen, das ist unser Wohlfühlbereich.«
    »Verzeihung, aber wir haben …«
    »Drogen«, sagte Villani. »Hier geht’s um Drogen, das ist wie Spucke, natürliche Reproduktion ohne Ende. Nie nagelt man irgendwen fest, der wichtig ist, nie gibt es einen ordentlichen Gerichtsprozess.«
    Birkerts’ Kopf neigte sich in Richtung Fenster. »Na ja, den Fall einfach abgeben, ehe wir Gelegenheit hatten, also …«
    »Ich führe hier keine Demokratie«, sagte Villani.
    »Eine Demokratie kann man nicht führen, das ist ja das Besondere an Demokratien, sie …«
    »Sag Angela, sie soll Mr. Kiely bitten, bei mir vorbeizuschauen, ja?«

    Villani sah weg, bis Birkerts gegangen war, hielt zwei Fingerspitzen in die Vertiefung an seinem Hals, fühlte den Puls, was eine Methode war, sich vor einer Auseinandersetzung zu beruhigen, die Atmung zu stabilisieren.
    »Inspector«, sagte Kiely mit starrer Miene.
    »Nehmen Sie heute Nachmittag den Medientermin wahr?«
    »Nun ja, gewiss. Ja.«
    »Labern Sie irgendwas. Die Ribarics dürfen nicht erwähnt werden. Das mit der Folter kursiert bereits, Sie bestätigen also, wie schrecklich das ist, und so weiter. Wir sind schockiert. Zu dem anderen Schmutz kommt noch die Unmenschlichkeit dieser Mistkerle. Können Sie mir folgen?«
    »Die

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