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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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mußte die Kopien der Geburtsurkunde frisieren, als der Typ für sie bezahlt hat.«
    »Mr. Greengate«, sagt die Staatsanwältin und geht mit einem Blatt Papier zu ihm, »erkennen Sie das hier?«
    Greengate wirft einen Blick darauf. »Das ist eine Kopie von der Originalgeburtsurkunde. Die, die ich für das Mädchen frisiert hab.«
    »Würden Sie bitte die Stelle vorlesen, die markiert
    ist?«
    Er nickt. »Cordelia Lynn Hopkins«, sagt er. »Afroamerikanerin.«
    Während der Mittagspause sage ich Eric, daß ich zurückmuß, um Greta rauszulassen. Doch statt nach Hause zu fahren, lasse ich den Wagen auf dem Parkplatz stehen und marschiere los in östlicher Richtung. Ich halte jedesmal an einer Kreuzung den Atem an, wie sie mir gesagt hat. Ich schließe die Augen, wenn ein Schatten meinen Weg kreuzt.
    Das erste Gewässer ist einer von den Kanälen, die Phoenix durchschneiden und vom Colorado River gespeist werden. Ich muß an Ruthann denken, die mir erzählt hat, daß die Puebloindianer die Kanäle in der Stadt angelegt haben. Mir kommt der Kanal wie gerufen, ich ziehe die Schuhe aus und setze mich ans Ufer.
    Ich halte den kleinen Mojobeutel zwischen den Fingern. Er enthält eine Prise weißen Pfeffer, ein bißchen Salbei. Eine bißchen Knoblauchpulver und etwas Ca-yenne, einige Krümel Tabak, einen Kaktusstachel, einen Tigeraugenstein. Meine Mutter sagt, daß sie den Beutel in den letzten vier Nächten unter ihrem Kopfkissen liegen hatte, aber daß wir beide erforderlich sind, damit der Zauber wirkt.
    Schlammiges Wasser fließt zwischen meinen Zehen hindurch. Ich drehe mich nach Norden, dann nach Osten, dann nach Süden und schließlich nach Westen. Wenn du da oben bist, Ruthann, denke ich, ich könnte jetzt deine Hilfe gebrauchen.
    »Heilige Santa Marta«, sage ich und komme mir albern vor. »Erschlage den Drachen seines Unglücks.«
    Ich zupfe an den Nähten, die den Zauberbeutel verschließen. Der Inhalt weht durch die Luft, fällt dann auf die Wasseroberfläche herab. Der Stein sinkt sofort, die Reste des Pulvers sind schwerer zu verfolgen.
    Aber ich schaue hinterher, bis ich keinen Punkt mehr sehen kann, genau so, wie sie mich angewiesen hat. Ich falte den roten Stoff zusammen und stecke ihn mir in den BH, wo ich ihn aufbewahren werde, bis der Mond ihn wiederhaben will.
    Dann bin ich fertig mit dem Mojo. Ich steige aus dem Kanal und ziehe mir die Schuhe an. Ich gehe zurück zum Gericht. Nicht, daß ich wirklich daran glaube. Aber es ist so wie mit den meisten Glaubensdingen, ich kann es mir nicht leisten, nicht dran zu glauben.
    Am Ende des ersten Verhandlungstages fährt Eric zurück in die Kanzlei, um sich auf die Zeugenaussagen am nächsten Morgen vorzubereiten. Fitz begleitet mich zur Kinderbetreuung, um Sophie abzuholen, und schlägt vor, daß wir zusammen etwas essen gehen, doch ich habe Angst, mit ihm allein zu sein, weil ich nicht weiß, wie ich empfinden soll. »Heute nicht, ja?« sage ich möglichst heiter und unbeschwert. Ich scheuche Sophie aus dem Gebäude, noch ehe Fitz einen Einwand erheben kann, und laufe prompt einer Schar Reporter vor die Mikros. Die Lampen ihrer Kameras blenden mich, und Sophie flüchtet sich in meine Arme. Mir reicht's, ich will mich nur noch in unserem rosa Trailer verkriechen und meine Ruhe haben.
    Ich mache uns Sandwiches zum Abendessen, und während ich anschließend zuschaue, wie Sophie Bilder von blauen Walen und Nixen und anderem Getier malt, das auf dem Grund des Meeres lebt, schlafe ich ein.
    In meinem Traum trage ich ein Halsband, und Greta hält meine Leine. Sie will, daß ich etwas finde, aber ich habe keine Ahnung, wonach ich suchen soll.
    Als ich wach werde, fällt mir nicht als erstes der Prozeß meines Vaters ein. Der Sonnenhalbkreis lastet schwer auf dem Horizont, und der ganze Trailer ist in ein unheimliches orangerotes Licht getaucht, als hätte Sophie ihn rundum neu gestrichen, während ich geschlafen habe. Ich blicke nach unten auf den Boden und sehe verstreut herumliegende Bilder, aber Sophie malt nicht mehr.
    »Soph?« rufe ich und setze mich auf. Ich gehe ins Mail, aber da ist sie nicht. Ich sehe im Schlafzimmer nach. »Sophie?«
    Ich schaue unters Bett, in den Wäschekorb, unter die Küchenschränke, in den Kühlschrank, überall, wo ein Kind sich verstecken könnte. Draußen vor dem Trailer höre ich nur das Rauschen von Autos in der Ferne und aus der Ferne das Bellen irgendeines Hundes. »Sophie Isabel Talcott«, sage ich und spüre, wie mein Herz

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