Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
Gelehrten ehrenhalber und als Sprecher der Menschen betrachteten.
    Washutkin musterte ihn abschätzend. »Wie ich sehe, haben Sie sich von ihnen abhängig gemacht.«
    »Das ist ihre Welt«, sagte Greg. »Die sie bereitwillig mit uns teilen.«
    »Ich verstehe. Ich möchte mich entschuldigen, falls ich … voreilig gewesen sein sollte.«
    »Schon gut, Alexander. Schauen Sie, die alten Uvovo haben in dieser Gegend eine Reihe von Habitaten gebaut, entweder in Erdhöhlen oder in Hügeln und Bergen, in denen sie Tunnel angelegt haben. Eine solche Siedlung befindet sich in den Höhlen der Utgardbarriere nördlich des Waldes, nicht weit von Belskirnir, und sie ist ziemlich weitläufig. Ich bin sicher, die Lauscher hätten nichts dagegen, wenn Sie dort einziehen würden.«
    Washutkin schien besänftigt. »Ich danke Ihnen, Gregory, für Ihren Rat und Ihre Offenheit - ich werde mich über diese Höhlen informieren. Trotzdem möchte ich Sie dringend bitten, Ihr Arrangement zu überdenken. Die Lage wird sich verschlechtern, und wir müssen bereit sein.«
    »Bereit, wofür?«, sagte Greg. »Fliegen die Brolturaner weitere Truppen ein? Oder die Hegemonie?«
    »Sozusagen, Mr. Cameron«, meldete sich ein anderer Sprecher zu Wort.
    Greg schaute hoch. Der Kapuzenmann hatte gesprochen. Washutkin lachte und winkte, ohne sich umzusehen.

    »Gregory, ich möchte Ihnen meinen guten Freund Baltazar Silveira vorstellen, der den weiten Weg von der Erde nicht gescheut hat, um heute mit uns zu sprechen.«
    Erstaunt und verdutzt erhob sich Greg und schüttelte dem Mann die Hand. Silveira war schlank gebaut und hatte ein schmales Gesicht, kurzgeschorenes schwarzes Haar und dunkle, ein wenig traurige Augen. Sein Lächeln war schwach, sein Griff jedoch fest. Greg fragte sich, ob er von der Herakles kam, dem Schiff der Erdsphäre.
    »Mr. Cameron, ich freue mich sehr, Sie und Ihre Begleiter kennenzulernen«, sagte er mit einem noranglischen Akzent, den Greg nicht recht einordnen konnte. »Zunächst einmal sollten Sie wissen, dass meine Anwesenheit auf Ihrer Welt geheim bleiben muss, und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich ein verdeckter Agent des Geheimdienstes der Erde bin. Sollten das brolturanische Militär oder die Hegemonie davon erfahren, wäre dies ausgesprochen peinlich für meine Vorgesetzten, die dann gezwungen wären, mich auf Darien zurückzulassen. Und sollten andere Mächte wie zum Beispiel der Imisil-Bund davon Wind bekommen, wären die Implikationen alles andere als hilfreich.«
    »Sie haben unser Wort, Mr. Silveira«, sagte Greg, dessen Gelassenheit rein äußerlich war. »Das bleibt alles unter uns.« Er blickte die Firmanows und Kao Chih, an. Letzterer trug noch immer Kappe und Halstuch, doch alle drei bekundeten mit einem Kopfnicken ihr Einverständnis. »Dann bekommen die Brolturaner also Verstärkung, sagen Sie. Nun, nachdem Russen, Skandinavier und Schotten sich einen Monat lang beklagt und widersetzt haben, ist das eigentlich nicht überraschend. Womit bekommen wir’s zu tun - mit einem Regiment ausgemusterter Unterhalter? Mit einem Bataillon von Spitzenköchen, die genug brolturanische
Leckereien anrühren, um unser ungehobeltes Wesen zu besänftigen? Oder einfach nur mit noch mehr Soldaten?«
    Washutkin hielt seine Belustigung im Zaum. Silveiras Lächeln war eisig.
    »Die brolturanische Zivilisation mag ein Ableger der sendrukanischen Hegemonie sein«, sagte er, »aber in militärischer Hinsicht sollte man sie als Erfüllungsgehilfen der Hegemonialmacht betrachten. Deshalb haben sie Zugang zu einer erstaunlichen Vielfalt von Kriegshardware, denn ihre Schirmherren haben nur einige wenige Waffensysteme für sich selbst reserviert, darunter die Namul-Ashaph. Wörtlich aus dem Sendrukala übersetzt, bedeutet das ›Geist-der-erschafft‹; man könnte sie als automatisierte AI-Fabriken beschreiben, als mobile, nanobasierte Produktionseinheiten, die je nach Konfiguration imstande sind, täglich vier bis acht Kriegsmechas auszustoßen. Unser Geheimdienstkürzel dafür lautet Tektor …«
    »Kurzer Name, große Probleme«, sagte Washutkin zu Greg. »Deshalb müssen wir bereit sein.«
    »So ist es«, sagte Silveira. »Unter anderem soll ich Sie auf das Kommende vorbereiten und Ihnen raten, wie man den Mechas der Hegemonie mit Befestigungen und Fallen begegnen kann.«
    Während er lauschte, vertieften sich Gregs Bestürzung und Beklommenheit. Tayowal umfasste mehrere Schutzräume, die man in den Hang einer schüsselartigen Senke

Weitere Kostenlose Bücher