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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wiedergefunden.
    »Du Volltrottel! Du Hornochse! Du Granatendepp!«, brüllte er und trommelte mit beiden Fäusten auf das Autodach. »Wie kann man bloß so blöd sein? Das lernt man doch schon im ersten Ausbildungsjahr, dass in einem Gewehrlauf noch eine Patrone stecken kann!«
    »’tschuldigung«, flüsterte Hecht tonlos. »Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das Ding geladen sein könnte. Nach all den Jahren.«
    Nach zwei Minuten hatten sich die beiden so weit beruhigt, dass sie das Auto inspizieren konnten. Der Wagen stank erbärmlich nach Pulverdampf, doch bis auf ein überraschend kleines Loch im Bodenblech hatte er anscheinend keinen Schaden erlitten. Hecht verschob kurzerhand die Gummi-Fußmatte, das Loch war verschwunden.
    »War was?«, fragte er harmlos, und die beiden einigten sich darauf, den peinlichen Vorfall im Präsidium zu verschweigen. Es blieb nur zu hoffen, dass nicht einer der anderen Autofahrer das Missgeschick so deutlich gesehen hatte, dass er seinerseits bei der Polizei Alarm schlug. Morgenstern und Hecht hielten dieses Restrisiko allerdings für kalkulierbar.
    »Was wolltest du mir vorhin eigentlich sagen, ich meine, bevor du hier den Pistolero gegeben hast?«, fragte Morgenstern, als sie wieder fuhren.
    »Ich hatte den Eindruck, dass die Knarre nach frischem Pulverdampf gerochen hat. Aber das kannst du jetzt vergessen.«
    »Das kann man laut sagen«, maulte Morgenstern. »Frischeren Pulvergestank als den, den du eben produziert hast, gibt es nicht. Lass uns nicht vergessen, das Auto gründlich durchzulüften, wenn wir es am Präsidium abstellen, sonst wittert noch einer der Kollegen was. Und was das Gewehr angeht: Das lassen wir überprüfen. Irgendwie traue ich diesem Schreiber nicht über den Weg.«
    * * *
    Ein Kurierfahrer des Polizeipräsidiums brachte Schreibers Gewehr am frühen Nachmittag zur Analyse ins Landeskriminalamt nach München. Der Ballistiker des LKA versprach am Telefon, sich die Waffe noch am selben Tag anzusehen. Im Übrigen, so teilte er dem erstaunten Morgenstern mit, werde die Waffe vielleicht ziemlich genau an ihren Herkunftsort zurückkehren, nämlich nach Eichstätt, in die große Kaserne der Bereitschaftspolizei. Zu Ausbildungszwecken für den bayerischen Polizeinachwuchs gebe es dort eine bedeutende, öffentlich nicht zugängliche Sammlung verschiedenster Schusswaffen »quer durch alle Jahrhunderte«, wie der Ballistiker mit unverhohlener Begeisterung schilderte.
    »Die haben da ein Arsenal, damit könnte man eine ganze Armee ausrüsten«, sagte er. »Ist aber sicherheitshalber alles funktionsuntauglich. Es geht da nur ums Anschauen, nicht ums Schießen. Schade drum.« Und er redete so lange auf Morgenstern ein, bis der versprach, sich die Sammlung zeigen zu lassen. »Da können Sie noch was lernen.«
    Morgenstern brauchte nicht lange, bis er bemerkte, wie gut ihm dieser Vorschlag ins Konzept passte. Hecht würde den ganzen Nachmittag damit beschäftigt sein, irgendwelchen Papierkram zu erledigen. Da konnte er selbst ganz gut nach Eichstätt fahren – vorgezogener Feierabend inklusive. Er kündigte sich telefonisch bei der Bereitschaftspolizei an und meldete sich dann bei Kriminaldirektor Adam Schneidt ab.
    Sein Vorgesetzter war beeindruckt von der Idee. »Fleißig, fleißig, der Herr Morgenstern bildet sich in Waffenkunde fort«, lobte er. »Das hätte ich gar nicht erwartet von Ihnen. Ich habe mir erst neulich Ihre Akte angesehen und war überrascht, dass meine Männer so schlecht schießen. Auch Sie haben die Prüfungen immer nur mit Ach und Krach bestanden. Das ist gar nicht gut, wenn es einmal zu einer Notwehrlage kommt, und damit müssen Sie als Kriminalbeamter doch täglich rechnen.«
    »Ich bin bisher eigentlich immer ganz gut klar gekommen«, wiegelte Morgenstern ab. »Musste im Einsatz noch nie auch nur einen einzigen scharfen Schuss abgeben. Das nennt man wohl deeskalierendes Verhalten. Steht dazu auch irgendwas Positives in meinen Akten, Herr Schneidt?«
    »Nicht dass ich wüsste. Da steht vielmehr drin – aber das wissen Sie selbst am besten –, dass Sie sich in bestimmten Situationen nicht im Griff haben. Deswegen sind Sie schließlich auch von Nürnberg zu uns nach Ingolstadt versetzt worden.«
    »Ein Mal, ein einziges Mal«, stellte Morgenstern kleinlaut klar.
    »Sie machen es sich zu leicht, Morgenstern«, beharrte Schneidt. »Jetzt holen Sie sich mal einen Kaffee, und dann müssen wir uns unterhalten.«
    Morgenstern sah Schneidt mit

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