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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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mitbekam, obwohl sie die beiden jungen Leute quer durch den Salon sehr argwöhnisch beäugte.
    »Oder um eine junge Dame zu beeindrucken, haben Sie daran schon gedacht?«, fragte Nyles arglos.
    Penny würdigte so viel Anzüglichkeit mit keiner Reaktion.
    »Vielleicht wollte ich ja allein Ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehen«, unterstrich er mit einem verschwörerischen Zwinkern.
    Sie schnaubte höchst undamenhaft und schaffte es gerade noch, diesen Fauxpas mit einem anschwellenden Crescendo zu tarnen. »Ich glaube, Sie haben einfach keine fremden Balkone mehr gefunden, die Sie wie der Held eines Groschenheftes erklimmen können«, belehrte ihn Penelope strafend, obwohl sie insgeheim sehr angetan von der Vorstellung war, wie Lord Nyles und Feltham sich in Italien kennengelernt hatten. »All diese Verfolgungsjagden und Geheimniskrämereien mit dem Colonel müssen Ihnen schrecklich fehlen. Und überhaupt, war es in diesem Fluss hinter der Mädchenschule nicht entsetzlich kalt?« Der Vorfall hatte im März stattgefunden und das Wetter war nicht besonders einladend gewesen.
    »Die Schulleitung war so freundlich, mich mit einer Wolldecke und heißem Tee zu versorgen, nachdem ich aus dem Wasser gefischt wurde«, beruhigte Lord Nyles sie. »Was sehr anständig von ihnen war, nach all der Aufregung, die sie mit meinem Besuch hatten.«
    »Erwarten Sie von mir keinen Beifall für Ihre Heldentaten«, verlangte Penny streng. »Ich habe in den letzten Wochen intensiv an meinen weiblichen Tugenden gearbeitet.«
    »Ich nehme an, das Klavierspiel zählte nicht dazu?«, fragte Nyles voller Anteilnahme, bevor ihn ein vernehmliches Räuspern von Tante Mildred darauf hinwies, dass sein unangemeldeter Besuch die schickliche Länge von allerhöchstens zwanzig Minuten weit überschritten hatte.
    Als Penelope den Klavierdeckel zuklappte, hielt Nyles noch einmal inne.
    »Vermissen Sie es nicht?«, fragte er an Penelope gewandt. »All diese Geheimnisse?«
    Sie ordnete mit ein paar schnellen Handgriffen ihre Noten und versuchte sich fieberhaft an all die ermüdenden Lektionen in flüssiger Konversation zu erinnern. Doch keine der sorgfältig einstudierten Redewendungen fand im Gespräch mit Lord Nyles Verwendung. »So sehr wie Sie Ihre Balkone«, versicherte sie ihm und fügte leise hinzu: »Nur, dass ich nicht in die königlichen Parks fliehe, sondern aufs Dach klettere, um ungestört zu sein. Oh, und ich trage auch mehr als meine Unterhose dabei.«
    Das war nun ganz sicher nicht Teil ihrer Konversationsübungen gewesen, und als sie aufsah, grinste er unerhört glücklich über das ganze Gesicht. »Verschwinden Sie«, riet Penny ihm nüchtern, »bevor meine Tante Gelegenheit bekommt, Sie nach der Bartwichse zu fragen.«
    Nachdem Lord Nyles ihrem Rat gefolgt war, kostete Tante Mildred die Sensation seines Besuches noch mehrere Tage lang im Gespräch mit den benachbarten Damen aus. Es herrschte bald allgemeine Einigkeit darüber, dass seine Torheiten sich noch auswachsen würden, in etwa so wie ein unbeholfenes Stottern oder ein schiefer Milchzahn. Und wenn nicht, würde seine zukünftige Frau angesichts seines Vermögens huldvoll lächelnd darüber hinwegsehen und sich mit horrenden Schneiderrechnungen bei ihm revanchieren.
    Allmählich kehrte in dem plüschigen Salon wieder Ruhe ein. Der April neigte sich seinem Ende zu, bevor Tante Mildred zu ihrem nächsten Schlag ausholte. Sie wartete einen der nachmittäglichen Spaziergänge ab. Gerade als Penelope besonders heftig die nächste Straßenecke herbeisehnte, weil ihr partout keine Bemerkung mehr zu der Kunst des korrekten Hofknickses einfallen wollte, erklärte Tante Mildred: »Zumindest wirst du nicht in die Verlegenheit geraten, dich vor Ihren Majestäten aufgrund einer falschen Technik zu blamieren. Dabei fällt mir ein, dass wir noch dein Kleid in Auftrag geben müssen.«
    Penelope machte vor Überraschung ein Geräusch, das auch mit viel gutem Willen nicht als wertvoller Gesprächsbeitrag gelten konnte.
    »Deine Mutter und ich sind darin übereinkommen, dass es dir nur nutzen wird, bereits in diesem Jahr bei Hofe vorgestellt zu werden.« Tante Mildred drehte den Knauf ihres Sonnenschirmes mit einiger Zufriedenheit in den behandschuhten Fingern und schenkte ihrer Nichte ein karges Lächeln. »Gewiss, es ist ein bisschen ungewöhnlich, dich im selben Jahr wie deine Schwester der Gesellschaft zu präsentieren. Aber ihr seid fast gleich alt, und Claire wird es kaum an Gelegenheiten mangeln,

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