Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
gebrochen - das hat er selbst zugegeben, auch daß er es nicht bereut -, aber ein paar Geschworene sind offenbar auf seiner Seite. Eine Latina, der die Tränen gekommen sind, als er von Delias Kindheit erzählt hat, und eine ältere Lady mit einer straffen, silbrigen Dauerwelle, die die ganze Zeit mitfühlend genickt hat. Zwei, immerhin -wo doch schon «eine Gegenstimme genügt, um einen Angeklagten freizusprechen.
    Andererseits: Emma Wasserstein hat noch nicht angegriffen. Ich setze mich neben Chris und drücke die Fingernägel in die Armlehnen des Stuhls. Er beugt sich zu mir. »Fünfzig Mäuse, daß sie es mit Wut versucht.«
    »Lügen«, erwidere ich flüsternd. »Das bietet sich einfach an.«
    Die Staatsanwältin geht auf Andrew zu, ich wünsche ihm alle Zuversicht und Gelassenheit der Welt. Bau jetzt bloß keinen Mist, denke ich. Das schaff ich schon allein.
    »Achtundzwanzig Jahre lang«, sagt Emma, »haben Sie Ihre Tochter belogen, nicht wahr?«
    »Könnte man so sagen.«
    »Sie haben sie belogen, wer Sie sind.«
    »Ja«, gibt Andrew zu.
    »Sie haben sie belogen, wer sie ist.« »Ja.«
    »Sie haben sie hinsichtlich ihres ganzen früheren Lebens belogen.«
    »Ja.«
    »Nun, Mr. Hopkins, da ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr hoch, daß Sie uns alle hier jetzt auch wieder belügen.«
    Ich spüre, wie Chris mir etwas in die Hand drückt, und ich blicke nach unten. Es ist ein Fünfzigdollarschein.
    »Das stimmt nicht«, beteuert Andrew. »Ich habe in diesem Gerichtssaal nicht gelogen.«
    »Wirklich«, sagt Emma knapp.
    »Ja, wirklich.«
    »Was, wenn ich das Gegenteil beweisen könnte?«
    Andrew schüttelt den Kopf. »Dann würde ich sagen, Sie täuschen sich.«
    »Sie haben diesem Gericht erzählt, unter Eid, daß Sie zu Ihrer Tochter nach Hause gefahren sind, um ihre Schmusedecke zu holen ... und daß Sie Elise Matthews auf dem Boden liegend vorgefunden haben, in ihrem eigenen Erbrochenen, umgeben von Glasscherben und Hundekot. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Das ist aber seltsam. Elise Vasquez ist nämlich allergisch gegen Hunde. Sic hat nie einen besessen, weder in der Zeit, als Sie mit ihr zusammengelebt haben, noch danach.«
    Verdammter Mist.
    Andrew blickt sie an. »Ich habe nicht gesagt, daß es ihr Hund war. Ich sage nur, was ich gesehen habe.«
    »Ach ja, Mr. Hopkins? Oder stellen Sie uns die Situation schlimmer dar, als sie in Wirklichkeit war, um Ihre eigenen abscheulichen Taten zu rechtfertigen?«
    »Einspruch«, knurre ich.
    »Ich ziehe die Frage zurück«, sagt Emma. »Dann wollen wir im Zweifelsfall mal zu Ihren Gunsten entscheiden. Sagen wir, Ihre Erinnerung an den Zustand des Hauses ist einwandfrei, auch nach fast dreißig Jahren. Allerdings haben Sie auch gesagt, Sie sind, nachdem Sie Ihre Exfrau in der geschilderten Verfassung vorgefunden haben und weil Sie sich von den Behörden im Stich gelassen fühlten, zu Ihrer Wohnung gefahren, wo Sie Ihr Auto vollgepackt haben, um sich anschließend mit Ihrer Tochter auf den Weg gen Osten zu machen. Habe ich das richtig wiedergegeben?«
    »Ja.«
    »Würden Sie Ihre Entscheidung, sich mit Ihrer Tochter davor zumachen, als impulsiv bezeichnen?«
    »Auf jeden Fall«, sagt Andrew.
    »Was hat Sie dann bewogen, am Freitagmorgen Ihr Bankkonto aufzulösen, einen Tag bevor Sie Bethany für ihren regelmäßigen Wochenendbesuch abgeholt haben?«
    Andrew holt tief Luft, genau wie ich es ihm gesagt habe. »Ich wollte die Bank wechseln«, erwidert er. »Das war Zufall.«
    »Was Sie nicht sagen«, bemerkt Emma. »Reden wir kurz über Ihre guten Absichten. Sie haben gesagt, Sie hätten im Beisein Ihrer Tochter in Harlem ein Crackhaus aufgesucht, wo Sie die neuen Identitäten erworben haben, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Sie haben also vor den Augen einer Vierjährigen eine Straftat begangen?«
    »Ich habe keine Straftat begangen«, erwidert Andrew.
    »Sie haben sich die Identität anderer Menschen erkauft. Was ist das denn Ihrer Ansicht nach, Mr. Hopkins? Oder haben Sie womöglich eine andere Auffassung von Recht und Gesetz?«
    »Einspruch«, schalte ich mich ein.
    »Waren in dem Crackhaus Drogensüchtige?« fragt Emma.
    »Ich nehme es an.«
    »Lagen da vielleicht benutzte Nadeln auf dem Boden herum?«
    »Möglich, daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.«
    »Verkehrten da Leute mit Schußwaffen oder Messern?«
    »Jeder verfolgte an diesem Ort sein eigenes Ziel, Mrs. Wasserstein«, sagt Andrew. »Ich hab gewußt, daß das kein Besuch im Disneyland war,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher