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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Zachinger«, stellte Morgenstern klar.
    Müller brummelte etwas Unverständliches und ließ die Kommissare ins Haus. Auch hier gab es, wie schon in Zachingers Wohnhaus, einen breiten, mit gelbem Juramarmor ausgelegten Flur, an dessen Ende eine ebenfalls mit dem heimischen Stein geflieste Treppe in den oberen Stock und in den Keller führte. Im ganzen Haus hing ein leicht süßlicher Geruch.
    Morgenstern ging die Stufen zum Untergeschoss hinab. Die Tür eines gefliesten Vorratsraumes stand weit offen. Hier lagen säuberlich verschiedenste Fleischstücke nebeneinander auf dem blanken Boden, außerdem zwei große Schinken, die wohl im Laufe der Wintermonate geräuchert werden sollten.
    Müller führte sie bis zum Ende des Flurs und öffnete eine Tür. Eine von Fettgeruch geschwängerte Dampfwolke schlug ihnen entgegen. Morgenstern stockte einen Moment der Atem, dann trat er ein, dicht gefolgt von Hecht. An einem großen Holztisch arbeiteten nebeneinander die Bäuerin und der Metzger. Die Bäuerin schälte Zwiebeln und viertelte sie. Erstaunt schaute sie die Besucher an. Erwin Zachinger, den Rücken zur Tür gewand, hantierte an einem Fleischwolf. Mit blutverschmierten Händen schob er im Wechsel Speckschwarten, magere Gulaschstücke und geschälte Zwiebelviertel in das Gerät. Es war so laut, dass der Metzger die Kommissare nicht wahrnahm. Erst als sie direkt neben ihm standen, blickte er auf und schaute sie fragend an.
    »Suchen Sie mich?«
    Morgenstern nickte schweigend und sah sich Zachinger genauer an. Er war knapp fünfzig, hatte ein etwas aufgedunsenes Gesicht mit dunklen, tief liegenden Augen, schwarze, zu einer Tolle gegelte Haare, die für den Geschmack der Ochsenfelder Mehrheit sicher zu lang waren, lange Koteletten und trug einen großen silbernen Ring im Ohrläppchen; die Unterarme waren mit Drachen und runenartigen Zeichen tätowiert. Metzger Zachinger, folgerte Morgenstern nicht ohne eine gewisse Sympathie, war ein Rock ‘n’ Roller. Ein Elvis mit Fleischwolf.
    Der Bauer schaltete sich ein: »Erwin, die beiden Männer sind von der Kriminalpolizei.«
    »Was ist denn los, Erwin?«, fragte die Bäuerin neugierig.
    »Woher soll ich das wissen?«, gab Zachinger unfreundlich zurück. »Was ist, gehen wir raus?«, sagte er zu den Kommissaren und deutete mit einem Kopfnicken zum Flur. Morgenstern nickte erleichtert; noch ein paar Minuten länger im Geruch des Schlachtraums, und er würde einen Migräneanfall erleiden.
    »Um was geht’s denn?«, fragte Zachinger, als sie draußen vor dem Haus standen, und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Darum.« Morgenstern griff ins Innere seiner Jeansjacke, die sich bis dahin ziemlich unvorteilhaft ausgebeult hatte, und brachte die Gamstrophäe zum Vorschein. Er konnte es sich nicht nehmen lassen, seinen Triumph mit einem kleinen, gemeinen Tusch zu untermalen: »Ta-ta-ta-taaaa!« Er hielt dem Metzger das Gamsgehörn mit spitzen Fingern vor die Nase. »Kommt Ihnen das bekannt vor, Herr Zachinger?«
    »Woher haben Sie das?«, fragte Zachinger scharf und kniff seine dunklen Augen zu Schlitzen zusammen. Als er nach der Trophäe griff, zog Morgenstern sie rasch zurück.
    »Nein, nein, die brauchen wir noch. Und Sie besitzen ja, wie wir gesehen haben, noch jede Menge andere wunderbare Erinnerungsstücke an Ihre Jagdleidenschaft. Wir haben uns ein bisschen bei Ihnen zu Hause umgesehen.« Zachinger schaute Morgenstern zornig an, doch der machte unbekümmert weiter. »Ihre Frau war zwar trotz unseres Hausdurchsuchungsbefehls nicht sonderlich kooperativ, aber wir haben trotzdem im Wesentlichen gefunden, wonach wir gesucht haben.«
    »Bis auf Ihr Gewehr«, schaltete sich Hecht ein. »Aber die Kollegen mit dem Metalldetektor werden es inzwischen vielleicht schon aufgespürt haben. Sie könnten uns allerdings auch einfach sagen, wo es steckt.«
    Zachinger entschloss sich nun zu einem schiefen Grinsen. »Ich weiß nicht, wie Sie auf die Idee kommen, dass ich ein Gewehr habe. Fürs Schweineschlachten reicht mir ein Bolzenschussgerät. Und die Jagdtrophäen, die bei mir hängen, habe ich vom Flohmarkt. Sie wissen schon, den der Box-Club jeden Monat auf dem Eichstätter Volksfestplatz abhält. Da gibt es immer wieder schöne, alte Stücke zu kaufen.«
    »Wir würden Ihnen gerne glauben, Herr Zachinger, wenn es da nicht noch die Tatsache gäbe, dass Sie hier in der Gegend Wildfleisch verkaufen. Mit anderen Worten: Wir nehmen Sie fest wegen des Verdachts auf Wilderei.« Morgenstern

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