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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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Julian dachte, dass er sich an diesen Anblick würde gewöhnen können, klopfte es an der Tür. Es handelte sich nicht um einen wohlerzogenen Rhythmus von Fingerknöcheln auf lackiertem Holz, sondern um ein drängendes Hämmern, das die beiden jungen Männer überrascht aufsehen ließ.
    Ohne einen einzigen Diener im Haus ging Julian eigenhändig zur Tür, überzeugt, wenigstens einen Constable oder Gerichtsvollzieher vorzufinden. Als er sie öffnete, sah er stattdessen Samuel im Treppenhaus stehen. Der Hausdiener trug, wie immer, seine dunkle Livree mit Fliege und Weste, aber ansonsten war nichts mehr an ihm ordentlich und würdevoll. Er war vollkommen außer Atem. Blonde Haarsträhnen hingen ihm in die Stirn. Sein Gesicht war vor Anstrengung gerötet. Er hielt die Faust erhoben und wollte gerade noch einmal anklopfen.
    »Samuel?«, stellte Julian überflüssigerweise fest. »Was gibt es?«
    »Ich bin auf der Suche nach Colonel Feltham, Sir«, erklärte Samuel. Er unternahm nicht einmal den Versuch, die strenge Würde seines Berufs wiederherzustellen.
    »Der Colonel ist außer Haus«, erklärte Julian, gewissermaßen in der Funktion eines Butlers, und hatte eine verwirrende Sekunde lang das Gefühl, dass sie ihre Positionen getauscht hatten und nun endgültig alles zwischen ihnen aus den Fugen geraten war. »Ich fürchte, er wird erst im Laufe der Nacht zurückkehren.«
    Bei diesen Worten schien Samuel in sich zusammenzusacken, als könne er sich plötzlich nicht mehr aus eigener Kraft aufrecht halten. Nur ein letzter Rest seines Standesbewusstseins hielt ihn davon ab, sich einfach gegen die Wand des Hausflurs zu lehnen. »Samuel«, sagte Julian und senkte unwillkürlich seine Stimme, »Was ist geschehen?«
    Der Diener strich sich mit gespreizten Fingern durch die Haare und brachte sie damit endgültig aus der Form. »Jane wurde entführt.«
    »Jane Swain?«, fragte Julian so ungläubig, als würden sie noch ein anderes Mädchen desselben Namens kennen. Er gab die Tür frei und Samuel trat ein.
    »Wir wurden in der Stadt von zwei Männern mit einem Falken verfolgt«, erklärte Samuel. »So unglaublich es klingt! Als wir durch einen Park flohen, wartete auf der anderen Seite eine Droschke auf uns.«
    Inzwischen fand Julian Falken in London keineswegs mehr so unglaublich. Er drängte Sam weiterzuerzählen.
    »In der Droschke saß Mr White«, fuhr der Diener fort. »Er hatte einen Revolver! Die beiden Männer mit dem Falken hatten uns inzwischen eingeholt. Sie zwangen Jane, zu ihm in die Kutsche zu steigen, und schickten mich mit einer Botschaft hierher zu Colonel Feltham.«
    »Was für eine Botschaft?«, fragte Julian, der sofort an die Liste dachte, die bei Maurice im Wohnzimmer lag.
    »Im Austausch für Jane soll der Colonel ihm das Totenbuch bringen«, wiederholte Samuel die Nach richt. »Die Übergabe soll in der Morgendämmerung an Rachel Felthams Grab auf Wainwood stattfinden. Der Colonel soll allein zu dem Treffpunkt kommen.«
    »Was für ein Totenbuch?«, fragte Julian irritiert, während er versuchte, die Informationen in die richtige Reihenfolge zu bringen. Die Entführung des Hausmädchens Jane erschien ihm geradezu unwirklich. Solche Verbrechen beschränkten sich für gewöhnlich nur auf die Armenviertel, die Zeitungen und die Kriminalromane. Andererseits hatte er auch nie erwartet, außerhalb des Britischen Museums auf einen Horus zu treffen.
    »Ambrose White?«, fragte Maurice hinter ihm. Er war von ihnen unbemerkt aus dem Salon auf den Flur getreten und hatte jedes Wort mit angehört. »Der abtrünnige Cousin des Viscount of Barclay?«
    Samuel bestätigte dies.
    »Er hat sich sein Vermögen mit Handelsbeziehungen aufgebaut«, erläuterte Maurice und sah dabei allein Julian an. »Baumwolle aus Ägypten, Porzellan aus China, Opium aus Indien, Gewürze aus dem Orient. Eine ganz erstaunliche Karriere.«
    Julian war sich sicher, dass er Mr Whites Namen bemerkt hätte, wenn er auf der Liste gestanden hätte. Doch das Dokument war über zwanzig Jahre alt und somit vermutlich nicht auf dem neuesten Stand. Außerdem tat das nichts zur Sache, solange sie nicht wussten, wo Feltham und dieses Totenbuch überhaupt waren. »Wir müssen zuerst den Colonel finden«, beschloss er. »Wenn er es für richtig hält, können wir immer noch die Polizei informieren.«
    Insgeheim war Julian sich nicht sicher, ob ein Constable ihnen die Geschichte über Janes Entführung mit einem Falken in den Straßen Londons, den Horus auf

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