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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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ist die eines Steuerberaters in Sydney. Der behauptet, Alibani sei seit Jahren verschwunden, er habe nichts von ihm gehört, aber Alibani habe Geld dagelassen, um die Grundsteuern für drei Immobilien zu bezahlen. Grundsteuern und andere Rechnungen, die an den Erbsenzähler weitergeleitet werden.«
    Villani dachte an sein Gelübde, sich nicht mehr einzumischen, nicht mehr aktiv zu werden. »Besorgen Sie einen Wagen«, sagte er.

D er Himmel hatte die Farbe von altem Flaschenglas, Rauch lag in der Luft. Villani ließ sich auf den Beifahrersitz fallen, noch eine Klimaanlage, die nicht funktionierte, in dem Auto roch es nach Rauch, billigen Aftershaves und Deodorants.
    Sie fuhren das Rückgrat der verstopften Stadt hinauf, Dove zurückhaltend, bedrängt von rücksichtslosen asiatischen Taxifahrern, schwarzen BM Ws, Audis, deren Fahrer wild hupten, die Vorfahrt erzwangen.
    Als Villani aufschaute, waren sie in der Russell Street.
    Vor langer Zeit einmal kam er aus dem alten Amtsgericht, wo er als Zeuge aussagen sollte, nun aber erst nach dem Mittagessen, ein halber Tag vergeudet, und die Frau war genetisch auf Stehlen programmiert, genauso gut könnte man Delphine einknasten, weil sie aus dem Meer sprangen. Am nächsten Tag war Karfreitag, er hatte frei, dachte daran, zu surfen, war hungrig, wartete darauf, die Straße zu überqueren und zum Bahnhof Russell Street zu gehen, stand an der Ecke La Trobe Street. In der Kantine bekam man ein ordentliches Schinken-Käse-Sandwich, eine Polizistin überquerte gerade die Straße.
    Die Welt färbte sich orange, ein heftiger Schlag warf ihn um, sein Kopf prallte auf den Asphalt, etwas landete auf seinem Brustkorb, er packte es mit beiden Händen, ohne nachzudenken, registrierte weitere Explosionen, hörte Menschen schreien. Er stand auf, sah nur verschwommen, hatte keine Ahnung, was geschehen war, seine Nasengänge waren verstopft
von verbranntem Gummi und heißem Staub. Er konzentrierte sich auf das, was er in der Hand hielt. Eine Radkappe, gefaltet wie eine Pizza Calzone.
    Er setzte sich, Füße im Rinnstein, Kopf auf den Knien, fühlte sich müde, verunsichert, wollte sich ein wenig ausruhen. Dann kam ihm allmählich der Gedanke:
    Du bist Polizist. Steh auf. Tu etwas.
    Er stand auf, ziemlich wacklig auf den Beinen, klopfte den Dreck ab, er hatte dunkle Flecken auf dem Hemd, nickte ihnen zu, trat auf die Straße.
    Die Polizistin, die er beim Überqueren der Straße beobachtet hatte, starb an ihren Verbrennungen. Sie war etwa in seinem Alter, er kannte sie vom Sehen. Viel später arbeitete er mit Cops zusammen, die die Männer kannten, die wegen des Mordes an ihr und wegen der vielen Verletzten lebenslänglich bekamen, es waren bewaffnete Raubgesellen, die Cops hassten und einen geklauten Holden mit Plastiksprengstoff in eine Bombe verwandelt hatten, eine wirklich lustige, outlawmäßige Tat.
    Das wilde Leben, Alter, steck’s ihnen in die Scheißärsche, park ihn vor ihrer Haustür, wie klingt das? Direkt vor der Scheißcopzentrale. Am helllichten Scheißtag, die ganzen fetten Wichser da drin quatschen an ihren Funkgeräten mit anderen Copwichsern, Ich höre Sie, Scheißwagen einundfünfzig, fertig und Ende, und dann ein scheißlautes KAWUMM!!!
    Sie hätten weit mehr Menschen ermorden können, es war pures Glück, dass nicht gerade eine Gruppe Cops vorbeiging, die SOGs von der nächsten Ecke, Cops, die aus dem Bahnhof kamen. Er. An dem Tag, als ihm klar wurde, was es bedeutete, die Uniform zu tragen, wurde er erwachsen.
    Lizzie.
    Eine drogensüchtige Jugendliche, der ihre Familie scheißegal war.
    Mit Lauries Familie konnte man keinen Blumentopf gewinnen.
Ihr alter Herr, Graham, der dicknasige Graham, arbeitete sein Leben lang für die Telecom, weniger ein Job als eine Erklärung dafür, dass er tagsüber nicht zu Hause war. Ihre Mutter war hübsch, eine Autodidaktin und früher Buchhalterin bei einer Lederwarenfabrik in Fitzroy, die in den Neunzigern pleiteging. Sie machte viele Überstunden, wie Graham häufig mit falschem Lächeln sagte. Was wohl hieß, dass sie mit dem Chef vögelte, so verstand es Villani jedenfalls.
    Wer hatte Schuld, dass Lizzie so geworden war?
    Nach Rachel Bourke, der Mutter von Tonys Freund, wurde es richtig schlimm. Er lernte sie kennen, als er Tony beim Hockeyspielen zusah, sie war ein Fehler, doch sie hatte ihm nachgestellt, er war nicht initiativ geworden, hatte nicht mal die Straße überquert. Egal, es waren nur ein paar, höchstens sechs Wochen

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