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WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

Titel: WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa McMann
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das brüchige Herbstlaub, das sich vor seiner Haustür angesammelt hat. Unter dem Gewicht seiner Schritte löst sich die Asche auf. Der Wind verschluckt sie. Fort.

07:15 Uhr
     
    Janie wacht auf, sie wird zu spät zur Schule kommen. Sie blinzelt.
    Noch nie zuvor hat sie geträumt – jedenfalls kann sie sich nicht daran erinnern.
    Sie hatte nur die Träume der anderen.
    Wenigstens kann sie während ihrer eigenen schlafen.
    Mit einem nassen Kamm bändigt sie ihre glatten, schmutzig-blonden Haare, putzt sich mit Höchstgeschwindigkeit die Zähne, steckt zwei Dollar in die Tasche ihrer Jeans, greift sich ihren Rucksack und sucht hektisch nach dem Autoschlüssel. Er liegt auf dem Küchentisch. Sie schnappt ihn, verabschiedet sich von ihrer Mutter, die im Nachthemd an der Spüle steht, ein Pop Tart isst und abwesend aus dem Fenster sieht.
    »Ich bin spät dran«, sagt Janie.
    Ihre Mutter reagiert nicht.
    Janie knallt die Tür zu, wenn auch nicht im Zorn. Eher in Eile. Sie klettert in den Nova und rast zur Fieldridge Highschool. Als es klingelt, ist sie wie die Hälfte ihrer Mitschüler nur noch zehn lange Schritte vom Englisch-Klassenzimmer entfernt. Unbemerkt, außer von einer schläfrig lächelnden Carrie, schlüpft sie durch den Raum zu ihrem Tisch, der letzte in der Reihe an der Tür. Heimlich macht sie ihre Mathematikaufgaben fertig, während der Lehrer sich über den bevorstehenden Wochenendausflug nach Stratford auslässt.
    Carl hat ihr den Rücken zugedreht. Sie verspürt den Drang, sein Haar zu berühren. Wenn sie ihn erreichen könnte, würde sie es vielleicht sogar wirklich tun. Doch dann schüttelt sie verwundert über sich selbst den Kopf. Ihre Gefühle für ihn bringen sieganz durcheinander. Zu wissen, dass er von ihr träumt, ist eher bizarr als schmeichelhaft. Besonders, wenn er kurz vorher noch dieses grässliche Monster gewesen ist. Vielleicht sollte sie zugeben, dass sie sogar ein klein wenig Angst vor ihm hat.
    Und jetzt weiß sie, wo er wohnt.
    Nur zwei Straßen weiter, in einem winzigen Haus in der Waverly Road.
     
    »Die Zimmerverteilung«, tönt Mr Purcell und wedelt mit neongelben Zetteln über dem Kopf wie mit Sonnenstrahlen, bevor er sie in Stapeln an die ersten Schüler in jeder Reihe austeilt. »Es wird nichts geändert, also versucht es erst gar nicht.«
    Janie sieht auf, als Kichern und Stöhnen laut werden. Der Junge vor ihr dreht sich nicht um, um ihr das Blatt zu geben, wirft es nur über die Schulter. Es flattert, schwebt und rutscht von dem glatt laminierten Tisch, bevor Janie danach greifen kann, fällt herunter und bleibt unter Carl Strumhellers Schuh stecken. Ohne hinzusehen, kickt er es zu ihr. Seine Haare schwingen leicht um seinen Kopf.
     
    Der Liste nach wohnt Janie in einem Zimmer mit drei reichen Snobs aus der schicken Nordstadt von Fieldridge: Melinda Jeffers, die sie hasst, Melindas Freundin Shay Wilder, die sie aus Prinzip hasst, und Captain der Mädchenfußballmannschaft, Savannah Jackson, die so tut, als würde Janie gar nicht existieren.Sie seufzt innerlich. Sie wird wohl auf der Hinfahrt im Bus schlafen müssen.
    Andererseits ist sie neugierig, zu erfahren, ob Melinda nach all den Jahren immer noch von Carrie mit Riesentitten träumt.

Oh Kanada
     

14. Oktober 2005, 03:30 Uhr
     
    Janie trifft sich mit Carrie zu nächtlicher Stunde in Carries Auffahrt. Außer einem schläfrigen Lächeln bringen sie kaum eine Begrüßung zustande, bevor Janie auf den Beifahrersitz von Carries Tracer klettert. Schweigend fahren sie im Dunkeln zur Schule. Janie ist froh, um diese Zeit nicht fahren zu müssen.
    Kurz vor der Schule überholen sie Carl Strumheller. Er ist zu Fuß. Carrie bremst und hält an, kurbelt das Fenster herunter, fragt, ob er mitfahren will, doch er winkt grinsend ab. »Ich bin doch schon fast da«, meint er. Vor ihnen glänzt der Greyhound-Bus unter den Laternen des Schulparkplatzes.
    Janie sieht Carl an. Er sieht ihr kurz in die Augen und schaut dann zu Boden. Sie fühlt sich beschissen.
     
    Janies und Carls Nicht-Streit auf dem Parkplatz war der Anfang einer langen Reihe von Nicht-Streitereien. Sie vermeiden aber nicht nur den Streit, sie reden auch so nicht mehr miteinander.
    Aber Janie sieht ihn, küsst ihn in seinen Träumen in der Bibliothek. Sieht ihn auch als rasenden Irren, als narbengesichtigen Verrückten mit Messerfingern, derimmer und immer wieder einen älteren Mann ersticht, aufschlitzt und köpft. Sie ist nur mäßig erleichtert, dass er niemand

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