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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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»Hubertus-Halle« kannte, und mehrere Päckchen Patronen. Nichts Auffälliges. Morgenstern war enttäuscht. Alles ordnungsgemäß, auch der Waffenschein befand sich im Schrank. Schreiber bestand darauf, er habe zuletzt vor vielen Jahren mit dem Jagdgewehr geschossen. Und das Luftgewehr? Zu Morgensterns Bedauern hatte Schreiber auch dafür eine Erklärung.
    »Das gehört meiner Frau. Sie schießt hobbymäßig bei der Königlich Privilegierten Feuerschützengesellschaft Ingolstadt. Allerdings nur noch sehr unregelmäßig. Wir haben uns inzwischen beide dem Golfsport zugewandt.«
    Die Schreibers, so stellte sich heraus, waren Mitglied im noblen Wittelsbacher Golfclub auf Gut Rohrenfeld zwischen Ingolstadt und Neuburg.
    Morgenstern ließ sich das Jagdgewehr geben, betrachtete es ausführlich und reichte es dann dem Besitzer zurück. Da kam ihm eine Idee. Er deutete auf die Patronenschachtel: »Kaliber 7.92« stand auf dem Pappkarton.
    »Könnte ich davon eine haben?«, fragte er. »Ich muss etwas ausprobieren.« Auch diese Frage irritierte Schreiber nicht.
    »Gerne. Wie schon gesagt, ich brauche sie nicht mehr.« Schreiber reichte Morgenstern ein messingglänzendes Geschoss. »Eigentlich können Sie die Waffe auch gleich mitnehmen. Ich will sie nicht mehr haben.«
    Irmgard Schreiber, die das Gespräch bisher eher gelangweilt verfolgt hatte, mischte sich plötzlich ein und sagte scharf: »Kommt überhaupt nicht in Frage.« Als sie realisierte, dass alle drei Männer sie erstaunt ansahen, fügte sie, nun sanfter, hinzu: »Walter! Wir könnten das Gewehr doch verkaufen, wenn du es nicht mehr im Haus haben willst. Du willst doch nicht im Ernst dein gutes Gewehr einfach verschenken?«
    Doch Schreiber blieb dabei. »Nein, aus den Augen, aus dem Sinn.«
    »Walter, wir behalten die Waffe!« Irmgard Schreibers Ton wurde schrill, ihre Wangen glühten. Morgensterns Blick wanderte aufmerksam zwischen den Eheleuten hin und her. Wieso waren sich die beiden nie einig?, überlegte er. Was wusste sie, was er nicht wusste? Oder war es umgekehrt? Er beschloss, das Ehepaar Schreiber nicht aus den Augen zu lassen. Und das Gewehr, das Irmgard Schreiber so ungern aus der Hand geben wollte, würde er umgehend beim Landeskriminalamt untersuchen lassen.
    »Wenn Sie das Ding loswerden wollen, bitte sehr.« Morgenstern nahm Walter Schreiber das Gewehr ab. »Wir von der Polizei sind froh um jeden Schießprügel, der aus dem Verkehr gezogen und verschrottet wird. Und die Rehe draußen im Wald auch.« Grinsend fügte er hinzu: »Schwerter zu Pflugscharen, Gewehre zu Golfschlägern.«
    Auf der Rückfahrt zum Polizeipräsidium angelte sich Hecht Schreibers Gewehr und begutachtete es von allen Seiten. Wie Schreiber erzählt hatte, hatte er das Gewehr mit neunzehn Jahren als Geschenk zur bestandenen Jägerprüfung von seinem Vater bekommen, vor über dreißig Jahren also. Und vor mindestens zwanzig Jahren habe er damit den letzten Schuss abgegeben.
    »Steck die Knarre lieber wieder weg, sonst glauben die Leute noch, wir fahren zu einem Überfall«, warnte Morgenstern, der wie immer am Steuer saß. »Außerdem ruinierst du alle Fingerabdrücke, die drauf sind.«
    Doch Hecht sah kein Problem. »Was sollen denn da für Fingerabdrücke drauf sein?« Er strich über den handschmeichlerisch glatten hölzernen Kolben, befühlte den schwarz glänzenden Lauf und schnupperte an der Mechanik. »Komisch«, sagte er schließlich. »Dafür dass die Knarre angeblich seit Jahrzehnten nicht mehr im Einsatz war, stinkt sie noch ziemlich heftig nach Pulver.«
    Morgenstern, der den Zivilwagen gerade auf einer doppelspurigen Ringstraße Richtung Präsidium steuerte, schaute wie elektrisiert zu Hecht, der immer noch an der Waffe herumfummelte, den Lauf zwischen den Beinen nach unten gerichtet. »Was hast du da gesagt?«, fragte er.
    »Ich sagte …«, murmelte Hecht und fingerte am Abzug.
    Es gab einen ohrenbetäubenden Knall. Morgenstern verriss das Steuer, der Wagen schleuderte über die zweite Spur, verfehlte dabei nur knapp einen anderen Wagen, dessen Fahrer hupend und wild gestikulierend seinen Zweifel an Morgenstern Geisteszustand bekundete. Morgenstern machte eine Vollbremsung, was wiederum beinahe einen Auffahrunfall ausgelöst hätte, zog den Wagen auf die rechte Seite, hielt an und sprang beinahe fluchtartig heraus. Der völlig verdatterte Hecht, kalkweiß um die Nase, blieb regungslos sitzen. Morgenstern atmete dreimal tief durch. Dann hatte er seine Sprache

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