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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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stimmte Penny ihm zu. Julian war schon immer der Einzige unter ihren Geschwistern gewesen, der ihr tatsächlich nahestand, sowohl vom Alter als auch vom Charakter her, und doch war er gerade deshalb vor allem anderen ihr Bruder. Penelope richtete sich gerade auf, trat einen Schritt zurück und zog die Decke enger um ihre Schultern. Ihre Füße waren zu Eisklötzen geworden und plötzlich wollte sie unbedingt wieder zurück in die Wärme ihres weichen Bettes. »Wir werden uns beide etwas anderes einfallen lassen müssen, was wir mit unserem Leben anfangen. Und wenn Claire es tatsächlich so eilig mit ihren Hochzeitsplänen hat, dann sollten wir uns lieber beeilen.«
    »Und dich wird deine Zukunft ganz sicher bis nach Ägypten führen.« Julian drehte sich zu ihr herum, plötzlich beschwingter in seinen Bewegungen und mit jener Abenteuerlust in den Augen, die Penny in den letzten Jahren immer seltener bei ihm wahrgenommen hatte. Er musterte sie neugierig, die Arme locker vor der Brust verschränkt. »Was ist das für eine Geschichte mit deinem plötzlichen Interesse am Nildelta? Erzähl mir nicht, dass es etwas mit diesem neuen Mädchen zu tun hat.«
    Der Themenwechsel kam so plötzlich, dass Penelope nicht mehr schnell genug mit einer Ausrede bei der Hand war. Sie öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, und schloss ihn dann wieder.
    »Ah«, stellte Julian trocken fest. »Nur das neue Hausmädchen aus Ägypten?«
    »Zuerst war es nur das Mädchen, aber dann …!« Penelope trat unbewusst von einem Fuß auf den anderen, während ihre Gedanken hinter der Stirn eine ungeordnete Polka tanzten. Jetzt, wo sie zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, ihren Verdacht auszusprechen, schien es ihr unmöglich, den richtigen Anfang zu finden. »Findest du es nicht auch merkwürdig, dass Vater ihr nur wegen dieses einen Briefes eine Stelle gegeben hat? Er hasst Ägypten und dabei ist er sonst kein Mann für so heftige Gefühle. Und hast du ihn je von einem Colonel Feltham reden hören? Außerdem habe ich seinen Brief gelesen«, fügte sie angemessen zerknirscht hinzu.
    Julians linke Augenbraue wanderte wortlos in die Höhe, dennoch war Penny sich nahezu sicher, den Anflug eines belustigten Grinsens in seinen Mundwinkeln zu bemerken, den er nicht schnell genug vor ihr verbergen konnte. Mit einigen wenigen Schritten kniete sie neben einem lockeren Dielenbrett, hob es an und holte darunter die Bücher hervor, die Julian für sie aus der Bibliothek geholt hatte. Der schmale Band über die ägyptischen Gottheiten, in dem noch immer der Brief lag, fiel zwischen den dickeren Wälzern kaum ins Auge. Penelope reichte ihn an Julian weiter. Er trat an den Querbalken mit den Kerzenstummeln, um besser lesen zu können. Als Erstes überflog er, ohne innezuhalten oder eine Frage zu stellen, den Brief. Dann begann er das Buch selbst zu studieren. Er schlug die ersten Seiten auf, mit dem Verweis auf den Titel, den Autor und den Verlag, und zögerte prompt. Penelope konnte sehen, wie er mit den Fingerspitzen über das Papier strich, dann hielt er das aufgeschlagene Buch in ihre Richtung, sodass sie es auch sehen konnte. Auf der allerersten schiefergrauen Seite des Einbandes klebte ein Exlibris. Ein kleiner, quadratischer Zettel, auf den ein kunstvoller Rahmen gedruckt worden war und in dessen Mitte mit blasser Tinte ein Name geschrieben stand.
    »Rachel Goodall«, las Julian vor, ehe Penelope aufstehen und näher herantreten konnte. »Dieses Buch gehörte Rachel Goodall. Sie war Teil unserer Familie.«
    Als hätte ihn diese Entdeckung beflügelt, begann Julian die restlichen Seiten zu durchblättern. Seine Augen flogen die Zeilen entlang, ohne sie wahrhaftig zu lesen und doch auf der Suche nach einem weiteren Hinweis.
    »Aber wer ist Rachel? Hast du je von ihr gehört?«, wollte Penelope wissen.
    »Nein, noch nie …« Julians Augen klebten noch immer auf den Buchstaben, so als würden sie dem Pendel eines Hypnotiseurs im Kabarettprogramm eines Theaters folgen. »Aber wenn sie auf Wainwood gelebt hat, dann muss es einen Eintrag im Kirchenbuch geben. Ein Taufdatum vielleicht oder ein Sterbejahr.« Er hielt kurz inne, um zu den Daten der Auflage zurückzublättern. »Das Buch ist etwas über zwanzig Jahre alt, und von Tante Mildred wissen wir, dass sie ungefähr zur selben Zeit in Ägypten war wie dein Vater. Das heißt, wir können den Zeitraum grob geschätzt auf die letzten vierzig Jahre eingrenzen.«
    Diese verlockende Aussicht beflügelte Penelope

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