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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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den Kofferraumdeckel zuschlug.
    Morgenstern beschlich ein ungutes Gefühl. »Peter, schau doch bitte mal nach dem Metzger«, raunte er Hecht zu. Doch da kam die Bäuerin bereits zurück, überreichte jedem eine Plastiktüte mit dem Hinweis, die milde Gabe zu Hause möglichst bald zu verzehren. Hastig traten die Ermittler mit ihren Tüten auf den Hof.
    Der Metzger war nirgends zu sehen.
    »Herr Zachinger?«, rief Morgenstern. »Jetzt hat sich der Depp versteckt«, schimpfte er und rief laut über den ganzen Hof: »Herr Zachinger, kommen Sie sofort her. Wir spielen hier nicht Räuber und Gendarm. Sie machen alles nur noch schlimmer.«
    Sie erhielten keine Antwort. Inzwischen war auch die Bäuerin auf den Hof getreten. »Was gibt’s denn?«
    »Der Metzger ist weg, und das bloß wegen Ihnen und Ihren saudummen Bratwürsten«, erläuterte Hecht unsensibel. »Aber weit kann er nicht sein.«
    Die Bäuerin schaute sich um, ging dann mit schnellen Schritten zu einer Scheune, hinter deren halb geöffnetem Tor ein roter Traktor zu sehen war. Sie schob das Tor ganz auf, drehte sich zu den Kommissaren um und sagte: »So ein Verbrecher! Der hat mein Radl mitgenommen! Das hab ich mir immer schon gedacht, dass dem alles zuzutrauen ist. So wie der ausschaut, mit seiner komischen Frisur und den Tätowierungen. Aber mein Mann hat es immer nicht wahrhaben wollen.«
    Morgenstern und Hecht standen fassungslos neben Zachingers BMW .
    Schließlich murmelte Morgenstern: »Ladies and Gentlemen, Elvis has left the Building!«
    * * *
    Der Elvis von Biesenhard war wie vom Erdboden verschluckt. Natürlich hatten Morgenstern und Hecht mit ihrem Dienstwagen sofort die Verfolgung aufgenommen, in der Hoffnung, den Metzger auf Frau Müllers weinrotem Dreigangdamenrad der Marke Göricke rasch einholen zu können. Aber sie hatten keine Ahnung gehabt, in welche Richtung er geflüchtet war, noch dazu stand auf den Äckern rund um das Dorf der Mais zwei Meter hoch und bot optimale Versteckmöglichkeiten. Und hinter den Maisäckern begann der Wald. Ochsenfeld war, wie Morgenstern mit einem verzweifelten Blick auf die Straßenkarte erkannte, umgeben von gewaltigen Wäldern.
    Spät erst meldeten die Ermittler ihren groben Schnitzer nach Ingolstadt ins Polizeipräsidium. Wie erwartet war Adam Schneidt alles andere als amüsiert, vor allem als auch der Hubschrauber mit Wärmebildkamera, der wenig später über der Ochsenfelder Flur seine Kreise zog, Erwin Zachinger nicht ausfindig machen konnte. Stattdessen stöberte er mehrere Wildschweinrotten auf, die es sich in den Maisäckern paradiesisch eingerichtet hatten.
    Mit hängenden Köpfen fuhren die Kommissare schließlich zurück nach Ingolstadt, um das weitere Vorgehen zu beraten.
    »Der taucht schon wieder auf«, sagte Hecht im Auto. »Spätestens wenn er Hunger bekommt. Oder wenn es ihn friert. Er kann sich ja schlecht mit seinem Fahrrad zudecken, da zieht es so durch die Speichen.«
    »Deinen Humor möchte ich haben«, fauchte Morgenstern und starrte düster nach draußen. »Aber wenigstens ist jetzt klar, dass er in der Sache drinhängt. Bloß wegen Wilderei wär der nie und nimmer getürmt. Was hätte er schon zu befürchten gehabt? Eine Geldstrafe, vielleicht eineinhalb Jahre Haft auf Bewährung? Da zuckt ein Rock ‘n’ Roller doch nur mit den Schultern. Nein, jetzt hat er sich selbst verraten: Zachinger hat richtig Dreck am Stecken.«
    Schon an der Pforte des Präsidiums wurden sie angewiesen, sich sofort bei Adam Schneidt zum Rapport zu melden.
    »Das hätte ich auch so gewusst«, giftete Morgenstern den diensthabenden Polizeibeamten am Informationsschalter an. Der grinste nur vielsagend zurück. Die Kunde von der missglückten Festnahme hatte offenbar schon die Runde gemacht.
    »Und nun, meine Herren?«, donnerte Schneidt, nachdem er seine beiden Untergebenen auf die Couch genötigt hatte. »Soll ich Ihretwegen eine Hundertschaft der Eichstätter Bereitschaftspolizei den Wald durchkämmen lassen? Bin ich denn hier nur von Stümpern umgeben? Sehen Sie sich mal die Landkarte an.« Er deutete auf die riesige Karte an der Wand. »Da finden wir den Mann nie. Und wenn ich Sie richtig verstanden habe, hat er auf seine Flucht auch noch ein Schlachtermesser mitgenommen.«
    Die beiden Kommissare schwiegen. Die Hälfte des Landkreises Eichstätt bestand aus Wald, und im Westen, wo der Metzger sich vermutlich versteckte, war das Gelände auch noch von zerklüfteten Tälern und steilen, von Felsen übersäten

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