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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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man wird ihn zwangsläufig enttäuschen.
    Es gab eine kurze Zeit, in der ich dachte, ich hätte ihn dazu gebracht, mich so sehr zu lieben, wie ich es mir wünschte. Als du ungefähr achtzehn Monate alt warst, wurde ich wieder schwanger. Charlie kam oft in der Mittagspause kurz nach Hause und legte seinen Kopf auf meinen Bauch. Matthew Matthews , sagte er dann und dachte über irgendwelche verrückten Namen nach, um mich zum Lachen zu bringen, zum Beispiel Banjo oder Cortisone, Abkürzung Cort. Er brachte mir kleine Geschenke aus der Stadt mit: Pralinen, Kakaobutter, Schmetterlingshaarspangen.
    Ich war in der einundzwanzigsten Woche, als die Fruchtblase platzte. Das Baby war vollkommen - ein kleiner Junge, so groß wie ein Menschenherz. Ich bekam eine Infektion, Blutungen. Ich mußte operiert werden, eine Hysterektomie. Die Ärzte benutzten Ausdrücke wie Uterusatonie und Arterienligatur, und disseminierte intravasale Gerinnung, aber ich hörte nur, daß ich keine Kinder mehr bekommen würde. Ich wußte, auch wenn sich niemand traute, mir das ins Gesicht zu sagen, daß es meine Schuld war, irgendein verhängnisvoller Defekt in mir. Und als ich aus dem Krankenhaus zurückkam, spürte ich, daß Charlie es auch wußte. Er konnte es nicht mehr ertragen, mich anzusehen. Er blieb immer länger im Geschäft. Er nahm dich mit.
    Ich hatte viel getrunken, bevor ich deinen Vater kennenlernte, aber ich glaube, daß ich erst durch die Fehlgeburt zur Alkoholikerin wurde. Ich trank, bis ich das Bedauern in Charlies Augen nicht mehr sah. Ich trank, bis sogar er deutlich sehen konnte, was für eine Versagerin ich war. Ich trank, bis ich nichts mehr spürte, vor allem seine Berührung. Ich glaube, ein Teil von mir wußte, wenn ich ihn vertrieb, würde ich niemals sagen müssen, ich wäre verlassen worden.
    Aber vor allen Dingen trank ich, weil ich dann deinen kleinen Bruder in mir spüren konnte. Ich wollte mich an das Baby klammern, das ich verloren hatte, und merkte zu spät, daß es mich das Kind kostete, das ich bereits hatte.
    Ich kann mich nicht genau erinnern, wann ich begriff, daß ich mein Leben radikal ändern mußte, aber ich weiß noch, warum. Ich hatte furchtbare Angst, der Detective, der für deinen Fall zuständig war, könnte sich irgendwann mit Neuigkeiten melden, und ich wäre sturzbetrunken. Oder du würdest plötzlich vor der Tür stehen, und ich wäre im Vollrausch. Was am meisten weh tut nach all der langen Zeit ist die Erkenntnis, daß du verschwinden mußtest, damit ich mich selbst finden konnte. Als du zwei Jahre fort warst, war ich vollkommen trocken, und seitdem habe ich keinen Tropfen mehr angerührt.
    Der Detective, der die Ermittlungen in deinem Fall leitete, ging 1990 in den Ruhestand. Er bewohnt ein Hausboot auf dem Lake Powell. Er schickt Weihnachtskarten, mit Fotos von sich und seiner Frau. Er war derjenige, der mich angerufen hat, um mir zu sagen, daß man dich gefunden hat. Doch bevor das Telefon an dem Morgen klingelte, hatte ich in der Einfahrt eine Spur Feuerameisen gesehen, die deine Initialen malten. Als Detective LeGrande anrief, wußte ich bereits, was er sagen würde.
    Es gibt ein Kartenmuster, das eine Person für sich allein legen kann: El Evangelio. Dazu ordnet man vierzehn Karten in den Umrissen der Heiligen Schrift an und dann fünf weitere in Form des Kreuzes. Als ich El Evangelio das erste Mal legte, lernte ich an der Seite meiner Mutter die Karten zu deuten. Über viele Jahre hinweg tat ich es dann nicht mehr, weil die Narrenkarte an Stellen auftauchte, an denen ich sie nicht sehen wollte. Aber nachdem du verschwunden warst, legte ich die Karten jeden Sonntag. Und jedesmal tauchten dieselben zwei Großen Arkana irgendwo in dem Kreuz auf. Nummer vierzehn, Mäßigung, warnte vor überstürzten Handlungen, die ich mein Lebtag bereuen würde. Nummer fünfzehn, der Teufel, besagte, daß jemand mich belogen hatte.
    Nach dem Anruf von Detective LeGrande holte ich los naipes hervor. Es war nicht an einem Sonntagabend und auch nicht in meinem santuario , bloß auf dem Küchentisch. Wie immer tauchten Teufel und Mäßigung in dem Kreuz auf. Doch diesmal waren da noch zwei andere Karten, die ich noch nie dort gesehen hatte. Der Stern, die mächtigste Tarotkarte, die die anderen um sie herum neutralisiert. Da sie neben dem Teufel lag, hieß das, mein alter Feind würde bezahlen. Von diesem Tag an würde dein Vater machtlos sein.
    Die andere Karte war das As der Stäbe, was, wie jede bruja-

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