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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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faltete ein anderer Mann ordentlich seine Zeitung zusammen, klemmte sie sich unter den Arm und schloss gelassenen, aber entschiedenen Schrittes zu dem Orientalen auf. Der Falke segelte majestätisch über den Dächern dahin.
    Jane und Samuel tauschten einen kurzen Blick aus, dann beschleunigten sie ihre Schritte. Sie begannen schließlich die breite Straße hinabzurennen, auf die Bäume eines Parks zu. Vor ihnen erstreckte sich eine letzte breite Straße. Sie schlüpften zwischen zwei Kutschen hindurch und schlugen dann einen sauber gefegten Sandweg ein, auf dem tagsüber die Kindermädchen ihre Schützlinge spazieren fuhren. Zu beiden Seiten ragten dichte Büsche auf. Irgendwo plätscherte ein Springbrunnen. Als Jane das nächste Mal zurücksah, waren die beiden Männer noch immer hinter ihnen, höchstens fünf Yard entfernt. Der Vogel glitt bedächtig zwischen den Bäumen hindurch und überholte die Flüchtlinge im Park, geradeso als würde er nur ein Stück vorausfliegen.
    Jane schlug einen Haken und rannte quer über den ordentlich gestutzten Rasen. Samuel war dicht hinter ihr. Sie hielt Penelopes Fächer noch immer wie eine nutzlose Waffe umklammert und wünschte sich stattdessen ihr Messer herbei, oder besser noch den Revolver ihres Vaters. Dann war hinter einer Reihe hoher Bäume endlich die nächste Straße zu sehen. Als die beiden atemlos das steinerne Pflaster erreichten, wartete bereits eine altmodische Droschke auf sie. Der Verschlag wurde von einem Diener geöffnet. Jane erkannte, dass sie die ganze Zeit über in die falsche Richtung gelaufen waren.

11. KAPITEL Sternstunden
    I st dir eigentlich klar, in was ihr da hineingestolpert seid?« Maurice legte seine Fingerspitzen aneinander, dass sie ein Dreieck bildeten. Er hatte die Ellenbogen auf den Armlehnen seines Sessels abgestützt und saß mit übereinandergeschlagenen Beinen da. Sein hintergründiges Lächeln barg das stolze Vergnügen einer Katze, die gerade eine quicklebendige, sich windende Maus nach Hause trug. Julian kam nicht zum ersten Mal der Gedanke, dass jeder, der dumm genug war, sich Maurice zum Feind zu machen, nichts anderes verdient hatte.
    »Deiner Vorfreude zufolge geradewegs in einen saftigen Skandal«, sagte Julian ergeben und tat seinem Freund den Gefallen, als Souffleur herzuhalten, während Maurice sich daran machte, seine Entdeckungen wie ein perfektes Blatt am Kartentisch vor ihm auszubreiten.
    »Wenn es nur so einfach wäre!«, sagte Maurice, und in seiner Stimme klang nicht das geringste Bedauern mit. Die beiden jungen Männer saßen sich in Colonel Felthams Salon in alten, abgewetzten Ohrensesseln gegenüber. Im Kamin brannte um diese Jahreszeit kein Feuer. Der Hausherr war auswärts essen gegangen und der Diener hatte seinen freien Abend. Nichts regte sich in den verschlossenen Zimmern der düsteren Wohnung. Es würde sie auf Stunden niemand stören.
    Als der Colonel im Winter mit Julian nach London zurückgekehrt war, hatte er für sie die möblierten Räume im zweiten Stock eines Hauses voller Journalisten, alleinstehender Ärzte und junger Offiziere angemietet. Sie waren nicht besonders weitläufig oder gar elegant, aber geräumig genug für zwei Gentlemen, die keine Empfänge geben mussten und kaum gesellschaftlichen Umgang pflegten. Es kam täglich eine Zugehfrau, um die Wohnung zu reinigen und die Wäsche zu besorgen. Für gewöhnlich aß Feltham in seinem Club oder traf sich mit anderen Offizieren im Restaurant. Gelegentlich holte sein Diener die Mahlzeiten aus einem nahen Pub.
    Im Laufe der Wochen hatte Julian dieses unkomplizierte, unabhängige Leben zu schätzen gelernt. Es gab am Abend kein formelles Dinner. Er konnte sich allein ankleiden. Und wenn er das Haus verlassen wollte, gab sich Feltham für gewöhnlich mit einer Notiz über seinen Verbleib zufrieden. Julian hatte also genug Zeit gehabt, um weitere Nachforschungen anzustellen und auf eigene Faust durch die große Stadt zu streifen. Sein Glück wäre perfekt gewesen, hätte der Colonel nicht darauf bestanden, ihn mit verschiedenen Regimentern seiner Majestät vertraut zu machen.
    Oft begleitete er ihn zum Abendessen mit den anderen Offizieren und wurde als Gast in Felthams bevorzugtem Gentlemen’s Club vorgestellt. Während abendlicher Billardpartien bekam er erschöpfende Vorträge über die Vorzüge der verschiedenen Regimenter gehalten. Für gewöhnlich hatte mehr als ein Offizier etwas zu diesen Belehrungen beizutragen und am Ende gab es meistens

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