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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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Perlenkette herausrückte, wusste Jane, dass Julian Rushforth recht gehabt hatte. Penelope war loyal und vertrauenswürdig. Sie verfügte über jene unverbrüchliche Stärke, die sich nicht selbst unter Beweis stellen musste und zwischen all dem lauten und hektischen Getöse leicht übersehen wurde.
    Jane drückte Penelope noch einmal die Schulter, dann riss sie das parfümduftende, seidenraschelnde Chaos wieder auseinander. Kaum eine halbe Stunde später fuhren die Herrschaften los. Zurück blieben der hohe Spiegel mitten im Raum und eine Unzahl verstreuter Kleinigkeiten. Als Annabell sich nach einer Haarnadel bückte, zog sie unter dem Bett einen länglichen Gegenstand hervor. »Lady Penelopes Fächer!«, bemerkte sie verwundert. »Hat sie den falschen mitgenommen?«
    Jane öffnete die Schublade des Frisiertisches, in der mehrere zusammengefaltete Fächer nebeneinanderlagen, und zählte sie durch. »Nein, sie hat gar keinen mitgenommen«, stellte sie trocken fest. »Zum Glück ist es heute nicht besonders warm.« Als sie die Schublade wieder schloss, bemerkte sie, dass die beiden anderen jungen Frauen sie fassungslos ansahen.
    »Aber sie braucht ihren Fächer«, erklärte die sanftmütige Hanna in einem Tonfall, der sich jeden Widerspruch verbat.
    »Es ist nur ein Fächer«, versuchte Jane einzuwenden, aber Annabell schüttelte entschieden den Kopf.
    »Es ist weit mehr als das«, behauptete sie entschieden. »Und heute Abend ist Lady Penelopes erster Ball.«
    »Außerdem wird es in dem Saal drückend heiß sein«, fügte Hanna hinzu. Sie starrten zu dritt einvernehmlich auf den Gegenstand ihres Missbehagens.
    »Oh, na gut!«, knurrte Jane und griff nach dem Fächer. »Ich werde ihn ihr hinterherbringen. Vielleicht kann ich ihn von einem der Diener auf dem Ball unauffällig zu ihr hineinschmuggeln lassen.«
    Sie hatte das Zimmer noch nicht verlassen, als die beiden anderen ihr in den Weg traten.
    »Du kannst nicht allein gehen«, protestierte Hanna. »Es ist schon zu spät.«
    »Außerdem wirst du dich verlaufen«, fügte Annabell trocken hinzu. »Einer der Diener soll mitgehen. Die ganze Familie ist unterwegs. Sie haben nicht viel zu tun. Und du kannst uns später von den Kleidern der anderen Damen berichten.«
    Dieses Argument gab den Ausschlag. Noch während Annabell ihr die Adresse aufschrieb, suchte Hanna im Haus nach einer passenden Begleitung. Sie kam mit Samuel zurück. »Er war als Einziger bereit mitzukommen«, sagte sie entschuldigend, denn natürlich kannte auch Sam die Stadt nicht so gut wie die Londoner Dienerschaft.
    »Ihr müsst in Richtung der Mall«, erklärte Annabell. »Am besten fragt ihr in St. James noch einmal nach dem Weg. Es ist ein privater Ball. Das Haus müsste nahe der Parks liegen.«
    Samuels unbehaglicher Blick bewies Jane, dass Hanna ihm nicht gesagt hatte, dass sie mitgehen würde. Doch anstatt den jungen Mann alleine loszuschicken, griff Jane kurzerhand nach dem Zettel mit der Adresse. »Beeilen wir uns, Lady Penelope wartet auf ihren Fächer.«
    Sie vermied es, Samuel anzusehen, während sie gemeinsam durch den Lieferanteneingang hinausschlüpften. Es hatte vor ihrer Abreise im Dezember keine Gelegenheit mehr gegeben, ihm zu erklären, warum sie fortmusste. Hanna hatte Jane versprochen gehabt, Samuel einzuweihen. Natürlich war auch das Täuschungs manöver selbst nicht von Dauer gewesen. Lord Derrington hatte das versammelte Gesinde am Morgen von Beatrice’ Beerdigung ins Vertrauen gezogen und alle eindringlich um Verschwiegenheit gebeten. Nach allem, was Penelope ihr erzählt hatte, was das ein unerhörter Schritt von ihm gewesen. Der Earl hatte die Dienstboten auf Wainwood gebeten, niemals außerhalb des Hauses verlauten zu lassen, welche der jungen Frauen tatsächlich gestorben war, damit der Mörder keinen zweiten Versuch unternehmen würde. Niemand erfuhr, wohin Jane gefahren war. Und auf Beatrice’ Grab sollte noch bis zum Sommer nur ein Stein ohne Namen stehen.
    Doch Jane hatte Samuel bei ihrem Wiedersehen in London verändert gefunden. Er kleidete sich wieder in die alte Verschlossenheit, nur dass ihm jetzt auch die charmante Liebenswürdigkeit abging, mit der er sich früher getarnt hatte. Er war weiterhin pflichtbewusst und höflich gegen jedermann, doch von der beschwingten Leichtigkeit, die Jane am Tag der Fuchsjagd bemerkt hatte, war nichts mehr übrig geblieben. Sie liefen eine Weile in einvernehmlichem Schweigen an den stattlichen Häusern von Mayfair entlang,

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