Walburgisöl - Oberbayern-Krimi
die Tür zum Klosterladen, und am Ende des Gangs fand sich ein kleiner Schalter mit einer Glasscheibe wie bei einer altmodischen Sparkassenfiliale. Der Schalter war nicht besetzt, also drückte Morgenstern den Klingelknopf, der sich daneben befand.
Nach einer knappen Minute betrat eine kleine, alte Klosterschwester den kleinen Raum hinter dem Schalter und schob die Glasscheibe beiseite. Morgenstern stellte sich und Hecht vor und trug seine Bitte vor.
»Für die Anliegenbücher ist unsere Äbtissin verantwortlich, Herr Kommissar«, sagte die Schwester. »Aber momentan ist sie nicht zu sprechen. Wir haben gerade Gebetszeit.«
»Verdammt!«, sagte Morgenstern und erntete dafür ein missbilligendes Stirnrunzeln der Nonne. »Und wann ist sie zu erreichen? Wir müssen unbedingt einen Blick in diese Bücher werfen.«
»Ich werde ihr Ihre Bitte ausrichten«, sagte die Klosterfrau.
Morgenstern grummelte unzufrieden.
Die Nonne sah ihn geduldig an. »Ich würde vorschlagen, dass Sie morgen früh um acht Uhr wiederkommen. Ich denke, dass Sie dann auch direkt mit unserer Äbtissin sprechen können.« Als Morgenstern leise aufstöhnte, fügte sie hinzu: »Ich gehe davon aus, dass bis dahin auch schon alles für Sie vorbereitet ist. Sie können die Bücher in unserem Besprechungszimmer hier gleich nebenan studieren.« Sie deutete aus ihrer Pförtnerkammer quer über den Gang auf eine Tür aus dunklem Eichenholz.
»Okay«, sagte Morgenstern, und Hecht fügte, um die Schnoddrigkeit seines Kollegen einigermaßen auszubügeln, hinzu: »Vergelt’s Gott.«
»Samstagfrüh um acht ins Kloster«, murrte Morgenstern, als sie wieder im Freien waren.
»Aber ich bin mir sicher, dass es die Mühe lohnt«, sagte Hecht tröstend. »Verdächtiger geht es doch gar nicht. Die alte Frau wollte nicht, dass sie auf dem Friedhof mit ihren Blumen gesehen wird, deswegen hat sie bis ganz zum Schluss gewartet. Und hinterher rennt sie gleich zur heiligen Walburga.«
»Sie hat in das Buch geschrieben, dass sie jetzt endlich Ruhe finden kann«, überlegte Morgenstern. »Sonderbar.«
»Das ist alles sehr mysteriös«, stimmte Hecht zu.
»Wie alt schätzt du die Frau?«, fragte Morgenstern.
Hecht dachte nach. »Zwischen fünfundachtzig und neunzig, tippe ich, aber ich konnte sie nicht sehr gut sehen.«
»Vielleicht war sie doch eine Sandkastenliebe von Matthias Schreiber«, grübelte Morgenstern. Er seufzte: »Wenn ich eines Tages die Kurve kratze, wüsste ich schon gern, wer mir Blumen in die Grube wirft und warum.«
»Der alte Schreiber wird wohl gewusst haben, wer sie ist«, meinte Hecht. »Bloß wir tappen im Dunkeln.«
»Das hat der Eichstätter Kurier vorgestern auch schon geschrieben. Keiner hat mehr Respekt vor der Polizei.«
* * *
Morgenstern stellte sich auf einen vergleichsweise frühen Feierabend ein, über den er Fiona schon vorab per Handy informiert hatte. »Musst du denn nicht mit Hochdruck an deinem Fall arbeiten?«, hatte sie argwöhnisch gefragt. »Ich meine, wegen unseres Urlaubs?«
»Ich erkläre es dir zu Hause«, hatte er gemurmelt und dann mit schlechtem Gewissen aufgelegt.
»Ich höre«, sagte Fiona ungnädig, als Morgenstern wenig später vor ihr stand. »Mike, wie sieht es mit unserem Urlaub aus?«
»Ihr müsst allein fahren«, sagte Morgenstern mit gesenktem Kopf.
»Das habe ich mir schon gedacht«, gab Fiona zurück. »Mein Pech, wenn ich einen Kriminalpolizisten als Mann habe. Ich weiß schon, warum die Kommissare im ›Tatort‹ fast nie eine Familie haben. Das haut einfach nicht hin mit Frau und Kindern. Für den Job muss man wohl ein Eigenbrötler sein. So einer wie dein Kollege Hecht.«
»So schlimm ist es auch wieder nicht«, argumentierte Morgenstern müde dagegen »Es ist nur so, dass es dieses eine Mal nicht klappt mit der gemeinsamen Reise.«
»Tut’s dir wenigstens leid?«, fragte Fiona mit verkniffenem Gesichtsausdruck und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ja, natürlich.«
»Dann will ich gerne noch das entscheidende Wort hören, und die Sache ist für mich erledigt.«
Morgenstern überlegte eine ganze Weile, bis ihm endlich einfiel, worauf seine Frau hinauswollte. Er sah ihr tief, fast treuherzig, in die Augen und sagte: »Entschuldigung.«
»Na also, geht doch«, sagte Fiona lächelnd. »Und jetzt machen wir eine kleine Radtour.«
»Nicht schon wieder an der Altmühl entlang«, ächzte Morgenstern. »Wir sind doch schon bestimmt hundertmal das Tal rauf- und runtergefahren.«
»Ich
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